# taz.de -- Nach Terrorversuch aus dem Jemen: Bundesregierung stoppt Luftfracht | |
> Nach dem Sprengstoff-Fund am Flughafen will die Bundesregierung keine | |
> Fracht aus dem Jemen mehr nach Deutschland lassen. Unterdessen wurden | |
> zwei verdächtige Frauen festgenommen. | |
Bild: Das Logistikunternehmen DHL muss Fracht aus dem Jemen nun strengstens kon… | |
SANAA/BERLIN/LONDON/WASHINGTON dpa/dapd | Innenminister Thomas de Maizière | |
(CDU) hat offiziell bestätigt, dass eines der von Terroristen im Jemen | |
aufgegeben Sprengstoffpäckchen für die USA in Deutschland umgeladen wurde. | |
Die deutschen Sicherheitsbehörden seien von einem befreundeten Geheimdienst | |
in der Nacht zum Freitag informiert worden, hätten das Paket aber nicht | |
mehr stoppen können, sagte der CDU-Politiker am Sonntag in Dresden. "Wir | |
nehmen den Vorgang ernst, auch wenn Deutschland wohl nicht Anschlagsziel | |
war", fügte er hinzu. | |
Nach den vereitelten Bombenanschlägen mit Luftpostpaketen aus dem Jemen | |
haben die Behörden in dem südarabischen Land zwei Frauen festgenommen. Bei | |
den Verdächtigen handele es sich um eine Medizinstudentin und ihre Mutter, | |
teilte Jemens Präsident Ali Abdullah Saleh am späten Samstagabend mit. Die | |
Hinweise seien von US-Ermittlern gekommen. | |
Unterdessen hat die Bundesregierung als Konsequenz aus den Bombenfunden den | |
Luftfrachtverkehr aus dem Jemen gestoppt. "Die Bundesregierung stellt | |
sicher, dass ab sofort keine Luftfracht aus dem Jemen mehr in Deutschland | |
ankommt", sagte Innenminister Thomas de Maizière (CDU) der Bild am Sonntag. | |
Zuvor hatte bereits Frankreich alle Frachtflüge aus dem Jemen gestoppt. | |
Wie die jemenitische Regierung mitteilte, habe eine bei einer der Bomben | |
gefundene SIM-Karte auf die Spur der Studentin geführt. "Sie ist eine | |
Medizinstudentin, und sie wird zur Befragung festgehalten", sagte Präsident | |
Saleh. Die junge Frau sei zusammen mit ihrer Mutter in einem Armenviertel | |
der Hauptstadt Sanaa festgenommen worden. | |
Nach US-Medienberichten wurden die Pakete aus dem Jemen nur durch einen | |
Hinweis des saudi-arabischen Geheimdienstes entdeckt und nicht, weil die | |
regulären Sicherheitschecks wirksam waren. Eine der beiden Bomben, in denen | |
sich der Sprengstoff PETN befand, wurde in Dubai gefunden. Der zweite | |
Sprengsatz wurde am Freitag auf dem East- Midlands-Flughafen nahe | |
Nottingham entdeckt. | |
Wie der britische Premier David Cameron am Samstagabend sagte, sollte die | |
Bombe noch im Flugzeug explodieren. Die manipulierte Drucker-Patrone war | |
nach bisherigen Erkenntnissen mit einem Flugzeug des Paketdienstes UPS aus | |
dem Jemen nach Großbritannien gekommen und auf ihrem Weg dorthin auf einem | |
deutschen Flughafen umgeladen worden. | |
"Ein Paket, das im Jemen auf den Weg gebracht wurde, in Deutschland | |
landete, dann in Großbritannien landete, bestimmt für Amerika; das zeigt, | |
wie stark wir zusammenstehen und wie entschlossen wir sein müssen, um den | |
Terrorismus zu besiegen", sagte Cameron vor einem Treffen mit Kanzlerin | |
Angela Merkel. | |
Der britische Sender Sky News berichtete, das Paket sei in Köln umgeladen | |
worden. Nach einem Bericht der Bild am Sonntag hatte das Bundeskriminalamt | |
zwar einen Hinweis aus Saudi-Arabien erhalten, konnte den Weitertransport | |
des Bombenpakets durch den Paketservice UPS nach Großbritannien aber nicht | |
mehr stoppen. | |
In den an jüdische Einrichtungen in Chicago adressierten Paketbomben war | |
nach Medienberichten der Sprengstoff PETN enthalten. Den gleichen | |
Sprengstoff wollte auch der sogenannte "Unterhosenbomber" Omar Farouk | |
Abdulmutallab bei seinem gescheiterten Versuch zünden, Weihnachten 2009 ein | |
Passagierflugzeug über Detroit in die Luft zu jagen. | |
Abdulmutallab hatte nach Angaben der US-Behörden Verbindungen zur Al-Kaida | |
im Jemen. Vermutungen verstärkten sich deshalb, dass auch die | |
Anschlagversuche mit den Paketbomben auf das Konto des gefährlichen | |
Al-Kaida-Zweiges im Jemen gehen. Das Land ist in jüngster Zeit zunehmend in | |
das Visier von Terrorfahndern geraten. Präsident Saleh lehnte aber fremde | |
Hilfe ab. "Wir möchten nicht, dass sich jemand in Angelegenheiten des | |
Jemens einmischt und die Al-Kaida hier jagt", sagte er. | |
31 Oct 2010 | |
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