# taz.de -- Eine Woche Street View in Deutschland: Entpixler, Bepixler und Eier | |
> Googles Deutschland-Zentrale kann sich auf die Schultern klopfen: Der | |
> Start von Street View in Deutschland ist gelungen. Wenn nur nicht all die | |
> seltsamen Fehler wären. | |
Bild: Keine Pixel, keine Eier: Google Street View in Essen. | |
Nun fliegen sogar Eier - im Essener Stadtteil Bergerhausen wurden mehrere | |
Häuser beworfen. Getroffen wurden ausschließlich Gebäude, die im [1][vor | |
einer Woche] von Google gestarteten Kartendienst Street View verpixelt | |
sind. Das Online-Portal "Der Westen" [2][berichtet,] die betroffenen | |
Reihenhäuser befänden sich alle in einer Straße; an den Briefkästen der | |
Häuser seien Aufkleber mit dem Schriftzug "Google's cool" (Google ist cool) | |
angebracht worden. | |
Auch in anderen Orten ist Unzufriedenheit zu vernehmen. Zunächst wurde | |
bekannt, dass so manches Haus aus diversen Perspektiven verpixelt zu sehen | |
war, etwas weiter weg oder aus bestimmten Blickwinkeln jedoch in einer | |
klaren Ansicht. Besonders schön ließ sich das an Googles Münchner Filiale | |
feststellen, die ein offenbar im Hinterhaus wohnender Scherzkeks als | |
verpixelungswürdig gemeldet hatte. | |
Andere Häuser sollten nicht verpixelt sein, waren es dann aber doch. In | |
Berlin prominent vertreten ist die Parteizentrale der Grünen am Platz vor | |
dem Neuen Tor 1. Das veranlasste den Internet-Experten der Partei, Malte | |
Spitz, zu einem [3][lesenswerten Blog-Eintrag]. Im Gebäude arbeiten die | |
Grünen, sonstige Mieter gibt es nicht. "Nein, wir Grüne haben nicht | |
beantragt, dass unsere Bundesgeschäftsstelle verpixelt wird. Wir wollen die | |
Verpixelung unserer Bundesgeschäftsstelle nicht", äußerte Spitz. Das | |
Problem ist - wie in ähnlichen Fällen sind auch hier die Rohdaten gelöscht, | |
abgesegnet von den deutschen Datenschützern. | |
Google hat ein seltsames Verifikationsverfahren für die Verpixelung | |
angewendet. Zwar wurde ein Verifizierungscode per Post verschickt, um zu | |
überprüfen, wer eine Street View-Unkenntlichmachung möchte. Doch konnte der | |
Code an eine andere Anschrift gehen - etwa den Vermieter. So können | |
Missverständnisse entstehen - und schwupp, wieder ein verpixeltes Haus | |
mehr. | |
Vielleicht hilft den Grünen ja eines der Anti-Verpixelungsteams, [4][die | |
sich] mittlerweile im Netz gesammelt haben. Wer die Verpixelung nicht mag, | |
kann verschiedene Möglichkeiten nutzen. Google bietet seit längerem an, | |
eigene Bilder mit Positionsangaben in den firmeneigenen Fotodienst | |
Panoramio einzustellen und diese Fotos können durchaus Häuser enthalten, | |
die in Street View verpixelt sind, in Panoramio aber nicht. Andere Projekte | |
sammeln verpixelte Häuser auf Facebook oder eigenen Websites. Dagegen | |
wenden sich allerdings ausdrücklich deutsche Datenschützer sowie Mieter und | |
Hausbesitzer. | |
Solche Probleme haben Googles Pressestelle in Deutschland in den letzten | |
Tagen einige Überstunden eingebracht. Nicht weniger als fünf | |
Pressemitteilungen schickte man seit Montag der vergangenen Woche aus | |
Hamburg in den Rest der Republik heraus. In den Monaten davor bekam man | |
gerade alle zwei, drei Wochen mal etwas von Google Deutschland zu hören. | |
Das mag auch daran liegen, dass Googles Vorhaben von vielen Politikern in | |
Deutschland erstaunlich zuvor hart kritisiert wurde. Die Antwort des | |
Internetkonzerns sollte ebenfalls entsprechend deutlich ausfallen: Ja, wir | |
können Street View so einführen, dass Privatsphäre gewahrt wird, Häuser | |
verpixelt und Widersprüche beachtet werden. | |
In einem [5][Blog-Eintrag] schrieb Google über die Enttäuschung mancher | |
Nutzer, dass ihr Haus nur verschwommen zu sehen ist: "Leider können wir in | |
all diesen Fällen die unkenntlich gemachten Bilder nicht wieder herstellen, | |
da wir (...) auch das entsprechende Foto-Rohmaterial unwiderbringlich | |
unkenntlich gemacht haben." In einer Pressemitteilung betonte | |
Unternehmenssprecher Kay Oberbeck, dass das "innerhalb von zwei Jahren | |
aufgesetzte System zur Erfassung und Bearbeitung von Anträgen auf | |
Unkenntlichmachung sehr effizient greift". | |
Philipp Schindler, "Vice President, Nord- & Zentral-Europa von Google" | |
ergänzte erstaunlich nachdenklich, dass neue Technologien "immer neue | |
Chancen, aber auch neue Fragestellungen" eröffneten. "Vor diesem | |
Hintergrund haben wir einen langen Weg der Vorbereitung und harten Arbeit | |
hinter uns, der eine Vielzahl von Gesprächen beinhaltete." | |
23 Nov 2010 | |
## LINKS | |
[1] /1/netz/netzpolitik/artikel/1/20-deutsche-grossstaedte-online/ | |
[2] http://www.derwesten.de/staedte/essen/Google-Fans-werfen-Eier-auf-Haeuser-i… | |
[3] http://www.malte-spitz.de/blog/3844777.html | |
[4] http://streetview.mixxt.de/ | |
[5] http://google-produkt-kompass.blogspot.com/2010/11/deutschland-ist-street-v… | |
## AUTOREN | |
Ben Schwan | |
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