# taz.de -- Tunnel statt Brücke durch den Belt: Fehmarn 21 | |
> Planänderung bei der umstrittenen festen Fehmarnbelt-Verbindung: Statt | |
> einer Brücke soll ein Tunnel errichtet werden. Die Gründe sind der | |
> Umweltschutz und das liebe Geld. | |
Bild: Bleibt nur eine Computeranimation: Die Fehmarnbelt-Brücke wird nun als T… | |
Eine Brücke sollte es bislang werden. Doch nun wird die geplante | |
Fehmarnquerung zwischen Deutschland und Dänemark vermutlich als Tunnel | |
gebaut. Das ist zumindest die Empfehlung der staatlichen dänischen | |
Planungsgesellschaft Femern A/S an die Regierung in Kopenhagen. Begründung: | |
Ein Tunnel sei nicht nur billiger, er vermeide auch Sicherheitsprobleme für | |
die Seeschifffahrt, die eine Brücke zwangsläufig mit sich bringe. | |
Es sind vor allem Sicherheitsauflagen, die die Kostenkalkulation für die | |
Brücke binnen zwei Jahren um fast ein Viertel nach oben getrieben haben. | |
Wurde der Bau noch 2008 mit 4,4 Milliarden Euro kalkuliert, liegt die | |
aktuelle Schätzung bei 5,2 Milliarden. | |
Rund 50.000 Schiffe passieren den Fehmarnbelt jedes Jahr. Damit das Risiko | |
von Kollisionen nicht noch größer wird, müssten zwei mehr als 700 Meter | |
breite Fahrrinnen frei von Hindernissen wie Brückenpfeilern bleiben. | |
Deshalb, so Femern A/S, wären extreme Spannweiten erforderlich. Zudem würde | |
man beim Bau der bislang geplanten Schrägkabelbrücke teilweise technisches | |
Neuland betreten. Entsprechend groß sei auch das Risiko von kräftigen | |
Kostenüberschreitungen. | |
Der nun favorisierte Tunnel soll nicht unter dem Meeresboden gebohrt | |
werden. Stattdessen werden an Land vorgefertigte Tunnelsegmente aus Beton | |
auf den Meeresboden abgesenkt. Auf die gleiche Weise waren Teile der | |
Öresund-Querung zwischen Dänemark und Schweden gebaut worden. Allerdings | |
müsste der Tunnel im Fehmarnbelt knapp fünfmal so lang werden wie im | |
Öresund - 19 Kilometer. Zudem ist das Meer hier mit 30 bis 40 Metern drei- | |
bis viermal so tief. | |
"Wie attraktiv eine 19 Kilometer lange, rund viertelstündige Tunnelfahrt | |
für den Benutzer wäre", ist laut Dänemarks Verkehrsminister Hans Christian | |
Schmidt nun eine der noch offenen Fragen. Er kündigte an, die Regierung | |
werde im Januar entscheiden. Die Finanzierung und der Bau der eigentlichen | |
Querung fällt nach dem Staatsvertrag zwischen Dänemark und Deutschland | |
allein in die dänische Zuständigkeit. Setzt Kopenhagen auf den Tunnel, | |
müssten in Deutschland allerdings die Anschlussplanungen für die Bahn- und | |
Autobahnanbindung geändert werden. | |
Die Risiken für die Umwelt schätzt Femern A/S mittelfristig bei einem | |
Tunnelbau geringer ein als bei einer Brücke. Schließlich müsse der | |
Meeresboden nur relativ oberflächlich bearbeitet werden. Davon werde man | |
nach der auf 6 Jahre berechneten Bauzeit bald nichts mehr merken. Auch die | |
Bedenken von Wissenschaftlern, die Sauerstoffversorsung der Ostsee und die | |
Wanderung von Fischen würden durch Brückenpfeiler behindert, gälten bei | |
einem Tunnelbau nicht. | |
Allerdings wird jede Fehmarnquerung anstelle der jetzigen Fährverbindung | |
negative Klimakonsequenzen haben, hat der grüne dänische Think-Tank Concito | |
zuletzt errechnet. Allein beim Bau würden mindestens 7 Millionen Tonnen des | |
Treibhausgases CO2 freigesetzt. Demgegenüber würde der CO2-Ausstoß durch | |
die Einstellung des Fährverkehrs jährlich zwar um rund 220.000 Tonnen | |
gesenkt. | |
Gleichzeitig würde das Verkehrsaufkommen aber ansteigen, vor allem auf den | |
Straßen. Die Planer selbst rechnen mit einem Plus von 40 Prozent. Das | |
halten die Concito-Experten für zu gering angesetzt. Sie verweisen auf die | |
Erfahrungen bei den Querungen des Öresunds und des Großen Belts: Dort stieg | |
der Straßenverkehr um 61 und 127 Prozent an. | |
1 Dec 2010 | |
## AUTOREN | |
Reinhard Wolff | |
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