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# taz.de -- Nach Hause verlegt: Wie geht's eigentlich Ariel Scharon?
> Seit fünf Jahren liegt der ehemalige israelische Ministerpräsident Ariel
> Scharon im Koma, jetzt wird er nach Hause verlegt – das Krankenhaus
> machte Druck.
Bild: Lebensgroße Wachsfigur "Ariel Scharon im Bett" vom israelischen Künstle…
JERUSALEM taz | Der seit fünf Jahren im Koma liegende ehemalige
Ministerpräsident Ariel Scharon ist wieder zu Hause. An seinem Zustand hat
sich allerdings nichts verändert. Zwei Jahre lang hatten die beiden Söhne
Scharons, Gilad und Omri, seine Verlegung auf die Familienfarm im
nördlichen Negew abgelehnt. Freitag gaben sie schließlich dem Druck des Tel
Hashomer Krankenhauses in Tel Aviv nach.
Erst Anfang der Woche hatte der parlamentarische Finanzausschuss die
Weiterfinanzierung der medizinischen Versorgung Scharons in Höhe von
umgerechnet über 300.000 Euro pro Jahr bewilligt. Das Krankenhaus hatte
seit langem auf eine Verlegung des berühmten Patienten gedrängt. Zum einen
sei eine Versorgung auch zu Hause möglich, so die Argumentation der
Krankenhausleitung, zum zweiten blockiere Scharon eins der wenigen Zimmer,
die sich für eine intensive Beobachtung von Patienten eignen.
Die zwei Söhne zogen es vor, den Vater unter professioneller Aufsicht zu
wissen. "Wer so lange bewusstlos im Bett liegt, zieht sich immer wieder mal
eine Infektionen zu", kommentierte eine Krankenhausmitarbeiterin. Dann sei
eine Verlegung auf die Intensivstation erforderlich. Im Normalfall atmet
der 82jährige selbständig. Er wird jedoch durch eine künstliche Magensonge
ernährt und muss mit Hilfe von Monitoren pausenlos überwacht werden.
Über mehrere Tage dauerten die Vorbereitungen für die Heimreise Scharons,
der auch künftig 24 Stunden täglich auf die Betreuung durch ausgebildetes
Pflegepersonal angewiesen bleiben wird. Die Krankenhausleitung sprach
davon, dass die Verlegung "logistisch wie medizinisch höchst kompliziert"
sei. Einer Meldung der Tageszeitung Haaretz nach, handelt es sich bei der
Verlegung lediglich um einen "Versuch für 48 Stunden". Die Leitung des
Krankenhauses ist der Überzeugung, dass es für "unser aller Arik", so der
liebevolle Spitzname für Ariel, "besser ist, sein Leben umgeben von den ihm
wertvollen Menschen und dem Ausblick, den er so sehr liebte, zu verbringen,
als in einem Krankenhauszimmer". Bei der medizinischen Versorgung und
Beratung auch "im Bereich der künstlichen Beatmung", die offenbar
sporadisch notwendig ist, will das Tel Hashomer Krankenhaus weiter zur
Verfügung stehen.
Die Söhne Scharons achteten in den vergangenen fünf Jahren mit äußerster
Peinlichkeit auf Diskretion und schotteten ihren Vater nahezu komplett von
der Umwelt ab. Weder Journalisten noch gar Fotografen konnten den Patienten
auch nur von Weitem sehen.
Für umso größeren Aufruhr sorgte im letzten Monat die Ausstellung einer
lebensgroßen Wachsfigur des im Bett liegenden Komapatienten in Tel Aviv.
Die Figur ist mit einer künstlichen Beatmungsmaschine ausgestattet, sodaß
sich ihre Brust regelmäßig hebt und senkt. Sie stammt von dem israelischen
Künstler Noam Braslavsky.
Ariel Scharon war Ende 2005 infolge von Komplikationen nach einem
Schlaganfall ins Koma gefallen. Medizinische Tests deuteten auf eine
fortgesetzte Hirntätigkeit, dennoch reagierte der Patient nicht mehr auf
äußerliche Einflüsse. Die beiden Söhne sorgen dafür, dass er regelmäßig
Nachrichten hört und klassische Musik. Der letzte große Akt des
umstrittenen konservativen Politikers war der einseitige Abzug Israels aus
dem Gazastreifen, wenige Monate bevor Scharon erkrankte.
12 Nov 2010
## AUTOREN
Susanne Knaul
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