# taz.de -- Debakel um Hypo Group Alpe Adria: Schuldfrage ungelöst | |
> Ein München soll ein Untersuchungsausschuss klären, wer die Schuld trägt | |
> am Milliarden-Debakel um die Hypo Group Alpe Adria. Die BayernLB oder die | |
> Staatsregierung? | |
Bild: Restlos bedient: Thomas Kreuzer (CSU), der Vorsitzende des Untersuchungsa… | |
MÜNCHEN taz | Der Zeuge ist gerade im Blitzlichtgeprassel davongeeilt. | |
Zurück bleibt ein restlos bedienter Untersuchungsausschuss-Vorsitzender. | |
"So etwas ist noch nie vorgekommen", schimpft Thomas Kreuzer (CSU). | |
Eigentlich sollte an diesem Morgen der frühere bayerische Sparkassenchef | |
Siegfried Naser seine Rolle im Desaster um die Hypo Group Alpe Adria (HGAA) | |
erklären. Die österreichische Skandalbank war 2007 von der Bayerischen | |
Landesbank gekauft und mit einem Verlust von 3,7 Milliarden Euro abgestoßen | |
worden. Abgenickt hatte den Deal der Verwaltungsrat. Zeitweise an der | |
Spitze des Gremiums: Siegfried Naser. | |
Doch der verweigert am Dienstag im Untersuchungsausschuss im Bayerischen | |
Landtag die Aussage. Ohne rechtliche Grundlage, finden die Abgeordneten. | |
Einstimmig verdonnern Regierung und Opposition den Sparkassenmann zu 1.000 | |
Euro Ordnungsgeld. Sollte er bei einer erneuten Vorladung noch einmal die | |
Aussage verweigern, droht ihm der Vorsitzende Kreuzer, werde man bei | |
Gericht Beugehaft beantragen. | |
Der Ausschuss hat über ein Jahr Zeit zu klären, wer die Verantwortung trägt | |
an dem Milliardendebakel: die Banker im BayernLB-Vorstand oder die | |
Sparkassenvertreter und Landesminister im Verwaltungsrat. Die CSU möchte | |
eine Verantwortung der Banker beweisen, die Opposition sieht die Schuld bei | |
der Staatsregierung. Bisher dürfte der Verlauf der Ausschusssitzungen der | |
CSU gut passen. Im Juni verweigerten die führenden Banker im | |
BayernLB-Vorstand die Aussage, jetzt folgte der peinliche Auftritt des | |
Sparkassenchefs. Dafür nutzte der Hauptverantwortliche auf Regierungsseite | |
am Dienstag die Bühne für eine über zwei Stunden lange Verteidigungsrede. | |
Kurt Faltlhauser (CSU) war unter Edmund Stoiber Finanzminister und | |
zeitweise Chef des BayernLB-Verwaltungsrats. Für ihn war die Regierung | |
unschuldig am Niedergang der HGAA. "Die Wirtschaftskrise nahm der HGAA den | |
Atem", so Faltlhauser. Erst im Nachhinein habe sich der Kauf als Fehlgriff | |
erwiesen. Der am Ende für die BayernLB beinahe tödliche Expansionskurs - | |
für Faltlhauser eine Folge der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, nicht | |
von Edmund Stoibers Großmannssucht. | |
Im Februar 2007 sei er erstmals von den Plänen, die HGAA zu kaufen, | |
informiert worden. Der Verwaltungsrat sei von Anfang an über alle Probleme | |
bei der HGAA informiert gewesen. Der Kaufpreis der Bank sei mit 3,25 | |
Milliarden Euro nicht überhöht gewesen. Er beruhe auf rationalen | |
Berechnungen, inklusive einer 20-prozentigen "Kontrollprämie" für die | |
Anteilsmehrheit. | |
Edmund Stoiber selbst habe mit alldem, bis auf ein Gespräch über den Kauf | |
mit dem kroatische Ministerpräsidenten, nichts zu tun gehabt, erklärt | |
Faltlhauser. "Das operative Geschäft der Bank ist nicht Sache des | |
Ministerpräsidenten." | |
28 Sep 2010 | |
## AUTOREN | |
Bernhard Hübner | |
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