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# taz.de -- Festnahmen in Georgien: Russischer Spionagering ausgehoben
> Neuer Krach zwischen Lieblingsfeinden: Die Führung in Tiflis wirft Moskau
> einen großangelegten Spionageangriff vor. Russland hält das für eine
> "antirussische Provokation".
Bild: Sieht so ein Spion aus? Georgische Polizisten haben einen angeblichen rus…
TIFLIS dpa | Ein russischer Spionagering mit 13 Agenten ist in der
Kaukasusrepublik Georgien aufgeflogen. Die festgenommenen Männer, unter
ihnen auch vier Russen, hätten den früheren Kriegsgegner Moskau mit
geheimen Informationen versorgt, teilte das Innenministerium am Freitag in
Tiflis mit. Moskau wies die Vorwürfe als "antirussische Provokation" des
georgischen Präsidenten Michail Saakaschwili zurück.
Das Innenministerium veröffentlichte die Klarnamen der Beschuldigten auf
seiner Internetseite und bestätigte damit erstmals Medienberichte, nach
denen die Verdächtigen seit Oktober in Haft sitzen. Russland bezeichnete
die Festnahmen als politischen Störversuch vor dem NATO-Gipfel in Lissabon,
an dem auch Präsident Dmitri Medwedew teilnehmen will.
"Das Regime Saakaschwili leidet unter einer chronischen 'Spionomanie'",
hieß es in einer Erklärung des russischen Außenministeriums, das dem
georgischen Präsidenten Verfolgungswahn vorwarf. Es sei nicht die erste
Aktion dieser Art. Die Opposition in Tiflis lastete Saakaschwili an, damit
von innenpolitischen und vor allem wirtschaftlichen Problemen ablenken zu
wollen.
Russland und Georgien unterhalten seit ihrem Südkaukasuskrieg 2008 keine
diplomatischen Beziehungen mehr. Damals hatte die georgische Führung die
Kontrolle über ihre abtrünnigen Regionen Südossetien und Abchasien
verloren. Russland hatte die beiden Gebiete nach dem Krieg trotz
internationaler Proteste als unabhängige Staaten anerkannt und dort
Tausende Soldaten stationiert.
Die Führung in Moskau wirft Saakaschwili vor, eine Rückeroberung der
Gebiete vorzubereiten. Die mutmaßlichen Agenten, darunter auch Mitarbeiter
von Ölfirmen und sechs georgische Militärpiloten, sollen für das
Verteidigungsministerium in Moskau gearbeitet haben. Das georgische
Staatsfernsehen Rustawi2 hatte seit Tagen in einem Werbespot eine
Enthüllungsreportage zu dem Spionagefall angekündigt.
Das Außenministerium in Moskau sprach von "antirussischer Hysterie" auch
mit Blick auf den Gipfel der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit
in Europa (OSZE) in Kasachstan Anfang Dezember. "Offensichtlich geht es
Georgien darum, vor diesen Gipfeln die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen
und Russland zu schaden", sagte ein Ministeriumsmitarbeiter. Saakaschwili
wolle mit dem Fall allem Anschein nach bei den USA und der EU um
Unterstützung gegen die "russische Gefahr" werben, sagte der Moskauer
Politologe Wjatscheslaw Nikonow.
Die Nachrichtenagentur Interfax zitierte Moskauer Geheimdienstkreise, denen
zufolge die Verdächtigen keine russischen Agenten seien. Die georgische
Spionageabwehr enttarnte den Ring nach eigenen Angaben durch einen Agenten
im russischen Verteidigungsministerium. Der frühere Sowjetoffizier habe die
Namensliste sowie umfangreiche Computerdateien an die georgischen Behörden
übergeben.
5 Nov 2010
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