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# taz.de -- Nach Wahl in der Elfenbeinküste: Schwere Kämpfe in Abidjan
> Sicherheitskräfte des Noch-Präsidenten Gbagbo vereiteln den Versuch der
> Anhänger des Siegers Ouattara, Regierungsgebäude zu besetzen. Zahlreiche
> Menschen sterben dabei.
Bild: Sicherheitskräfte versuchen, die Anhänger des Wahlsiegers aufzuhalten.
Der Versuch des gewählten Präsidenten der Elfenbeinküste, Alassane
Ouattara, nach zwei Wochen Abwarten seinen Wahlsieg per Volksaufstand
durchzusetzen, hat am Donnerstag zu schweren Kämpfen in der ivorischen
Metropole Abidjan geführt. Mit einem massiven Militäraufgebot und dem
Einsatz schwerer Artillerie stoppten die Sicherheitskräfte des noch
amtierenden Wahlverlierers Laurent Gbagbo am Donnerstag den Versuch
Ouattara-treuer Demonstranten, auf die Zentrale des Staatsfernsehens RTI in
der ivorischen Metropole Abidjan zu marschieren und sie als erstes
Regierungsgebäude zu besetzen.
Unterschiedlichen Berichten zufolge gab es zwischen 4 und über 30 Tote, als
Gendarmen und Soldaten auf Demonstranten schossen und sich in Kämpfe mit
ivorischen Rebelleneinheiten verwickelten.
Bereits am frühen Donnerstagmorgen riegelten Gbagbos Sicherheitskräfte die
Zufahrtswege aus dem nördlichen Abidjaner Stadtviertel Abobo, eine Hochburg
der Ouattara-Anhänger, ins Stadtzentrum hermetisch ab. Es kam in
verschiedenen Teilen der Stadt zu gewaltsamen Zusammenstößen, bei denen
nicht nur Tränengas sondern auch scharfe Munition zum Einsatz kam.
AFP-Reporter zählten zunächst vier Leichen.
Am Vormittag setzte sich eine Menschenmenge vom "Hotel du Golf", Ouattaras
von Rebellen und UN-Soldaten geschützter Regierungssitz am östlichen
Stadtrand, stadteinwärts zur zwei Kilometer entfernten RTI-Zentrale in
Bewegung, wurde aber nach 500 Metern von Gbagbos Militär gestoppt. Nachdem
einige Demonstranten zunächst zum Hotel zurückgingen, versuchten die dort
stationierten Kämpfer der nordivorischen Rebellenarmee FN (Forces
Nouvelles), die Ouattara unterstützt und von dessen Premierminister
Guillaume Soro geführt wird, dem Demonstrationszug doch noch den Weg
freizuschießen.
Es entwickelten sich heftige Kämpfe mit schwerer Artillerie, deren Ausgang
am Nachmittag noch offen war. Dunkle Rauchwolken von brennenden
Straßensperren füllten den Himmel über Teilen Abidjans. Premierminister
Soro, der ebensowenig wie Ouattara das Hotel verließ, rief am Nachmittag
die Bevölkerung dazu auf, die "Mobilisierung" fortzusetzen und sich nicht
"von der Diktatur der Panzer ablenken" zu lassen. Sein Sprecher Meité
Sindou erklärte, es seien insgesamt zwei Rebellen und 30 Zivilisten getötet
worden. Gbagbos Garde sei zurückgedrängt worden, obwohl sie von
angolanischen und liberianischen Söldnern verstärkt worden sei.
Soro hatte am Dienstag angekündigt, am Donnerstag das Fernsehgebäude
einzunehmen und seine nächste reguläre Kabinettssitzung am Freitag im
offiziellen Amtssitz des Premierministers abzuhalten. Die Gbagbo-treue
Armeeführung hatte daraufhin gedroht, für sämtliche Konsequenzen einer
solchen Aktion sei die UN-Mission verantwortlich, deren Soldaten das "Hotel
du Golf" schützen.
Ursprünglich hatte Soro die UN-Mission gebeten, auch die geplanten
Demonstrationszüge zu schützen. Diese Bitte wurde abgelehnt. Auch das in
Abidjan stationierte französische Militär griff nicht in die Kämpfe ein,
sondern erhöhte lediglich seine Alarmbereitschaft, um eventuell Franzosen
evakuieren zu können.
Soro hatte auch geplant, dass Ouattara-Anhänger aus dem FN-beherrschten
Norden der Elfenbeinküste nach Abidjan kommen und bei der Einnahme der
Regierungsgebäude helfen. Dies wurde von Gbagbos Militär an der nach wie
vor gültigen Waffenstillstandslinie zwischen dem FN-kontrolliertren Norden
und dem Gbagbo-kontrollierten Süden der Elfenbeinküste verhindert.
In der ivorischen Hauptstadt Yamoussoukro 40 Kilometer südlich der
Waffenstillstand wurde am Mittwoch bei Zusammenstößen zwischen
Ouattara-Demonstranten und der Polizei ein Polizist getötet. Gestern
zündeten Demonstranten die Gbagbo-Parteizentrale in Yamoussoukro an; es gab
weitere Verletzte bei Straßenschlachten. In mehreren anderen Städten wurde
ein Generalstreikaufruf der Ouattara-Regierung befolgt.
16 Dec 2010
## AUTOREN
Dominic Johnson
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