# taz.de -- Kommentar Cholera in Haiti: Hilfe braucht Strukturen | |
> Die humanitäre Katastrophe in Haiti ist noch immer nicht gelöst. Doch | |
> Hilfe allein reicht nicht, es braucht vor allem eines: Stabile politische | |
> Verhältnisse. | |
Bild: Ein Fan von Präsidentschaftskandidat Michel Martelly. | |
Haiti steht zehn Monate nach dem Erdbeben vor einer neuen Katastrophe: Mehr | |
als 1.000 Personen sollen bereits der Cholera zum Opfer gefallen sein. In | |
sechs der 10 Provinzen des Landes sind Fälle nachgewiesen. Der Versuch der | |
internationalen Hilfsorganisationen, ein Ausbreiten der Epidemie auf die | |
Hauptstadt zu verhindern, ist fehlgeschlagen. | |
Wieder wird zur Nothilfe aufgerufen. Aber die schlechte sanitäre | |
Infrastruktur des Landes begünstigt das Vordringen der Krankheit. Eine | |
schnelle Abhilfe trifft insoweit auf objektive Grenzen. | |
Haiti gerät mit der Epidemie erneut in die Isolation: Die Regierung des | |
Nachbarlands Dominikanische Republik hat die Grenzen geschlossen, um ein | |
Übergreifen der Epidemie zu verhindern. | |
Zudem hat diese neue Katastrophe auch eine politische Dimension, vor der | |
viele Beobachter bereits nach dem Erdbeben gewarnt haben: Mehr und mehr | |
richtet sich die Kritik der Bevölkerung gegen die internationale | |
Gemeinschaft, konkret gegen Kräfte der internationalen | |
Stabilisierungsmission. Das UN-Kontingent aus Nepal wird beschuldigt, die | |
Epidemie nach Haiti eingeschleppt zu haben. | |
Die Cholera-Krise und die Verzweiflung der Bevölkerung werden nicht ohne | |
Folgen auf den laufenden Wahlkampf bleiben. Für den 28. November sind | |
Präsidentschaftswahlen angesetzt, die wegen der Erdbebenkatastrophe schon | |
einmal aufgeschoben worden waren. | |
Der geschäftsführende Präsident René Preval hat jetzt eine erneute | |
Verschiebung vorgeschlagen, was die Kritik an seiner Person noch steigern | |
dürfte: Schon jetzt wird ihm vorgeworfen, seine Amtszeit über die Maßen | |
verlängert zu haben. | |
Ohne einen funktionsfähigen Staat aber ist die Cholera-Epidemie nicht zu | |
bewältigen. Daran können noch so viele Helfer aus aller Welt nichts ändern. | |
17 Nov 2010 | |
## AUTOREN | |
Günther Maihold | |
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