# taz.de -- Kommentar "Deutschenfeindlichkeit": Die Ministerin und das Mobbing | |
> Schröders Klage über eine zunehmende "Deutschenfeindlichkeit" ist | |
> besonders bigott. Mobbing scheint für sie offenbar so lange kein Problem | |
> zu sein, wie es Nichtdeutsche trifft. | |
Es ist nicht schön, als "deutsche Kartoffel" oder "Nazischlampe" beschimpft | |
zu werden. Und wenn Schüler, die deutscher Herkunft sind, an Schulen, in | |
denen sie in der Minderheit sind, von ihren Mitschülern mit | |
Migrationshintergrund ausgegrenzt, gemobbt oder drangsaliert werden, ist | |
das ein ernsthaftes Problem. "Deutschenfeindlichkeit" lautet das | |
fragwürdige Schlagwort, mit dem solche Vorfälle nun skandalisiert werden. | |
Sicher gibt es auf deutschen Schulen viele - viel zu viele - Schüler, die | |
gemobbt und drangsaliert werden: sei es, weil sie zu dick, zu fleißig oder | |
weil sie schwul sind. Und viele Einwandererkinder können ein Lied davon | |
singen, wie sie einst als "Kanaken", "Fidschis", "Polacken" oder | |
"Spaghettifresser" bezeichnet wurden. Wenn man Mobbing an deutschen Schulen | |
bekämpfen will, darf man deshalb nicht eine Gruppe gegen die andere | |
ausspielen, sonst wird es unglaubwürdig. | |
Besonders bigott ist Familienministerin Kristina Schröder, die sich | |
neuerdings lautstark über eine angeblich "zunehmende | |
Deutschenfeindlichkeit" unter Migranten empört. Mobbing scheint für sie | |
offenbar so lange kein Problem zu sein, wie es Nichtdeutsche trifft. Und | |
auch zu den rassistischen Sprüchen eines Thilo Sarrazin oder zu rechter | |
Gewalt hat man von ihr auffällig wenig gehört. | |
Dabei ist klar: Mobbing, das sich exklusiv gegen deutschstämmige Kinder | |
richtet, kommt vor allem an Schulen vor, an denen eine andere Gruppe die | |
Mehrheit stellt. Fragt sich, warum es in Deutschland überhaupt Schulen | |
gibt, an denen türkischstämmige oder arabischstämmige Schüler die Mehrheit | |
bilden. Denn wie sollen die sich in die deutsche Gesellschaft | |
"integrieren", wenn sie schon in der Schule praktisch unter sich sind? Das | |
ist doch das eigentliche Problem. | |
15 Nov 2010 | |
## AUTOREN | |
Daniel Bax | |
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