# taz.de -- Neonazi-Demo in Leipzig: "Keinen Meter weit" | |
> In Leipzig gibt es am Sonnabend keinen Sternmarsch der Neonazis. Das | |
> Verwaltungsgericht lässt nur eine Kundgebung zu. Bis zu 5.000 | |
> Gegendemonstranten werden erwartet. | |
Bild: Stehen ja, gehen nein: Auflagen für die Neonazi-Demo in Leipzig. | |
Nach ihrem Demodesaster in Dresden Anfang des Jahres, wollte die | |
rechtsextreme Szene am Samstag in Leipzig ein neues Konzept ausprobieren: | |
den Sternmarsch. Die Aktionsform sollte eine Probe für den kommenden | |
Gedenkmarsch in Dresden 2011 sein. Doch daraus wird nichts. Das Leipziger | |
Verwaltungsgericht stoppte am Freitag alle drei angemeldeten Aufmärsche und | |
ließ nur eine Kundgebung zu. | |
"Das freut uns, aber wir mobilisieren weiter, die Nazis können ja noch | |
Rechtsmittel einlegen" sagt Juliane Nagel vom Aktionsnetzwerk "Leipzig | |
nimmt Platz" der taz: "Wir wollen, dass die Nazis hier keinen Meter | |
laufen". | |
Der Stopp der Neonazi-Demo in Dresden diesen Jahres durch friedliche | |
Blockaden soll in Leipzig notfalls wieder gelingen. "In ihren Aufrufen | |
fordern die Neonazis eine Volksgemeinschaft und einen nationalen | |
Sozialismus", sagt Nagel: "Diese Vorstellungen verdienen klaren friedlichen | |
Widerspruch". Ein gewaltfreier Protest, zu dem auch Oberbürgermeister | |
Burkhard Jung (SPD) aufruft. | |
52 Mahnwachen und 47 Protestveranstaltungen sind in der sächsischen | |
Messestadt angemeldet. Mehr als 5.000 Demonstranten könnten kommen, sagt | |
Nagel, die für die Linke im Stadtrat sitzt, der ebenso zum Protest | |
aufgerufen - mit Zustimmung von CDU und FDP. | |
Das Verwaltungsgericht Leipzig schloss sich in ihrer Urteilsverkündung den | |
Argumenten der Stadt an. Schon am Donnerstag hatte Ordnungsbürgermeister | |
Heiko Rosenthal (Linke) die drei Routen der Rechtsextremen für einen | |
Sternmarsch untersagt, aber eine stationäre Kundgebungzugesagt. "Wir haben | |
zwar genügend Polizeikräfte für den Schutz einer Versammlung aus dem | |
rechtsradikalen Spektrum, aber nicht für drei" betonte er. Einen Marsch | |
verbot die Stadt auch mit dem Verweis auf dem Anmelder Enrico Böhm, der | |
wegen Vergehen gegen das Versammlungsgesetz und versuchter Körperverletzung | |
verurteilt ist. | |
Vor allem das rechtextextreme "Freie Netz" um den | |
NPD-Landesorganisationsleiter Maik Scheffler bereite die Aktionen vor, | |
berichtet Kerstin Köditz, von der sächsischen Landtagsfraktion Die Linke. | |
"Das Freie Netz ist straff organisiert, sehr mobilisierungsfähig, äußerst | |
konspirativ und extrem militant". | |
Mit den Mehrfachanmeldungen von Aufmärschen, so Nagel, will die Szene | |
verhindern, nicht wie in Dresden dieses Jahr, durch Blockaden rund um den | |
Auftaktsort nicht mehr los marschieren zu können. Auf der | |
Mobilisierungswebsite erklären die Rechtsextremen schon "mit Hinblick auf | |
alle weiteren Veranstaltungen dieser Art in Sachsen" jede juristische | |
Instanz zu nutzen. | |
15 Oct 2010 | |
## AUTOREN | |
Andreas Speit | |
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