# taz.de -- Schuldenrückzahlung an Großbritannien: Das Nein hat sich für Isl… | |
> Ein neues Abkommen regelt die Schuldenrückzahlung an London und Den Haag. | |
> Der erste Versuch war im März an einer Volksabstimmung gescheitert. | |
Bild: Isländisches Symbol: Leif-Eriksson-Statue vor einer Kirche in Reykjavik. | |
STOCKHOLM taz | Island, Großbritannien und die Niederlande haben sich | |
darauf geeinigt, wie Island die Schulden der Icesave-Bank an die anderen | |
beiden Länder zurückzahlen soll. Im Jahr 2008 war die Bank pleitegegangen. | |
Die SparerInnen der Tochter der später verstaatlichten Landsbanki waren im | |
Rahmen der nationalen Bankeneinlagesicherungen von den Regierungen in Den | |
Haag und London entschädigt worden. Diese rund 3,8 Milliarden Euro wollen | |
beide Staaten von Island nun wiederhaben. | |
Ein erstes Regierungsabkommen war im März bei einer Volksabstimmung in | |
Island gescheitert. Diese musste abgehalten werden, weil Staatspräsident | |
Olafur Grimsson seine Unterschrift verweigerte und ein von einer | |
Parlamentsmehrheit bereits verabschiedetes Erstattungsgesetz damit nicht in | |
Kraft treten konnte. Mit überwältigender 93-Prozent-Mehrheit hatten die | |
IsländerInnen damals eine Vereinbarung abgelehnt, die rechnerisch jedem | |
Steuerzahler rund 13.000 Euro gekostet hätte. | |
Auch nach dem jetzigen Abkommen soll Reykjavík zahlen. Doch dürfte es | |
wesentlich billiger für die Staatskasse werden. Zum einen hat sich die | |
isländische Währung wieder deutlich gegenüber Euro und Pfund erholt. Zum | |
anderen zeichnet sich ab, dass viele der an den Staat übergegangenen | |
Forderungen der Landsbanki höher bewertet werden können als zunächst | |
befürchtet. | |
Da die Rückzahlungsverpflichtung erst 2016 beginnen und bis 2046 laufen | |
soll, um das von der Finanzkrise schwer gebeutelte Island wirtschaftlich | |
erst einmal wieder auf die Beine kommen zu lassen, besteht auch kein Druck, | |
diese Forderungen nun womöglich unter Wert realisieren zu müssen. Es wurde | |
darüber hinaus eine Deckelung vereinbart: Die Rückzahlungen sollen 5 | |
Prozent der jeweiligen jährlichen Staatseinnahmen nicht übersteigen. Vor | |
allem wurde der von Island zu zahlende Zinssatz von den ursprünglich | |
vereinbarten 5,5 Prozent auf durchschnittlich 3,2 Prozent gesenkt. | |
Bleibt die Frage, ob Islands Parlament und der Staatspräsident das neue | |
Abkommen absegnen werden. Schon haben sich KritikerInnen zu Wort gemeldet | |
und fordern eine rechtliche Klärung. Sie verweisen etwa auf Tobias Fuchs, | |
Europarechtler an der Europa-Universität Viadrina und den holländischen | |
Ökonomieprofessor Sweder van Wijnbergen, wonach aus dem EU-Regelwerk eine | |
Staatshaftung in einem Fall wie der "Icesave"-Pleite nicht zwingend sei. | |
Von Wijnbergen: "Ich verstehe die isländische Regierung nicht. Warum will | |
sie etwas bezahlen, was sie überhaupt nicht schuldig hat?" | |
Brüssel, London und Den Haag haben aber klargemacht, dass Voraussetzung für | |
den von Island beantragten EU-Beitritt eine Einigung über die | |
"Icesave"-Schulden ist. | |
12 Dec 2010 | |
## AUTOREN | |
Reinhard Wolff | |
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