# taz.de -- Ablehnung: Polizei nimmt Kritik übel | |
> Die Göttinger Strafverfolger verweigern sich einem Dialog mit sozialen | |
> Bewegungen, den der Rat ins Leben rufen wollte. Es gebe keinen Grund zu | |
> reden. | |
Bild: Gespanntes Verhältnis: linke AktivistInnen und Polizei bei einer Demo in… | |
Die Göttinger Polizei will sich nicht mit den sozialen Bewegungen an einen | |
Tisch setzen. Polizeipräsident Robert Kruse hat einen entsprechenden | |
Ratsbeschluss aus dem Mai in den Wind geschlagen und will sich stattdessen | |
unter Ausschluss der Öffentlichkeit mit den Ratsfraktionen treffen, um | |
gemeinsam mit der Staatsanwaltschaft über polizeiliche Ermittlungen bei | |
Vorfällen mit politischem Hintergrund zu informieren. | |
Der Rat hatte beschlossen, einen "Runden Tisch demokratisches und | |
friedliches Göttingen" einzurichten. Teilnehmen sollten sowohl die | |
Verantwortlichen aus Politik, Justiz und Polizei in Göttingen als auch | |
Mitglieder der "Initiative für gesellschaftliches Engagement - gegen | |
Kriminalisierung und politische Justiz" (IFGE). Hintergrund waren Vorwürfe, | |
Polizei, Staatsanwaltschaft und Justiz würden gezielt gegen linke | |
AktivistInnen vorgehen und diese kriminalisieren. Der Rat hatte in seinem | |
Beschluss betont, dass bei den Gesprächen alle Beteiligten zu Wort kommen | |
sollten. | |
Dazu wird es nicht kommen. In dem Runden Tisch käme ein Misstrauen gegen | |
Polizei, Staatsanwaltschaft und Gerichte zum Ausdruck, das Polizeipräsident | |
Kruse "in keiner Weise" teile. Das schrieb der Polizeichef in seiner Absage | |
an Oberbürgermeister Wolfgang Meyer (SPD), die der taz vorliegt. Zudem sei | |
ein solches Gremium verfassungsrechtlich und gesetzlich nicht geeignet, | |
polizeiliche Maßnahmen und Verfahren zu bewerten. Auch Oberstaatsanwalt | |
Apel lehnte eine Teilnahme ab und wies die zugrunde liegende Kritik "mit | |
Nachdruck zurück". | |
Für Mittwochabend, 19 Uhr, hat Oberbürgermeister Meyer nun zu einem Treffen | |
zwischen Fraktionen, Polizei und Staatsanwaltschaft im Ratssaal eingeladen. | |
Die Öffentlichkeit soll jedoch draußen bleiben. Die IFGE spricht deshalb | |
von "Hinterzimmerpolitik". Stadtsprecher Detlef Johannson sagte der taz, | |
Polizei und Staatsanwaltschaft hätten den nichtöffentlichen Charakter zur | |
Voraussetzung des Treffens gemacht. Deshalb sei dies die einzige | |
Möglichkeit, "dem Geist des Ratsbeschlusses halbwegs zu entsprechen". | |
Die IFGE hat die Fraktionen aufgefordert, das Treffen abzusagen. Sie | |
sollten gegenüber der Polizei auf einer öffentlichen Auseinandersetzung | |
bestehen. Dennoch werden wohl alle Fraktionen teilnehmen. "Warum soll ich | |
da nicht hingehen?", fragt der grüne Fraktionsvorsitzende Rolf Becker. | |
"Anhören kann ich mir das." Dennoch sei dieses Treffen "etwas ganz anderes" | |
als der vom Rat geforderte Runde Tisch. "Wir sind damit nicht zufrieden, | |
weil es keine Kommunikation zwischen Bürgern und Polizei gibt", sagt | |
Becker. | |
Auch die Linke will die Teilnahme nicht verweigern, behält sich aber | |
Proteste während der Sitzung vor. "Herr Kruse denkt als ehemaliger | |
leitender Mitarbeiter des niedersächsischen Verfassungsschutzes immer noch | |
in geheimdienstlichen Kategorien", kommentiert Ratsherr Patrick | |
Humke-Focks. | |
23 Nov 2010 | |
## AUTOREN | |
Benjamin Laufer | |
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