# taz.de -- Neue Quoten beim Fischfang: Schonfrist für den Kabeljau | |
> Die Meere sind stark überfischt, die Flotten so groß wie eh und je. | |
> Erstmals haben die EU-Agrarminister nun Vorschläge für Fangquoten in | |
> Nordsee und Nordatlantik berücksichtigt. | |
Bild: Für diesen Kabeljau kommt die lange geforderte Reduzierung der Fangquote… | |
BRÜSSEL afp/taz | Die europäischen Fischer auf Nordsee und Atlantik müssen | |
sich nächstes Jahr einschränken. Der EU-Ministerrat hat sich am | |
Mittwochmorgen auf die neuen Fangquoten geeinigt, die für den Großteil der | |
Bestände ein Senken oder Halten der Obergrenzen vorsehen. Umweltschützer | |
forderten mehr Maßnahmen gegen Überfischung, lobten aber auch. | |
Nach einer Marathonsitzung der Landwirtschaftsminister standen die Quoten | |
am Mittwoch gegen halb vier Uhr morgens fest, für die Ostsee waren sie | |
schon vor Wochen beschlossen worden. Die Fangquoten sind nach Fischart, | |
aber auch nach Seegebiet verschieden. | |
Besonders beim Kabeljau müssen sich die Fischer einschränken, die neuen | |
Obergrenzen liegen bis zu 50 Prozent unter den aktuellen Höchstmengen. Für | |
die Nordsee etwa sind es 20 Prozent weniger. Das bedeutet nach | |
Diplomatenangaben, dass die deutschen Nordseefischer rund 2.900 Tonnen der | |
als besonders überfischt geltenden Art fangen dürfen. | |
In der Nordsee müssen die Fischer sich außerdem beim Seelachs (minus 13 | |
Prozent) einschränken, beim Schellfisch bleibt die Menge gleich. Dafür | |
steigt die maximale Fangmenge für Nordsee-Hering um 22 Prozent und für | |
Nordsee-Scholle um 15 Prozent. Die Entwicklung der beiden Bestände sei ein | |
"Signal, dass doch Nachhaltigkeit irgendwann sich wieder in positive | |
Entwicklung umdrehen kann", sagte der deutsche | |
Landwirtschafts-Staatssekretär Robert Kloos in Brüssel. Der Generalsekretär | |
des Deutschen Fischerei-Verbandes, Peter Breckling, hatte die | |
Nordsee-Quoten bereits zuvor als "der Realität einigermaßen angemessen" | |
bezeichnet. | |
Fischereikommissarin Maria Damanaki erklärte, die Gesamtergebnisse brächten | |
die EU "näher an unser Ziel einer nachhaltigen Fischerei". Die Kommission | |
hatte für die meisten Bestände Kürzungen vorgeschlagen, war Damanaki | |
zufolge in den Verhandlungen aber "flexibel". In der Vergangenheit lagen | |
die Quoten am Ende oft weit über den Kommissionsvorschlägen. | |
Vor diesem Hintergrund zeigte sich der Umweltverband WWF am Mittwoch | |
"zufrieden". Die Quoten wichen "anders als in der Vergangenheit von den | |
wissenschaftlichen Empfehlungen deutlich weniger ab", teilte der WWF mit. | |
Zugleich drängte er auf ein Ende der Rückwürfe zu kleinen und kommerziell | |
nicht verwertbaren Fisches. Dabei werden die Tiere oft verletzt oder tot | |
wieder über Bord gekippt, weil für die Quoten die angelandete Menge zählt. | |
Hilfe verspricht sich der WWF von einem Pilotprojekt, für das sich auch | |
Deutschland stark gemacht hatte und bei dem die Decks von Fischkuttern auf | |
freiwilliger Basis mit Kameras überwacht werden. Greenpeace forderte die | |
Minister am Mittwoch auf, "die Größe und Zerstörungskraft der | |
Fischfangflotte" zu verringern. Zudem müssten sie maritime Schutzgebiete | |
ausweisen. "Eine große Anzahl der Quoten" ist Greenpeace zufolge immer noch | |
zu hoch, "insbesondere für Kabeljau und Thunfisch". | |
15 Dec 2010 | |
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