# taz.de -- Rauswurf aus Fankneipe: Platzverweis für Grünen-Chefin | |
> Der Rauswurf von GAL-Chefin Fegebank aus dem "Jolly Roger" schlägt | |
> Wellen: Die FC St. Pauli Fan-Kneipe distanziert sich, einige Fans des | |
> Vereins applaudieren. | |
Bild: In ihrer Partei beliebter als im "Jolly Roger": GAL-Vorsitzende Katharina… | |
Nachdem bekannt geworden ist, dass GAL-Chefin Katharina Fegebank (33) vor | |
einigen Tagen aus der Fan-Kneipe des FC St.Pauli, dem "Jolly Roger", | |
herausgeworfen wurde, gibt es nun erste Reaktionen. "Bravo", heißt es in | |
Fan-Foren, und: "Danke Jolly Roger!" Der Verein Ballkult, der die Kneipe | |
betreibt, distanziert sich von solchen Aussagen. Der Vorfall sei eine | |
"spontane Geschichte" gewesen, sagt Vorstandsmitglied Sven Brux, der | |
hauptberuflich für den FC St.Pauli arbeitet. Die Aktion entspreche nicht | |
der Politik des Jolly Roger. | |
Nach dem Heimspiel St.Pauli gegen Dortmund wollte Fegebank mit Freunden ein | |
Bier in der Fan-Kneipe trinken. "Sind Sie die GAL-Vorsitzende?", soll sie | |
gefragt worden sein. Fegebank soll das bejaht und sogleich von Gästen und | |
Angestellten wüst beschimpft worden sein. Den beteiligten Angestellten | |
werde man daraus "keinen Strick drehen", sagt Sven Brux. "Vielleicht muss | |
man als GAL damit rechnen, nachts in einer Bar angequatscht zu werden, wenn | |
man mit Ahlhaus rummacht." | |
Unter der Verantwortung des damaligen Innensenators Christoph Ahlaus (CDU) | |
hatte es 2009 eine Polizei-Razzia im "Jolly Roger" gegeben. Die | |
Einsatzkräfte setzten Pfefferspray und Reizgas ein, mehrere Gäste wurden | |
verletzt: Ausgeschlagene Zähne, Stauchungen und Prellungen - so die Bilanz | |
laut Ballkult e.V.. Manche haben dem neuen Bürgermeister Ahlhaus diesen | |
Einsatz bis heute nicht verziehen. | |
"Ein Innensenator ist für Grüne immer eine Reizfigur", hatte Katharina | |
Fegebank vor Ahhlaus' Wahl zum Bürgermeister der taz gesagt. Dennoch hat | |
sich die GAL zu Ahlaus bekannt - privat hat Fegebank vermutlich nicht damit | |
gerechnet, mit dem Regierungschef in Verbindung gebracht zu werden. "Das | |
war keine schöne Erfahrung", so die GAL-Chefin gegenüber der Mopo. Mehr | |
wolle sie dazu im Moment nicht sagen, lässt Fegebank durch GAL-Sprecherin | |
Silke Lipphardt ausrichten. Lipphardt zufolge habe sich der Vorfall von | |
selbst herumgesprochen, Fegebank sei nicht damit an die Presse gegangen. | |
Man wolle die Angelegenheit deshalb nicht zusätzlich "befeuern", sagt sie | |
und verweist auf die Diskussionen im Internet. | |
Dort geht es in der Tat hitzig, bisweilen auch beleidigend zu. "Die GAL hat | |
in linken Kneipen nichts zu suchen!", gehört dabei zu den harmlosen | |
Kommentaren. Über Blogs, Facebook und Twitter hat sich die Nachricht | |
schnell verbreitet. Allerdings finden sich im Internet auch differenzierte | |
Aussagen. Ein Facebook-Nutzer schreibt, der Rauswurf sei die falsche | |
Reaktion gewesen. Stattdessen hätte man die Anwesenheit der Politikerin | |
nutzen und mit ihr den umstrittenen Polizei-Einsatz von 2009 diskutieren | |
sollen. Und ein Kommentar fragt überspitzt: "Dem politisch Andersdenkenden | |
Platzverweise erteilen? Warum nicht gleich noch etwas körperliche | |
Züchtigung." | |
Die Kommentare sollten nicht "für bare Münze" genommen werden, sagt Sven | |
Brux. Der Ballkult e.V. habe intern über den Vorfall diskutiert und sich | |
direkt an Katharina Fegebank gewandt. Es scheint, als läge auch dem | |
Fan-Verein wenig daran, Fegebanks Rauswurf weiter in der Öffentlichkeit | |
breit zu treten. Weder Geschäftsführer Stephan Deluis noch beteiligte | |
Angestellten wollen sich zu dem Vorfall äußern. "Diese Nummer ist eben | |
passiert", sagt Brux. Im "Jolly Roger" seien alle Meinungen willkommen. | |
"Außer Nazis darf hier jeder rein." | |
6 Oct 2010 | |
## AUTOREN | |
Steffi Hentschke | |
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