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# taz.de -- Zeitungen aus dem E-Kiosk: Laden und Lesen
> Unter dem Namen "Pubbles" hat der deutsche Medienkonzern Bertelsmann mit
> dem Verkauf digitalisierter Print-Produkte begonnen. Und stolpert dabei
> noch, wie der taz.de-Test zeigt.
Bild: Bertelsmann steigt jetzt auch in den E-Book-Markt ein.
Pubbles? Klingt ein bisschen nach einem Label für Kinderspielzeug.
Stattdessen handelt es sich bei dem merkwürdigen Begriff um den Namen einer
Tochterfirma des Gütersloher Medienriesen Bertelsmann - und das "Pub" in
"Pubbles" steht schlicht für "Publikationen". Das Ziel der in Hamburg
registrierten GmbH und Co. KG ist dabei kein kleines: Unter dem Motto
"Laden und Lesen" soll sie Zeitungen und Zeitschriften digitalisieren und
gewinnbringend im Netz anbieten - auf PC, Laptop und tragbaren Lesegeräten.
Der [1][Dienst] startete nach einer sehr kurzen geschlossenen Betaphase in
der vergangenen Woche und ist explizit als "verlagsunabhängiger E-Kiosk"
angelegt. Pubbles ist dementsprechend bei der
Bertelsmann-Vertriebsorganisation Direct Group und dem zur
Bertelsmann-Tochter Gruner+Jahr gehörenden deutschen Pressevertrieb (DPV)
angesiedelt, nicht bei den Zeitungen und Zeitschriften des Konzerns. Die
Idee: Pubbles soll zu einer Art Anti-Apple werden. Statt sich auf einen
Technik-Anbieter zu verlassen, sollen die Verlage den Vertrieb selbst in
die Hand nehmen.
Noch steht die große digitale Revolution allerdings ganz am Anfang.
Momentan kann man insgesamt 17 verschiedene Zeitschriften erwerben,
darunter etwa Brigitte, Capital, Geo oder das PM Magazin. Hinzu kommen
einige Special Interest-Titel wie Landlust oder Mac Up. Der Stern, das
Gruner+Jahr-Flaggschiff, ist dagegen noch nicht dabei, ebenso fehlt die
G+J-Beteiligung Spiegel. Erwerben lassen sich Zeitschriften entweder als
Einzelausgabe - da kostet ein Capital beispielsweise schlappe 7 Euro - oder
in Form von leicht verbilligten Abos, die allerdings nicht immer verfügbar
sind.
Hat man das digitale Produkt erworben, kann man es entweder auf dem PC mit
Hilfe einer PDF-Lesesoftware oder - je nach Verlagsentscheidung - dem
kopierschutzfähigen Adobe-Programm "Digital Editions" lesen. Alternativ ist
außerdem eine Übertragung auf ein iPad möglich. Dazu hat Pubbles eine
eigene Software programmieren lassen. Diese hat allerdings noch einige
Macken: So wechselt man beim Einkauf zwischen Anwendung und Web-Ansicht hin
und her und auch das Anzeigen und Scrollen von Zeitschriften hakt hier und
da. Amazons "Kindle"-Software und Apples "iBooks" wirken deutlich
ausgereifter.
Das Angebot an Zeitungen ist noch deutlich geringer als das der
Zeitschriften - nur Die Zeit, Handelsblatt (beides Verlagsgruppe
Holtzbrinck) und zwei WAZ-Regionalausgaben (WAZ-Verlag) sind momentan zu
haben. Blätter aus dem Bertelsmann-Imperium wie die Financial Times
Deutschland fehlen hingegen erstaunlicherweise.
Lesespaß bereitet das verfügbare Angebot nicht. Bei der Zeit für 2,49 Euro
pro Stück wird das Originalformat nicht eingehalten. Stattdessen bekommt es
der Leser mittels der eigentlich für elektronische Bücher gedachten
EPUB-Technik mit einzelnen Artikeln zu tun, die wirken wie im Web, nur
schlechter layoutet. Bilder und Grafiken fehlten in der getesteten Ausgabe
bis auf einen Anschnitt der Titelseite vollständig. Beim Handelsblatt (2,10
Euro) sieht es nicht viel besser aus - kein Originallayout, stattdessen
eine krude und schlecht navigierbare Textwüste. Immerhin sind hier und da
kleine Grafiken eingestreut.
Die WAZ-Regionalausgaben werden dagegen im Originalformat abgebildet. Dabei
zeigt sich aber, wie schlecht einfache PDF-Varianten von Print-Titeln auf
PC oder Tablet funktionieren, wenn sie nicht mit Navigationshilfen
ausgestattet sind: Man scrollt und zoomt wie wild, Leseruhe und -vergnügen
kommen nicht auf.
Zudem muss man bei Pubbles aufpassen, was mit den eigenen Daten passiert.
Beim Kauf etwa der "Zeit" kann man mit nur einem falschen Klick auf ein
Häkchen seine Infos an den Zeit-Verlag weiterreichen. "Ja, ich möchte von
weiteren Vorteilen profitieren", heißt es da, während man sich
einverstanden erklärt, von der Firma künftig per Telefon und E-Mail mit
Neuigkeiten "über interessante Medien-Angebote und kostenlose
Veranstaltungen" beglückt zu werden.
Pubbles hat neben Zeitungen und Zeitschriften auch noch Bücher im Angebot -
mehrere Tausend Titel sind verfügbar. Das Angebot unterscheidet sich hier
aber kaum von anderen E-Book-Vertrieben mit EPUB-Technik.
11 Oct 2010
## LINKS
[1] http://pubbles.de
## AUTOREN
Ben Schwan
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