# taz.de -- Bürgermeister zeigt Courage: Keine Urkunde fürs siebte Nazi-Kind | |
> Die Nazi-Familie Müller aus Laiendorf strebt für ihr siebtes Kind die | |
> Patenschaft des Bundespräsidenten an. Ortsbürgermeister Knaack sperrt | |
> sich dagegen und wird nun bedroht. | |
Bild: Traurig: Auch der siebte der Zwerge muss ohne Ehrenpatenschaft vom Wulff … | |
Die Neonazis versuchen den Laiendorfer Bürgermeister Reinhard Knaack (Die | |
Linke) einzuschüchtern. Der Grund: Der Vorstand der Teilgemeinde vom Amt | |
Krakow am See in Mecklenburg-Vorpommern weigert sich, eine Urkunde für eine | |
Ehrenpatenschaft des Bundespräsidenten Christian Wulff an Petra und Marc | |
Müller zu überreichen. "Die Eltern sind rechtsextrem. Wir wollen sie nicht | |
hofieren", sagt Knaack. Die entsprechende Urkunde, inklusive einer | |
Geldzuweisung von 500 Euro, hat die Gemeinde nach Berlin zurückgesendet. | |
Die Sprechstundenzeit der Außenstelle in Lalendorf gab das rechtsextreme | |
Szeneportal "MUPINFO" bereits im Sympathisantenkreis bekannt. Die | |
Büroadresse von Knaack teilte das Internetportal des NPD-Landesvize David | |
Petereit in Mecklenburg-Vorpommern auch gleich mit. Sein Internetportal | |
hatte schon mehrfach Aufrufe gegen Parteibüros von Politikern gestartet. | |
"MUPINFO" traut seiner Leserschaft alles möglche zu. Dort heisst es in | |
einer Fußnote: "Mit Beschwerdebriefen meint die Redaktion auch nur | |
Beschwerdebriefe und nichts anderes". Sie warnen, dass ohnehin nun von | |
verstärkter Polizeipräsenz auszugehen sei. "Daher mögen übereifrige | |
Aktivisten ihren berechtigten Zorn zügeln". | |
Die Patenschaftsübernahme des Bundespräsidenten war eingeleitet worden, da | |
die Müllers einen entsprechenden Antrag für ihr siebtes Kind eingereicht | |
hatten. "In der Region engagieren wir uns sehr stark gegen eine | |
rechtsextreme Verankerung, da können wir doch dann nicht so eine Ehrung | |
überreichen", erklärt Knaack gegenüber der taz. Auch Krakows Amtsvorsteher | |
Wilfried Baldermann (CDU) sagte gegenüber der Lokalpresse: "Wir können uns | |
nicht gegen die rechte Kultur in Schulen und Projekte engagieren und dann | |
solche Leute Ehrungen überbringen". | |
Im Landtag von Mecklenburg-Vorpommern findet die Verweigerung starken | |
Zuspruch. Per Brief hat sich SPD-Fraktionschef Norbert Nieszery an | |
Bürgermeister Knaack gewandt und betont, dass er ein "großes Vorbild für | |
Entschlossenheit und Zivilcourage" sei. Unterzeichnet haben das Schreiben | |
neben Nieszery, Torsten Renz (CDU), Fritz Tack (Linke) und Ralf Grabow | |
(FDP) - allesamt Abgeordnete aus dem betreffenden Wahlkreis. Nieszery | |
fordert nun, dass Wulff die Ehrung zurückzieht. | |
In Berlin scheint man jedoch ratlos. "Wir prüfen den Fall", sagte gestern | |
eine Sprecherin des Bundespräsidenten der taz. Nicht ohne um Zeit zu | |
bitten, da der Bundespräsident noch nicht von seiner Nahostreise | |
zurückgekehrt sei. Doch schon am 12. November hatte ein Pressesprecher des | |
Präsidenten der taz mitgeteilt: "Der Vorgang wird überprüft". | |
Den Antrag für eine Ehrenpatenschaft stellen die Eltern in der Regel | |
selbst. Voraussetzung ist, dass "einschließlich des Patenkindes mindestens | |
sieben lebende Kinder vorhanden sind", außerdem muss "das Patenkind | |
Deutsche(r) sein". "Bei der Entscheidung werden diese formalen Kriterien | |
alleine überprüft", hatte der Sprecher hinzugefügt. | |
Seit Jahren sind die Müllers in der rechtsextremen Szene aktiv. Bei einer | |
Gemeindesitzung stritt das Paar dies aber vehement ab. "Ich bin nicht in | |
der NPD" sagte Marc Müller. Zum Vorwurf, er habe Lager der 1994 verbotenen | |
Wiking Jugend und der 2009 verbotenen "Heimatreuen Deutschen Jugend" | |
besucht und auch die eigenen Kinder ins politische Engagement mit | |
einbezogen, äußerte er sich nicht. | |
Auch nicht dazu, dass Petra Müller 2006 bei der Gründung des "Ring | |
Nationaler Frauen" dabei war - einer NPD-Unterorganisation - und er | |
Vorsitzender der rassistischen "Gesellschaft für biologische Anthropologie, | |
Eugenik und Verhaltensforschung" ist. Eine große Kinderschar ist in diesen | |
Kreisen politisches Kalkül. | |
Mit seiner Entscheidung, die Patenschaftsurkunde nicht zu überreichen, | |
sollen nicht die Kinder benachteiligt werden, betont Bürgermeister Knaack. | |
Sie würden in der Gemeinde nicht ausgegrenzt. "Das wäre das falscheste was | |
wir tun könnten. Die Kinder sind uns willkommen" sagt er. | |
30 Nov 2010 | |
## AUTOREN | |
A. Röpke | |
A. Speit | |
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