# taz.de -- Gasabkommen zwischen Polen und Russland: Geheime Verträge verärge… | |
> Anfang 2010 hat die EU-Kommission ein polnisch-russisches Gasabkommen | |
> gekippt, das zu abhängig von Gazprom war. Den neuen Vertrag will Polen | |
> nicht mehr zeigen. | |
Bild: Gazprom-Pipeline wird gebaut. | |
Wieder einmal scheint das polnisch-russische Gasabkommen unter Dach und | |
Fach zu sein. Am Freitag wollen Polens Wirtschaftsminister Waldemar Pawlak | |
und Russlands Vizepremier Igor Sieczyn den neuen Vertrag unterschreiben. | |
Doch die EU-Kommission will zunächst prüfen, ob dieser auch dem EU-Recht | |
entspricht. "Wenn alles in Ordnung ist, geben wir innerhalb von 48 Stunden | |
grünes Licht", erklärt Michele Cercone, einer der Kommissions-Sprecher. | |
Doch Polen weigert sich, den Vertrag zur erneuten Prüfung nach Brüssel zu | |
schicken - es handle sich um ein "Handelsgeheimnis". | |
Anfang des Jahres war das Abkommen schon einmal unterschriftsreif. Damals | |
befürchtete Brüssel, dass Polen dem russischen Energiekonzern Gazprom ein | |
Monopol auf die Jamal-Pipeline von Russland durch Belarus und Polen nach | |
Deutschland zusichern wollte - was sich bei der Prüfung auch bestätigte. | |
Das Abkommen musste neu verhandelt werden. | |
Ziel der EU ist es, die Energieversorgung aller Mitglieder so zu sichern, | |
dass bei einem Ausfall der Gaslieferungen nicht Millionen EU-Bürger im | |
Kalten sitzen müssen. Voraussetzung dafür sind Pipelines, die mehrere | |
Gaslieferanten nutzen können und durch die das Gas in die eine wie die | |
andere Richtung strömen kann. Schon jetzt dürfen nach EU-Recht | |
Gaslieferanten nicht mehr gleichzeitig Eigentümer der Pipelines sein. | |
Im Februar-Vertrag gehörte der durch Polen verlaufende Abschnitt der | |
Jamal-Pipeline noch der Firma EuRoPol Gaz, die wiederum zu gleichen Teilen | |
den jeweils staatlich kontrollierten Konzernen Gazprom in Russland und | |
PGNiG in Polen gehört. Um dem EU-Recht zu entsprechen, gründete die | |
polnische Regierung nun die Firma Gaz-System. Diese übernahm die | |
Pipeline-Anteile von EuRoPol Gaz. In Zukunft soll sie die Pipeline nicht | |
nur den bisherigen Eigentümern Gazprom und PGNiG zur Verfügung stellen, | |
sondern auch allen anderen Anbietern auf dem Gasmarkt. | |
Polen hat allerdings, ähnlich wie Russland, kein großes Interesse daran, | |
das bisherige Gashandelsmonopol aufzugeben und Konkurrenten auf dem | |
lukrativen Markt zuzulassen. Die Europäische Kommission befürchtet daher, | |
dass der neue Vertrag so konstruiert sein könnte, dass Gaz-System in | |
Zukunft nur die Rolle eines Figuranten zukommen könnte, während Gazprom und | |
PGNiG nach wie vor die Entscheidungen treffen. | |
Mikolaj Budzanowski, der für Energiefragen zuständige Vizeminister im | |
polnischen Schatzministerium, begründet die Weigerung Polens, den Vertrag | |
nach Brüssel zu schicken: "Der Gasvertrag erfüllt die Anforderungen der | |
Europäischen Kommission. Sie kennt die wichtigsten Abmachungen." Ab | |
September habe ein Vertreter der Kommission an den Verhandlungen | |
teilgenommen. Später habe Polen Brüssel über "die weiteren Ergebnisse der | |
Gespräche" regelmäßig informiert. "Die Kommission", so Budzanowski, "sollte | |
keinen Zweifel haben." | |
28 Oct 2010 | |
## AUTOREN | |
Gabriele Lesser | |
## ARTIKEL ZUM THEMA |