# taz.de -- Kommentar Serbien: Noch Tausende Fragen offen | |
> Seit Jahren strebt die serbische Regierung die Aufnahme von | |
> Beitrittsverhandlungen mit der Europäischen Union an. Nun ist das Land | |
> seinem Ziel einen Schritt näher gekommen. | |
Belgrad atmet auf. Die 27 Außenminister der Europäischen Union haben | |
Serbiens Beitrittsantrag zur Überprüfung an die Europäische Kommission | |
weitergeleitet. Die Niederlande wollten die Angelegenheit verschieben, bis | |
ein positiver Bericht über die Zusammenarbeit mit dem | |
Kriegsverbrechertribunal in Den Haag vorliegt. Es scheint viel Mühe | |
gekostet zu haben, sie davon abzubringen. Zweifelsohne wurde Serbien dafür | |
belohnt, dass es mit der EU eine gemeinsame Resolution über das Kosovo in | |
der UNO eingebracht und nicht weitere Querelen verursacht hat. | |
Der Schritt, mit dem die europäischen Außenminister auf Serbien zugegangen | |
sind, ist vor allem für den dortigen innenpolitischen Gebrauch bestimmt. | |
Ohne dieses "Licht im Dunkel", wie der Titel eines Kommentars der Belgrader | |
Tageszeitung Politika lautet, wäre der als proeuropäisch geltende serbische | |
Regierungschef Boris Tadic in Bedrängnis gekommen. | |
Niemand in Serbien hegt freilich die Illusion, man würde jetzt mit | |
Siebenmeilenstiefeln in Richtung EU-Mitgliedschaft marschieren. Das | |
Entgegenkommen ist mit der Bedingung verknüpft, die als Kriegsverbrecher | |
angeklagten Ratko Mladic und Goran Hadzic zu verhaften und auszuliefern. | |
Was Mladic angeht, könnte man hinzufügen "lebendig oder tot", denn seine | |
Familie hat einen Antrag gestellt, ihn für tot erklären zu lassen. | |
Das ist aber keineswegs das einzige Problem. Auf Serbien kommen noch | |
Tausende von Fragen zu. Einige davon betreffen seine Staatsgrenzen und | |
seine Staatsbürger. Denn Belgrad wird es sehr schwerfallen, eine klare | |
Linie zwischen dem Mutterland und dem Kosovo, zu dem laut hiesiger | |
Sprachregelung eine "administrative Trennung" besteht, zu ziehen und als | |
Staatsgrenze anzuerkennen oder die Bürger, die im Kosovo leben, nicht als | |
eigene mitzuzählen. | |
26 Oct 2010 | |
## AUTOREN | |
Andrej Ivanji | |
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