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# taz.de -- Türkischer Profi-Fußball: Sie spielen gar nicht mehr süper
> Galatasaray Istanbul steckt in einer der schwersten Krisen der
> Vereinsgeschichte. Auch dier neue Trainer Gheorge Hagi hat daran bisher
> nichts ändern können.
Bild: Da freut sich Gheorge Hagi noch über sein Engagement als neuer Galatasar…
"Was soll ich schon sagen?", fragte Gheorghe Hagi sichtlich genervt in die
Runde, als er sich nach der Heimniederlage des von ihm trainierten
türkischen Spitzenklubs Galatasaray der Presse stellen musste. "Natürlich
läuft es nicht so, wie wir es uns vorstellen", erklärt der Rumäne.
Galatasaray, der 17-malige Meister, dessen Platz auch dem eigenen
Selbstverständnis nach stets an der Tabellenspitze einzuordnen ist, liegt
nach 14 Saisonspielen der Süper Lig nur auf Rang zehn, verlor bereits
sieben Partien - so auch diese am Sonntag gegen den Istanbuler Rivalen
Besiktas, zu Hause mit 1:2. Seit drei Wochen warten die "Gelb-Roten" auf
einen Sieg.
"Wir können guten Gewissens sagen, dass Galatasaray derzeit den
schlechtesten Fußball der ganzen Liga spielt", fällt das ernüchternde
Urteil von Exnationaltrainer und TV-Analyst Mustafa Denizli aus. "Es sind
überhaupt keine Ansätze erkennbar, weshalb es in den nächsten Spielen
besser werden sollte." Besser werden sollte es eigentlich schon durch die
Entlassung von Trainer Frank Rijkaard Ende Oktober.
Das frühe Aus in den Europa-League-Playoffs gegen Karpaty Lwiw und ein
äußerst zittriger Start in die heimische Saison kosteten den ständig
kritisch beäugten Niederländer die Anstellung am Bosporus. Dieser Schritt
war bereits zum Ende der letzten Spielzeit erwartet worden, nachdem
Galatasaray unter der Leitung des früheren Champions-League-Siegers nur
Rang drei belegte - für die Ansprüche der Klubleitung und der Fans zu
wenig. In den letzten 15 Jahren war man zehnmal mindestens unter den Top
drei, ist seit Liga-Gründung 1959 im Oberhaus vertreten.
Auf Rijkaard folgte die Spielergrande Hagi. Der 45-Jährige, dank seiner
Fertigkeiten am Ball ehrenvoll "Karpaten-Maradona" genannt, steht für die
besten Zeiten des Vereins: Als Aktiver führte er das Team zum Gewinn des
Uefa-Cups im Jahr 2000, feierte viermal hintereinander die Meisterschaft.
Bereits 2005 stand Hagi an der Seitenlinie im Ali-Sami-Yen-Stadion, siegte
mit den "Löwen" im Pokal und belegte in der Liga Platz drei.
Nun scheint die Magie des einstigen Mittelfeldzauberers aber vorerst
verflogen. Das Team wirkt zusammengewürfelt, konzeptlos. Die
Transferpolitik ist umstritten. Zvjezdan Misimovic, eigens für teures Geld
vom VfL Wolfsburg geholt und in der Bundesliga als guter
Mittelfeldregisseur bekannt, trainiert nach neun mittelmäßigen Einsätzen,
nur einer Torvorlage und einem Streit mit Trainer Hagi nur noch in der
Reserve.
"Es bringt nichts, auf die anderen Klubs zu schauen", sagt Hagi im Hinblick
auf die immer größer werdende Lücke zur Tabellenspitze. "Sicherlich ist der
Abstand schon beträchtlich, aber wir müssen erst einmal unsere eigenen
Schwächen beheben, bevor wir uns um die Gegner kümmern." Dabei wird Hagi
weiter auf Mittelfeldmann Arda Turan verzichten müssen. Der 23-jährige
Mannschaftskapitän, nicht nur durch seine Tore und Vorlagen immens wichtig
fürs Spiel, stand seit Anfang September nicht mehr auf dem Platz. Seine
chronische Leistenverletzung ließ TV-Experten in bester Boulevardmanier
mutmaßen, Arda würde sich, nun ja, zu oft mit Frauen vergnügen, was der
Beschuldigte unter Tränen dementierte.
"Solch ein Spieler fehlt Galatasaray: Einer der das Spiel an sich reißt",
konstatiert auch Denizli. Kommendes Wochenende gastiert der Klub bei
Kasimpasa, einem weiteren - ungleich kleineren - Klub aus Istanbul. Der ist
seit vier Spielen ungeschlagen.
Gheorghe Hagi hofft trotzdem, der Presse dann nicht noch eine weitere
Niederlage erklären zu müssen.
29 Nov 2010
## AUTOREN
David Digili
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