# taz.de -- Steuerbetrug wird schwieriger: Ab jetzt keine Tricks mehr | |
> Die Bundesregierung hat einen Gesetzesentwurf beschlossen, der | |
> Steuerbetrug erschweren soll. Wer lückenhafte Angaben macht, muss mit | |
> empfindlichen Strafen rechnen. | |
Bild: Hilft in Zukunft auch nichts mehr: der mutige Schritt zur Selbstanzeige. | |
Steuerbetrug wird ein wenig schwieriger. Die Bundesregierung hat am | |
Mittwoch einen Gesetzentwurf beschlossen, der vorsieht, dass Steuersünder | |
nur noch mit einer Strafbefreiung rechnen können, wenn sie alle ihre | |
schwarzen Gelder vollständig offenlegen. Eine Amnestie soll nicht mehr | |
möglich sein, wenn die Selbstanzeige lückenhaft ist und nur einen Teil der | |
Schwarzkonten umfasst. | |
Damit will die Bundesregierung verhindern, dass Steuerbetrüger nur jenen | |
Teil ihrer Schwarzgelder melden, der sowieso aufzufliegen droht. Denn in | |
den vergangenen Monaten kam es zu fast 30.000 Selbstanzeigen, weil | |
Steuerflüchtlinge befürchteten, ihre Kontoauszüge könnten sich auf jenen | |
CDs befinden, die geklaute Bankdaten aus der Schweiz und Liechtenstein | |
enthielten. | |
Die deutsche Steuergewerkschaft schätzt, dass inzwischen 250 bis 300 | |
Milliarden Euro illegal ins Ausland geschafft wurden. Davon stammten rund | |
100 Milliarden Euro aus dem vergangenen Jahrzehnt, seien also noch nicht | |
verjährt. | |
In der Praxis dürfte sich durch den Gesetzentwurf nicht viel ändern, denn | |
er geht nicht über das bestehende Richterrecht hinaus. Bereits im Mai hatte | |
der Bundesgerichtshof festgelegt, dass Selbstanzeigen vollständig sein | |
müssen, um eine Strafbefreiung zu erwirken. Steuerhinterziehung wird mit | |
einer Geldstrafe oder auch einer Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren | |
belegt. In besonders schweren Fällen ist eine Gefängnisstrafe bis zu zehn | |
Jahren möglich. | |
Der Opposition geht der Regierungsentwurf nicht weit genug. Ein | |
Kritikpunkt: Das neue Gesetz soll nicht für Selbstanzeigen gelten, die | |
bereits eingereicht wurden. Auch wenn die Angaben nicht vollständig sind, | |
sollen sie eine Amnestie bewirken. "Damit werden Tricksereien im Nachhinein | |
begünstigt und belohnt", moniert der grüne Finanzexperte Gerhard Schick. | |
Ihm missfällt zudem, dass bei Selbstanzeigen keine Strafzinsen verlangt | |
werden, sondern dass nur der übliche Nachzahlungszins von 6 Prozent erhoben | |
wird, der auch bei ehrlichen Steuerzahlern fällig ist. "Es muss immer | |
teurer sein zu hinterziehen", fordert Schick. Ähnlich argumentiert auch die | |
deutsche Steuergewerkschaft. Ihr Vorschlag: Bei Selbstanzeigen sollten die | |
Finanzämter eine saftige Verwaltungsgebühr erheben. | |
SPD-Finanzexperte Lothar Binding hingegen hält es für "verfassungsrechtlich | |
bedenklich", Strafzinsen zu erheben. "Die Exekutive wird mit der Judikative | |
vermischt." Denn es würde sich um eine pauschale Bestrafung handeln, die | |
eine Verwaltung vornimmt. | |
Binding ist daher dafür, die Selbstanzeige ganz abzuschaffen. Jede | |
Steuerflucht würde dann mit einer Geld- oder Haftstrafe geahndet. Trotzdem | |
wäre nicht ausgeschlossen, dass sich Steuersünder freiwillig bei den | |
Finanzämtern melden können. Dies würde aber nicht mehr zu einer | |
Strafbefreiung, sondern nur noch zu einer Strafminderung führen. | |
8 Dec 2010 | |
## AUTOREN | |
Ulrike Herrmann | |
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