# taz.de -- Wasserverträge vor Gericht: Heidi Kosche wills wissen | |
> Die Grünen-Abgeordnete klagt jetzt auf schnelle Akteneinsicht. | |
Bild: Bei uns kommt Wasser aus dem Hahn. Anderswo müssen die Menschen weit zum… | |
Die Grünen-Abgeordnete Heidi Kosche zieht erneut vor das | |
Landesverfassungsgericht: An diesem Mittwoch will sie einen Antrag auf | |
zügige Einsicht in die Unterlagen zur Privatisierung der Wasserbetriebe | |
einreichen. Kosche: "Mit einer erneuten Klage gegen die Verzögerungstaktik | |
und Untätigkeit der Verwaltung werden wir weiterhin Druck auf die | |
Senatsverwaltung ausüben." | |
Das Verfassungsgericht hatte bereits im Juli festgestellt, dass der Senat | |
weitgehende Akteneinsicht gewähren muss. Nach Angaben von Daniel Abbou, | |
Sprecher von Finanzsenator Ulrich Nußbaum (parteilos), ist aber noch nicht | |
absehbar, wann es dazu kommen wird. Derzeit würden die Kapazitäten fehlen, | |
um die Unterlagen schneller für die Einsicht aufzubereiten. | |
Der rot-rote Senat versucht seit Jahren, das in der Landesverfassung | |
verankerte Recht der Abgeordneten auf Einsicht in die Akten zu beschneiden. | |
Kosches Antrag stammt bereits vom Juni 2007. Die Senatsverwaltung für | |
Finanzen lehnte ihn jedoch ab: Kosches Kontrollrecht müsse hinter | |
"schützenswerten Geheimhaltungsbelangen der Unternehmen zurücktreten". Die | |
Konzerne RWE und Veolia, die im Jahr 1999 knapp die Hälfte der | |
Wasserbetriebe gekauft hatten, müssten darauf vertrauen können, dass die | |
zugesagte Geheimhaltung gewahrt bleibe. Schließlich könnte "ein | |
Vertrauensbruch das Land Berlin in den Augen potenzieller Investoren als | |
unzuverlässig erscheinen" lassen. Sprich: Bei zukünftigen Privatisierungen | |
von landeseigenen Unternehmen wird es schwieriger, Käufer zu finden. Kosche | |
könne daher nur einzelne der 119 Ordner einsehen. | |
Am 14. Juli 2010 entschied jedoch das Landesverfassungsgericht, dass der | |
Senat damit gegen die Verfassung verstoßen habe. Die Verwaltung müsse das | |
Interesse der Investoren an der Geheimhaltung mit dem Kontrollrecht der | |
Abgeordneten abwägen. Nur "besonders bedeutsame Geheimnisse" dürften | |
geschützt werden. Der Senat müsse Kosches Antrag daher noch einmal prüfen. | |
Seither wurden erst 15 der Ordner bearbeitet. Wenn es so weitergeht, wird | |
Kosche erst in drei Jahren Einblick in alle Unterlagen bekommen. Mit der | |
Klage will sie das Land zu mehr Tempo verpflichten. Parallel wirbt sie | |
dafür, das Volksbegehren des Wassertischs zur Veröffentlichung der geheimen | |
Wasserverträge zu unterstützen. S. HEISER | |
6 Oct 2010 | |
## AUTOREN | |
S. Heiser | |
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