Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Zwei Frauen in israelischem Tanzwettbewerb: Stilettos für Homo-Rec…
> Im israelischen Unterhaltungsprogramm "Dancing With The Stars" stellt
> sich erstmals ein gleichgeschlechtliches Tanzpaar der Jury. Sie sagen:
> Sie machen mit der Teilnahme auch Politik.
Bild: Dorit Milman (links) und Gili Shem Tov am 2.11.2010.
Die letzten Mauern der heterosexuellen Festung scheinen zu fallen. "Dancing
With The Stars", die aus den USA auch nach Israel importierte
Unterhaltungsschau, ist nicht länger Spielfeld nur von
ungleichgeschlechtlichen Paaren. Die Sportmoderatorin Gili Shem Tov
schnappte sich Profitänzerin Dorit Milman, um bei dem Tanzwettbewerb im
kommerziellen Fernsehsender "Channel 2" mitzumachen.
Dienstagabend waren die beiden zum ersten Mal auf Sendung und haben schon
die Fans auf ihrer Seite. "Mit einer Frau zu tanzen ist für mich
selbstverständlich", sagt Shem Tov. Nicht so für Milman, die sonst
männliche Partner bevorzugt, dann aber für die Fernsehaufnahmen doch ganz
reibungslos in ihre neue Rolle schlüpfte.
Die beiden Frauen fügen sich auch als Paar gut ein in das Ambiente der
Glimmerschau, die in Israel jetzt in die sechste Saison geht. Mit ihrem
femininen Outfit, das wenig Raum für Fantasie lässt, stark geschminkt und
auf hohen Absätzen, stolzieren die beiden hellblonden Frauen auf die Bühne,
um in Pose für die Fotografen zu gehen. "Ich kann doch lesbisch sein und
trotzdem feminin", sagt Shem Tov und greift geübt das Bein ihrer Partnerin,
die lächelnd minutenlang im Spagat verharrt.
"Mir war zu Anfang völlig klar, dass ich die Rolle des Mannes übernehmen
würde", sagt Shem Tov, dann aber machte Milman ihr einen Strich durch die
Rechnung. Es hätte rein äußerlich gut gepasst, denn Shem Tov ist fast einen
Kopf größer als ihre Partnerin. Milman, die von Anfang an bei der TV-Schau
dabei ist, beharrte indes darauf, dass die beiden "wenn schon, dann als
feminine Frauen" auftreten würden. Gerade die Heterosexuelle brach das
Stereotyp der männlichen oder jungenhaften Lesbe auf, als sie ihrer
Tanzpartnerin das hautenge und halbdurchsichtige Trikot in die Hand
drückte.
Produzent Assaf Gil frohlockt angesichts der hohen Einschaltquoten. Er sei
überrascht gewesen, als die längst als Lesbe geoutete Sportmoderatorin ihre
Teilnahme an die Bedingung knüpfte, eine weibliche Partnerin für den
Tanzwettbewerb gestellt zu bekommen. "Wir haben uns lange beraten", gibt
Gil zu, dass der Auftritt der beiden Frauen weder von langer Hand geplant
noch selbstverständlich für ihn gewesen sei. Inzwischen hat er längst den
Marktvorteil erkannt, "als Erste weltweit mit einem gleichgeschlechtlichen
Paar auf Sendung zu gehen".
Die 34-jährige Shem Tov lebt mit ihrer Lebensgefährtin zusammen und ihrem
Sohn, den die beiden Frauen gemeinsam großziehen. Privat tanze sie auch mal
mit Männern, sagt sie, aber bei der TV-Schau wollte sie die Bühne für ihre
politische Botschaft nutzen. "Wenn ich nur ein paar Leute erreiche, die
nach der Sendung etwas offener und toleranter sind als vorher, dann habe
ich mein Ziel schon erreicht." Dabei soll der gemeinsame Tanz mit Milman in
keiner Weise provokativ sein, sondern "in erster Linie ästhetisch".
Zwölf Paare gehen in den Wettstreit. Mit von der Partie sind Fotomodelle,
Sportler, ein Popstar und eine langjährige Nachrichtensprecherin des
öffentlichen Fernsehens. Ende Januar werden die von den Zuschauern
gewählten Gewinner bekannt gegeben. Bis dahin heißt es für die Tänzer noch
oft die Kostüme wechseln. Mit ihrem ungewohnten Trikot kann sich Shem Tov
anfreunden. Wenn nur die hohen Absätze nicht wären. "Die sind einfach ein
Albtraum."
3 Nov 2010
## AUTOREN
Susanne Knaul
## ARTIKEL ZUM THEMA
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.