# taz.de -- Video der Woche: Pirat rappt gegen Copyright | |
> Dan Bull schafft es, mit seinem Track "Death of Acta" in dreieinhalb | |
> Minuten das internationale Anti-Piraterie-Abkommen zu erklären und zu | |
> dissen – und gibt dabei den Klischeeseeräuber. | |
Bild: Augenklappe und Dreispitz, aber vor allem Flow: Dan Bull. | |
Der Weg des politischen Aktivismus ist von schlechter Musik gepflastert. | |
Gute Absichten und musikalische Güte finden einfach oft nicht zueinander. | |
Man denke nur an Joseph Beuys Werbesong für die Grünen [1][„Sonne statt | |
Reagan“], [2][„Wind of Change“] von den Scorpions – oder einfach an so | |
ziemlich jeden friedensbewegten Musikbeitrag auf evangelischen | |
Kirchentagen. | |
Bei Dan Bull und seinem urheberrechtskritischen Track "Death of ACTA" ist | |
das anders. Nicht nur, weil er es schafft, über so sperrige Themen wie das | |
Anti-Piraterie-Abkommen ACTA und Urheberrechtsthemen fluffig vor sich | |
hinzurappen – und darüber, warum Kopieren seiner Ansicht nach kein | |
Verbrechen ist. Sondern auch, weil er musikalische Nägel mit Köpfen macht | |
und seinen Track einfach mit den Klängen von Jay-Zs Stück [3][„Death of | |
Autotune“] unterlegt. | |
Fans müssen Mixtapes und Remixes machen dürfen, alles andere würde | |
Kreativität töten – und die persönliche freie Meinungsäußerung, so die | |
Botschaft von Dan Bulls Song. Der erklärt in nur dreieinhalb Minuten, woran | |
viele schriftliche Analysen scheitern: Worum es in dem internationalen | |
ACTA-Abkommen geht, dem Papier, das Anfang Oktober in einer erneuten | |
geheimen Verhandlungsrunde fast zum Abschluss gebracht wurde. Und gegen das | |
die Verfechter des freien Internets und Copyright-Kritiker schon seit | |
Jahren zu mobilisieren versuchen. | |
Darum flechtet Dan Bull in seinen Text bislang weltweit ungerappte Begriffe | |
wie deep packet inspection (Analyse von über das Internet versendete | |
Datenpaketen) oder Internet Provider mit ein – und versucht den | |
Sendung-mit-der-Maus-Anspruch seines Tracks nicht einmal zu verschleiern: | |
„I am just a citizen teaching you a lesson – to express my freedom of | |
expression.“ Bei so viel aufklärerischem Ehrgeiz sei es ihm verziehen, dass | |
er in dem dazugehörigen Musikvideo so sehr den Klischeepiraten heraushängen | |
lässt, wie es sonst nur der deutschsprachigen Piratenpartei gelingt: vor | |
einem alten Segelschiff mit Dreispitz auf dem Kopf. Und mit dem Logo des | |
schwedischen Piratenbüros auf der Brust, einer Kassette mit zwei gekreuzten | |
Knochen. | |
Es ist nicht das erste Mal, dass der Twentysomething-Brite Dan Bull im Netz | |
von sich reden macht. Der Musiker, der sich selbst als "Copyfighting Rapper | |
ohne Plattenvertrag" bezeichnet, stoffelte bereits 2009 die britische | |
Musikerin Lily Allen an: In dem offenen Musikbrief [4]["Dear Lily“] | |
kritisierte er die selbsternannte Independent-Künstlerin dafür, dass sie | |
sich öffentlich gegen Filesharing ausgesprochen hatte. | |
Über 350.000 User sahen dieses Video allein bei Youtube an - ein ziemlicher | |
Kickstart für einen Musiker, von dem zuvor kaum jemand etwas gehört hatte. | |
Mit "Death of ACTA" beweist Dan Bull jetzt, dass es ihm ernst ist mit dem | |
Thema. Und, dass Protestmusik sich gar nicht immer schlimm anhören muss. | |
Nicht einmal, wenn sie von Geeks gemacht wird. | |
22 Oct 2010 | |
## LINKS | |
[1] http://www.youtube.com/watch?v=DQ1_ALxGbGk | |
[2] http://www.youtube.com/watch?v=ev1BISBD4HA | |
[3] http://www.youtube.com/watch?v=meNF7ZagM0A | |
[4] http://www.youtube.com/watch?v=HL9-esIM2CY | |
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