# taz.de -- Handy-Betriebssystem von Google legt zu: Im Reich der Androiden | |
> Googles Handy-Betriebssystem gewinnt immer mehr Freunde. Und auch die | |
> Gerätehersteller mögen Android. Dabei ist das Geschäftsmodell sehr | |
> umstritten. | |
Bild: Ganz schlicht: Android auf einem Gerät von Acer. | |
Die Liste der Firmen, die mittlerweile Smartphones mit Googles | |
Android-Betriebssystem auf den Markt gebracht haben, liest sich wie ein | |
Who-is-Who der Unterhaltungselektronik- und Telekommunikationsbranche. Sony | |
Ericsson, Samsung, LG oder Motorola sind nur einige - Monat für Monat | |
werden es mehr. | |
Allen ist gemeinsam, dass sie an einem bestimmten Punkt nach einer | |
vernünftigen Strategie für die Zukunft ihrer kleinen Telefoncomputer | |
suchten - und sie mit selbst kreierter Technik offensichtlich nicht mehr | |
finden konnten. Diese Einfallslosigkeit machte sich für Google bezahlt, | |
[1][über 300.000 Geräte werden täglich aktiviert.] | |
Google hat, wenn es um Android geht, viele Angebote für Gerätehersteller | |
parat. Zunächst können sie sich über das kostenlose Angebot freuen - | |
Lizenzgebühren wie einst bei Windows Mobile werden nicht fällig. Bei Bedarf | |
bieten Google-Ingenieure Hilfe an und es besteht die Möglichkeit, Android | |
sowohl nach den Wünschen der Gerätehersteller wie auch der Netzbetreiber zu | |
gestalten. | |
Apple untersagt seinen Partnern beim iPhone, Spezialanwendungen zu | |
installieren und auf ein eigenes "Branding" zu verzichten - also auf | |
Veränderungen der Oberfläche mit Markenelementen. Android hingegen kann | |
nach Herzenslust umgestaltet werden. | |
Soviel Großzügigkeit verwundert auf den ersten Blick, schließlich | |
investiert auch Google große finanzielle und personelle Ressourcen in | |
Android. Des Rätsels Lösung ist einfach: Bei dem Betriebssystem ist alles | |
darauf angelegt, das eigene Kerngeschäft auch ins mobile Leben zu holen und | |
das heißt vor allem: Online-Werbung. Google verdient auch an Suchanfragen, | |
die über Android-Handys erfolgen. Zugleich werden die Nutzer im | |
Google-Universum gehalten, bekommen Google Mail, Google Calendar, Google | |
Maps oder Google Docs vorgesetzt und können sich bequem mit ihrem | |
Google-Account ins Handy einloggen. | |
Google verzeichnet im Geschäftsbericht in der Spalte "mobile Dienste" nur | |
indirekte Umsätze. So praktisch Android dank ständiger interner | |
Software-Verbesserungen und immer mehr Apps auch ist, der Nutzer sollte | |
wissen, dass Google damit seinen Einblick in das Verhalten von | |
Werbezielgruppen weiter verbessert. Den Geräteherstellern ist das egal - | |
sie haben einfach nur professionell gestaltetes, modernes Betriebssystem an | |
der Hand. | |
Google betont stets die Offenheit von Android. Es basiere stark auf | |
Open-Source-Code und biete sowohl bei den Inhalten als auch den | |
Netzbetreibern jede Menge Freiheiten. (Dazu gehört auch, dass Nutzer so | |
manches "Branding" nicht löschen können). Dass die Masse an | |
unterschiedlichen Android-Geräten und Betriebssystem-Versionen zur | |
Verwirrung unter Kunden führt, wird in Kauf genommen - Apples Chef Steve | |
Jobs betont diese "Fragmentierung" gerne. | |
Auch wenn Google vermutlich viele Jahre lang mit Android nur indirekt Geld | |
verdienen wird, bleibt das Investment hoch. Noch in diesem Monat soll die | |
neue Version "Gingerbread" erscheinen, die Entwicklungsarbeiten wurden | |
nochmals beschleunigt. Im Frühjahr geht es dann mit "Honeycomb" weiter, | |
einer Android-Variante, die spezielle Funktionen für Tablett-Computer | |
besitzt. Auf diese Weise soll dann das iPad angegriffen werden. | |
Gleichzeitig soll ein erleichterter Abgleich zwischen PC- und Smartphone- | |
oder Tablet-Daten erfolgen. Google betont dabei stets, nur Daten zu | |
sammeln, die nicht personenbezogen sind. Einzelne Geräte kann der | |
Online-Konzern aber sehr wohl zuordnen. | |
9 Dec 2010 | |
## LINKS | |
[1] http://twitter.com/Arubin/status/12727540783251456 | |
## AUTOREN | |
Ben Schwan | |
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