# taz.de -- Sicherheitslücke bei Facebook: Falscher Google-Boss sucht Freunde | |
> Der bekannte Tech-Blogger Michael Arrington hat sich einen Spaß erlaubt: | |
> Er legte ein Facebook-Profil für Google-Chef Eric Schmidt an. Darauf | |
> fielen selbst Netzgrößen herein. | |
Bild: Reingelegt mit Facebook: Eric Schmidt. | |
Eric Schmidt hat keinen Facebook-Zugang. Ob das ein Zeichen dafür ist, dass | |
der Google-Boss seine Privatsphäre mehr schätzt, als er sie möglicherweise | |
seinen Suchmaschinenkunden [1][zugesteht], ist nicht überliefert - seine | |
bisherige Verweigerungshaltung dem weltgrößten sozialen Netzwerk gegenüber | |
ist in der Techszene jedenfalls weitläufig bekannt. | |
Am vergangenen Sonntag änderte sich das plötzlich - jedenfalls sah es | |
danach aus: Ein neues Profil von Schmidt tauchte auf Facebook auf, | |
inklusive freundlichem Bild und korrektem Geburtsdatum. Schnell fanden sich | |
erste prominente Freunde ein - Chad Hurley beispielsweise, seines Zeichens | |
Gründer von YouTube oder Elliot Schrage, oberster Öffentlichkeitsarbeiter | |
bei Facebook. Ein Nutzer, der das mitbekam, mockierte sich in einer E-Mail | |
an das vielgelesene Web 2.0-Blog "Techcrunch", Schmidt habe doch nur sechs | |
Freunde. "Zum Schießen." | |
Die Ironie der Angelegenheit: Techcrunch selbst hatte, in Person seines | |
Gründers Michael Arrington, Schmidts Profil angelegt und bekannte | |
Web-Größen damit hereingelegt, seine "Freunde" zu werden. | |
Fake-Profile sind in dem sozialen Netzwerk an sich nichts Neues, da | |
Facebook frische Nutzer ja nicht mit einer Kopie ihres Personalausweises | |
abgleichen kann - so kam es in den letzten Jahren regelmäßig zu Imitationen | |
von Promis in dem sozialen Netzwerk. Allerdings muss man gefälschte | |
E-Mail-Adressen einsetzen, was schnell zum Warnmerkmal werden kann und beim | |
Aussieben hilft. Twitter reagierte beispielsweise auf das gleiche Problem, | |
indem der Kurznachrichtendienst für bekannte Nutzer ein "Verifizierter | |
Account"-Logo samt Überprüfung einführte. | |
Arrington ging deutlich geschickter vor: Er nahm einfach die | |
Original-E-Mail-Adresse von Schmidt, der sein Postfach offenbar an | |
Wochenenden nicht genau zu überprüfen scheint, sonst hätte er die Nachricht | |
der Kontoeröffnung wohl gesehen. Jedenfalls blieb das neue Facebook-Profil | |
aktiv. Um kein Risiko einzugehen, drehte Arrington dann auch noch alle | |
sonst bei Facebook aktiven E-Mail-Benachrichtigungen ab, so dass | |
sichergestellt war, dass Schmidt tatsächlich nur die eine | |
Kontoeröffnungsnachricht erhielt. | |
Der Grund, warum Arringtons Aktion überhaupt funktionierte, ist simpel: | |
Facebook lässt bislang aus unerfindlichen Gründen einige zentrale | |
Funktionen ohne Überprüfung der E-Mail-Adresse zu, die man bei anderen | |
Diensten zunächst per Mausklick bestätigen muss. So kann man ohne | |
Bestätigung Facebook-"Freunde" akquirieren, neue "Freunde" akzeptieren, | |
Status-Nachrichten "mögen" (Like-Knopf) sowie private Nachrichten senden | |
und empfangen. Das reichte Arrington schon, um seine Köder auszulegen. | |
Ein weiteres Feature macht die fehlende E-Mail-Überprüfung besonders | |
problematisch: Facebook hat mittlerweile eine gigantische E-Mail-Datenbank | |
in seinem System, weil Nutzer etwa der offiziellen iPhone-App [2][ganze | |
Adressbücher] hochladen. So macht Facebook Nutzern erstaunlich genaue | |
Vorschläge für passende "Freunde". Der falsche Schmidt kam dank der | |
richtigen E-Mail-Adresse so schnell auf den Schirm anderer prominenter | |
Nutzer, die von Facebook automatisch Schmidt als neuen "Freund" | |
vorgeschlagen bekamen. Ebenso erhielt auch Schmidt alias Arrington | |
interessante Vorschläge. | |
Die Lösung für das Problem ist simpel, meint Arrington: Facebook dürfe es | |
nicht mehr erlauben, dass irgendeine Aktion in dem sozialen Netzwerk ohne | |
Bestätigung der E-Mail-Adresse möglich ist. Zwar haben auch andere Dienste | |
ähnliche Probleme. "Doch Facebook gibt einem sofort Zugriff auf einen | |
ziemlich robusten sozialen Graphen." | |
"Social Graph" nennt Facebook-Boss Mark Zuckerberg das Vernetzungsprofil | |
seiner Nutzer - also wer wen kennt und wer mit wem in Verbindung steht. Es | |
sei Facebooks Aufgabe, diesen so "rein wie möglich" zu halten, sagte | |
Zuckerberg erst neulich, der diese Daten nicht nur hinter vorgehaltener | |
Hand für Facebooks wichtigsten Geschäftsvorteil hält. | |
12 Oct 2010 | |
## LINKS | |
[1] /1/netz/netzpolitik/artikel/1/die-fettnaepfchen-des-eric-s/ | |
[2] http://www.guardian.co.uk/technology/blog/2010/oct/06/facebook-privacy-phon… | |
## AUTOREN | |
Ben Schwan | |
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