# taz.de -- Kommentar "Türk Partei": Bedauerlicher Normalfall der Demokratie | |
> Den existierenden Parteien ist es offenbar nicht gelungen, die | |
> Bedürfnisse von Einwanderern anzusprechen. Wenn die sich eigene Nischen | |
> suchen, ist das bedauerlich. Aber verständlich. | |
Man könnte nun zum großen demokratietheoretischen Lamento anheben: Eine | |
Ethno-Partei! Wenn das die Väter des Grundgesetzes wüssten! Um die Gefahren | |
einer politischen Willensbildung entlang ethnischer Grenzen | |
heraufzubeschwören, muss man nicht gleich bis nach Afrika blicken, wo viele | |
Verfassungen ethnisch ausgerichtete Parteien verbieten. Die | |
Jugoslawien-Kriege oder das Dauerscheitern des belgischen Staats tuns auch. | |
Doch Stop! Wer sich in der Demokratie nicht vertreten fühlt, hat das Recht, | |
seinen eigenen Laden aufzumachen. Den Parteien ist es offenbar nicht | |
gelungen, die Bedürfnisse von Einwanderern anzusprechen. Zwar sitzen von | |
der CDU bis zur Linken Migranten in den Parlamenten, aber | |
Entscheidungsträger wie Niedersachsens Sozialministerin Aygül Özkan (CDU) | |
werden nur wenige. Man wird das Gefühl nicht los, die Parteien wollten es | |
bei ein paar Quoten-Türken zur Wählerakquise belassen. | |
So lange das Gros des Parteienspektrums Integration als Einbahnstraße | |
beschreibt, auf der man den zu Integrierenden jede Menge abverlangen kann, | |
ohne etwas anbieten zu müssen, werden sich die Objekte dieser Politik darin | |
nicht wiederfinden. Vor allem Akademiker nichtdeutscher Herkunft sind | |
zunehmend genervt vom deutschen Alltagsrassismus. Wenn sie sich ihre | |
eigenen Nischen suchen, ist das bedauerlich. Aber verständlich. | |
18 Oct 2010 | |
## AUTOREN | |
Jan Kahlcke | |
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