# taz.de -- Grubenunglück in China: Explosion in Kohlegrube | |
> Wieder verdeutlicht ein schweres Grubenunglück die katastrophalen | |
> Bedingungen der chinesischen Bergbauindustrie. Elf Kumpel sind noch | |
> eingeschlossen – und vielleicht tot. | |
Bild: Kohlegrube nach der Explosion: Die Überlebenschancen für die Bergleute … | |
PEKING dapd | Die Hoffnung auf eine Rettung von elf in einer chinesischen | |
Kohlegrube verschütteten Bergleuten ist am Sonntag geschwunden. Die Zahl | |
der bei einer Explosion in der Grube in der Provinz Henan getöteten | |
Bergleute stieg auf 26, nachdem fünf weitere Leichen geborgen wurden. Die | |
noch in dem Schacht eingeschlossenen elf Kumpel könnten bereits erstickt | |
oder von Kohlenstaub begraben sein, sagte der stellvertretende Leiter der | |
Hilfskräfte, Bu Do, der amtlichen Nachrichtenagentur Xinhua. "Die | |
Überlebenschancen sind gering." | |
Die Rettung der Eingeschlossenen ist mit großen Risiken verbunden, weil die | |
Gaskonzentration in den Stollen sehr hoch ist und Steinschläge drohen. | |
Außerdem seien 2.500 Tonnen Kohlenstaub freigesetzt worden. Weil Kohle den | |
Schacht blockiert, wurden Versuche der Retter erschwert, die Gasdichte im | |
Stollen zu senken. Die Hilfskräfte sagten, es werde bis Mittwoch dauern, | |
die Kohle abzuräumen. | |
Zum Zeitpunkt des Unglücks waren nach Angaben der Arbeitsschutzbehörde mehr | |
als 270 Arbeiter in dem Bergwerk. Die meisten konnten sich nach der | |
Explosion ins Freie retten. Nach Angaben staatlicher Medien starben bereits | |
vor zwei Jahren 23 Arbeiter bei einer Gasexplosion in derselben Mine. Sie | |
gehört laut Xinhua zum Staatsunternehmen China Power Investment | |
Corporation. | |
Das neuerliche Unglück weckt die noch frische Erinnerung an die Rettung von | |
33 Minenarbeitern in Chile, die am Donnerstag erfolgreich abgeschlossen | |
wurde. Da über das chilenische Grubenunglück von den chinesischen | |
Staatsmedien ausgiebig berichtet wurde - die Rettungskapsel hing an einem | |
von Chinas Medien besonders hervorgehobenen chinesischen Spezialkran, | |
stehen die Regierung und die Verantwortlichen der Mine nun unter Druck, | |
ebenso offen über die Rettungsarbeiten in Yuzhou zu informieren. Chiles | |
Präsident Sebastian Piñera bot der Regierung in Peking die Hilfe seines | |
Landes bei der Bergung der Minenarbeiter an. "Wenn wir irgendwie helfen | |
können, können sie auf uns zählen", sagte er in London. | |
Der Unfall weist auf die traurige Bilanz der chinesischen Bergbauindustrie | |
hin: Nirgends sonst kommen so viele Bergleute ums Leben wie in China, im | |
vergangenen Jahr waren es 2.600. In der ersten Hälfte des laufenden Jahres | |
wurden allein in den Kohlebergwerken mindestens 515 Kumpel getötet, den | |
jüngsten Unfall nicht mitgezählt. In der Provinz Henan spielte sich auch | |
das verheerendste Minenunglück Chinas ab: 2004 wurden dort 195 Menschen bei | |
einem Unfall getötet. | |
Peking geht zwar gegen illegale Bergwerke vor und schloss allein in diesem | |
Jahr mehr als 1.600 Kohlegruben. Dennoch stieg die Zahl der Opfer in der | |
ersten Hälfte dieses Jahres wieder an, nachdem sie mehrere Jahre in Folge | |
zurückgegangen war. Die Regierung hat im Oktober angekündigt, dass Besitzer | |
von Minen die Arbeiter unter Tage begleiten müssen - andernfalls drohen den | |
Managern empfindliche Strafen. | |
Auch in China hat es dieses Jahr eine aufsehenerregende Rettungsaktion | |
unter Tage gegeben: 115 Arbeiter überlebten über eine Woche eingeschlossen | |
in einer überfluteten Mine in der Provinz Shanxi. Die Bergleute aßen | |
Sägespäne, Baumrinde und sogar Kohle. Manche banden sich selbst mit ihren | |
Gürteln an der Wand fest, um während des Schlafs nicht zu ertrinken. | |
17 Oct 2010 | |
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