# taz.de -- Einigung in der Steuerpolitik: Die USA testen die große Koalition | |
> In den USA haben sich Republikaner und Demokraten auf einen | |
> Steuer-Kompromiss geeinigt. Präsident Obama sagte, das Ergebnis hätte so | |
> keiner gewollt. | |
Bild: Präsentierte den Kompromis: US-Präsident Barak Obama. | |
WASHINGTON taz | Die Börse reagierte zuerst. Am Tag, nachdem Barack Obama | |
seine Bereitschaft zu einer vorläufigen Verlängerung der Steuernachlässe | |
für alle verkündet hatte - MillionärInnen inklusive -, ging die Bewertung | |
der "Futures" am Dienstagmorgen steil nach oben. | |
Auf der anderen Seite des politischen Spektrums herrschte unterdessen | |
Katerstimmung: Schließlich hatte der Präsident in seinem eigenen Wahlkampf | |
ein Ende der Steuergeschenke an SpitzenverdienerInnen versprochen. Mehrere | |
demokratische Abgeordnete in Senat und Repräsentantenhaus drohen bereits, | |
dass sie dem Kompromiss nicht zustimmen werden. | |
"Es ist nicht 100 Prozent das, was ich möchte, und nicht 100 Prozent das, | |
was die Republikaner wollen", kommentiert Obama das Steuerpaket. Der | |
Präsident stellte den vom Weißen Haus mit den ChefInnen beider Parteien in | |
beiden Kammern des Kongresses ausgehandelten Kompromissvorschlag am | |
Montagabend persönlich vor. | |
Danach werden die "Bush-Steuern" auf weitere zwei Jahre verlängert. Ohne | |
diese Verlängerung würden die von George W. Bush vor zehn Jahren | |
eingeführten Steuersenkungen - sowohl die für VerdienerInnen von mehr als | |
250.000 Dollar pro Jahr als auch für NiedriglohnempfängerInnen - am Ende | |
dieses Jahres auslaufen. | |
Gleichzeitig mit der Steuererleichterung für alle soll die Unterstützung | |
für zwei Millionen Arbeitslose, die ebenfalls zum Jahresende auslaufen | |
sollte, um 13 Monate verlängert werden. Zusätzlich sieht das | |
Kompromisspaket kleine steuerliche Erleichterungen für StudentInnen sowie | |
massive Steuerbefreiungen für Unternehmen, die investieren, und für | |
ImmobilienbesitzerInnen vor. | |
Wie viel Geld dem US-Fiskus durch das Steuerpaket entgehen wird, ist offen. | |
Schon jetzt zeigen Schätzungen, dass es die Steuereinnahmen um bis zu 700 | |
Milliarden Dollar senken wird. Doch angesichts von 9,8 Prozent | |
Arbeitslosigkeit sah Obama Handlungsbedarf. Paradoxerweise begründete er | |
seine radikale Kehrtwende bei dem Beibehalt der Steuernachlässe auch für | |
SpitzenverdienerInnen mit sozialer Gerechtigkeit. | |
In einer Pressekonferenz im Weißen Haus, bei der keine Fragen an den | |
Präsidenten zugelassen waren, sagte er: "Ich will nicht, dass der | |
politische Krieg in Washington den Familien der Mittelklasse schadet." Er | |
habe dem Verlangen der RepublikanerInnen nachgegeben, denen es, so Obama, | |
um die zwei Prozent SpitzenverdienerInnen ginge, um zu verhindern, dass die | |
Einkommen von ArbeiterInnen und Mittelschicht ab 1. Januar durch höhere | |
Steuerbelastungen sinken, und um zu verhindern, dass Arbeitslose am Ende | |
ihrer Bezugsrechte ab 1. Januar in noch tieferes Elend und Obdachlosigkeit | |
schlittern. | |
Für Obama ist der Vorschlag die erste ausgestreckte Hand an die erstarkte | |
Republikanische Partei. Nachdem er die großen Projekte der ersten Hälfte | |
seiner Amtszeit ohne republikanische Stimmen durchsetzen konnte, ist er | |
fortan auf sie angewiesen. | |
7 Dec 2010 | |
## AUTOREN | |
Dorothea Hahn | |
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