# taz.de -- Abgabe auf Online-Werbung in Frankreich: "Google-Steuer" ohne Google | |
> Mit einer "Google-Steuer" will Frankreich von den Umsätzen im Internet | |
> profitieren. Unternehmen mit Sitz in Frankreich sollen auf | |
> Online-Werbeausgaben eine Abgabe zahlen. | |
Bild: Die französischen Senatoren haben einem Antrag auf eine einprozentige Ab… | |
Die französischen Senatoren haben einem Antrag aus der Regierungspartei UMP | |
zugestimmt, der ab 2011 eine ein-prozentige Abgabe auf den "Ankauf von | |
Online-Werbungsleistungen" einführt. Entrichtet wird diese neue Steuer auf | |
Ausgaben für Internetwerbung von den Onlineunternehmen, die diese Aufträge | |
entgegen nehmen. | |
Das ist nach Meinung der Senatoren, die dem Antrag am Dienstagabend | |
zugestimmt haben, nur gerecht. Denn die Internetwerbung war bisher das | |
einzige Segment, das in keiner Weise fiskalisch belastet gewesen sei. "Die | |
fiskalische Neutralität aber entspricht in einem so empfindsamen Sektor wie | |
Medien und Information einem besonders hohen Bedürfnis", wurde zur | |
Begründung angemerkt. | |
Wenn ein Teil der Anzeigen von traditionellen Werbeträgern ins Internet | |
abwandert, müsse der Gesetzgeber diesen ökonomischen Migrationen Rechnung | |
tragen, damit keine Wettbewerbsverzerrung durch ungleich lange Spieße vor | |
dem Steuerrecht entstehen. | |
Konkret funktioniert die neue Abgabe nach dem Prinzip der Mehrwertsteuer, | |
der Käufer bezahlt einen um 1 Prozent höheren Tarif, das Geld aber wird vom | |
Werbeunternehmen an die Staatskasse abgeliefert. Wie viel das dem | |
französischen Staat an zusätzlichen Einnahmen einbringen wird? Vorerst | |
höchstens 10 bis 20 Millionen Euro pro Jahr, wird geschätzt. Das ist im | |
Vergleich zu den rund 70 Millionen aus der Fernsehwerbung bescheiden. Denn | |
zur Kasse gebeten werden nur Unternehmen, die ihren Sitz in Frankreich | |
haben. | |
Präsident Nicolas Sarkozy hatte 2008 davon geträumt, für Frankreich das | |
lukrative Internetwerbegeschäft von Konzernen wie Google anzuzapfen. Das | |
aber ist rechtlich so nicht möglich. Google hat seinen europäischen Sitz in | |
Irland und ist damit ein Beispiel für diese großen internationale tätigen | |
Internetunternehmen, die sich dem Zugriff des französischen Fiskus | |
entziehen, auch wenn dies den französischen Präsident ärgert: "Diese | |
Unternehmen werden dort besteuert, wo sie ihren Sitz haben, dabei schöpfen | |
sie einen Teil unseres Werbemarktes ab!" | |
Der Begriff "Google-Steuer" für die neue Abgabe ist darum nicht nur | |
irreführend, sondern schon fast unlautere Werbung für eine bereits heftig | |
umstrittene neue Abgabe. Aus diesem Grund protestierten im Vorfeld der | |
Debatte im Senat die französischen Verbände der auf dem Internet tätigen | |
Werbeunternehmen. Sie befürchten, dass damit die Kosten der Auftraggeber in | |
einer Weise steigen könnten, dass sie es vorziehen, weniger Werbung auf den | |
ohnehin meistens wirtschaftlich sehr schwachen Online-Medien zu machen. | |
Als fiskalischen Dolchstoß empfinden das die Internetfirmen, von denen | |
viele kleine Start-ups sind: "Das bringt viele Akteure des elektronischen | |
Handels und der Online-Wirtschaft in Gefahr, deren Aktivitäten für ihr | |
jetziges heutigen starkes Wachstum vor allem eine steuerrechtliche | |
Stabilität brauchen, um sich entwickeln zu können und ins finanzielle | |
Gleichgewicht zu kommen", machen sie in einer Stellungnahme geltend. | |
Sie können noch hoffen, dass die Pseudo-"Google-Steuer" in der späteren | |
Beratung in der Nationalversammlung durchfällt, da sich auch der | |
französische Haushaltsminister François Baroin eher skeptisch zu ihrem | |
Nutzen geäußert hat. | |
24 Nov 2010 | |
## AUTOREN | |
Rudolf Balmer | |
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