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# taz.de -- Kommentar Frankreich: Sarkozys Flashball-Politik
> Die französische Regierung reagiert "autistisch" auf den Protest gegen
> die Rentenreform - und löst so eine neue Jugendbewegung aus.
Bild: In Frankreichs Städten liefern sich Polizei und Demonstranten ein Katz-u…
Man kennt aus den Zeiten des Kalten Kriegs den Begriff der
"Pingpong-Diplomatie". Der französische Präsident Nicolas Sarkozy hat nun
die "Flashball"-Politik erfunden. "Flashballs" heißen die
Hartgummigeschosse, welche die französische Polizei bei ihren Einsätzen
verwendet. Die MittelschülerInnen, die sich dem Widerstand gegen die
Rentenreform angeschlossen haben, bekommen sie zu spüren: Jüngst verlor ein
16-Jähriger, der von einem solchen Geschoss getroffen worden war, ein Auge.
Der Innenminister bat seine Beamten inzwischen, diese Waffe etwas
vorsichtiger einzusetzen und nicht auf Kopfhöhe zu zielen. Das steht zwar
so in den Vorschriften, wird aber in der Hitze der Auseinandersetzung auf
Straße immer wieder vergessen. Trotz der Mahnung zur Zurückhaltung wird
darum jeden Tag erneut Hartgummi auf Demonstranten abgefeuert. Die
Tatsache, dass unter den Demonstranten Gruppen von Jungen auftauchen, die
mutwillig Randale und Krawall suchen, rechtfertigt dieses Vorgehen aus der
Sicht der Behörden allemal.
Die provokative Reaktion auf den Protest gegen die Rentenreform hat eine
neue Jugendbewegung ausgelöst. Denn aus der Sicht der Jungen, also der
ArbeitnehmerInnen von morgen, wird diese ungerechte Gesetzesvorlage nur
ihre Berufs- und Zukunftsperspektiven weiter verschlechtern, da die Älteren
noch länger auf ihren Arbeitsplätzen bleiben sollen. Die Wut der Jungen
aber wird der polizeilichen Ordnungspolitik überlassen; auf ihre Forderung
nach Verhandlungen über eine andere Reform der Altersrenten erhalten die
Demonstranten von ihrer Regierung als Antwort Tränengas und Hartgummi. So
wird der "Flashball" zum Symbol einer "autistischen" Regierung, welche sich
jeder Diskussion verweigert.
19 Oct 2010
## AUTOREN
Rudolf Balmer
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