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# taz.de -- Kuhwirtschaft im Allgäu: Milch macht schön!
> Der Tourismus hat die Milch entdeckt, zum Beispiel beim
> Buttermilch-Kräuterbad.
Bild: Die Milch macht‘s
Die Welt ist bunt, die Alpen sind schön, und die Milch machts, auch wenn
die Milchbäuerinnen genug Grund zum Ärger haben mit den Preisen. Da kommt
frohe Kunde aus dem wunderbaren Allgäu: Milchseen und Butterberge müssen
nicht sein, die Milch muss auch nicht zu Schleuderpreisen verkauft werden.
Der Tourismus hat die Milch entdeckt und schickt sich an, dem Produkt
völlig neue Facetten und „Anwendungen“ abzugewinnen. Im hübschen
Allgäuhotel Tanneck in Fischen wurde der Presse die erste „originale
Allgäuer Milchwell“ präsentiert und dabei den verdutzten Journalisten
derart angenehm Milch und Honig um den Bart (und sonstige Körperteile)
geschmiert, dass danach keinem mehr bang war um die Zukunft des weißen
Goldes. Angesichts des variantenreichen Programms unter dem Nebelhorn wurde
klar, dass die Zukunft der Milch wohl am ehesten in der Veredelung liegt.
Ob nun dabei die „Joghurt-Ganzkörperpackung in der Schwebeliege“ mit
Schlagsahne- Handschuh jede Frau glücklicher und schöner macht, konnte in
der Kürze der Zeit nicht endgültig recherchiert werden. Das „Allgäuer
Buttermilch-Kräuterbad“ mit Honigschmiere hat der Reporter allerdings sehr
genossen und anschließend im Kursus „Partnermassage“ wohlriechend allerlei
Kniffs und Tricks gelernt.
Alpines Feeling bietet das Schwimmbad mit Panoramablick. Die Biosauna
duftet nach Milch und Honig, in der finnischen Sauna verwirbelt ein
Kuhschwanz den Aufguss und muht dazu, selbst in der Dusche bläst das
Alphorn. Manchmal schrammen die Betreiber des Hotels nahe am
Alpenmilchkitsch vorbei. Doch so ist es eben, wenn ein Marketingkonzept
durchgehalten werden will. Der Melkwettbewerb an einer relativ stoischen
Plastikkuh und vor allem das ausgezeichnete Essen (mit
„Alpin-crossover-Menü“) lassen dann die Faszination Milch in all ihrer
Vielseitigkeit erstrahlen: etwa beim „Crèmesüppchen mit Almwiesenkräutern
mit Bergkäseluft“ oder gar beim „Filet vom heimischen Weiderind mit einer
Bergkäseheuhaube und Kakaocassissoße, Selleriestroh und Thymianpolenta“. Da
kommt man schon ins Jodeln.
Gänzlich verfallen kann man der Milchveredelung, wenn einen die Hausherren
persönlich mit der Hörnerbahn hinaufbringen zur Alpe Ornach. Dort zeigt der
Senner Matthias Martin mit seinem ebenso pittoresken Gehilfen wie ein
anständiger Allgäuer Bergkäse produziert wird. Mit den vierzig Kühen seiner
genossenschaftlich organisierten Alm zaubert der Vollmilchallgäuer ein
Produkt, das ihn schon zum Käseolympiasieger - ja, das gibts! - gemacht
hat. Die Jause hoch über dem Tal und die schöne Wanderung hinunter lassen
in einem das Gefühl aufkeimen, dass gewitzte Allgäuer Hoteliers und eine
gute Marketingidee vielleicht mehr für die Milch und ihr Ansehen tun können
als Merkel und Seehofer. Es lebe der Milchrahmstrudel.
Info: Allgäuhotel Tanneck, Maderhalm 20, 87538 Fischen,
www.hotel-tanneck.de
29 Oct 2010
## AUTOREN
Thomas Pampuch
## TAGS
Reiseland Deutschland
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