# taz.de -- Tierquälerei auf Verkaufsbörsen: Igel in Tupperdosen | |
> Tierschutzverbände haben Tierbörsen untersucht, auf denen Privatleute den | |
> Nachwuchs ihrer Haustiere weiterreichen. Dabei wird die Grenze zur | |
> Tierquälerei häufig überschritten. | |
Bild: Gern gesehenes, aber schlecht verpacktes Verkaufsgut auf Tierbörsen: der… | |
BERLIN taz | Igel werden in Tupperdosen gepfercht und Giftschlangen illegal | |
über den Wühltisch gereicht: Tierquälerei ist üblich an deutschen | |
Tierbörsen, wie der Deutsche Tierschutzbund und Pro Wildlife dokumentieren. | |
Für ihren Bericht haben die Tierschützer 32 Börsen in Deutschland | |
untersucht. "Nahezu alle Tierschutzvorgaben werden missachtet. Selbst | |
kranke und verletzte Tiere stehen zum Verkauf", kritisiert Sandra Altherr | |
von Pro Wildlife. | |
Tierbörsen waren eigentlich dazu gedacht, dass Privatleute den Nachwuchs | |
ihrer Haustiere unterbringen können. Mittlerweile seien die Börsen aber zu | |
"kommerziellen Flohmärkten" verkommen, bemängelt Thomas Schröder vom | |
Tierschutzbund. Vor allem Reptilien-Börsen würden von gewerblichen Händlern | |
dominiert, die ein großes Artenspektrum bieten könnten. | |
Dabei komme es auch zum "unkontrolliertem Verkauf" von Wildfängen und | |
gefährlichen Arten, die nicht im Haushalt gehalten werden dürfen, | |
kritisiert Altherr. Besonders beim Handel mit exotischen Wildtieren wie | |
Kampfspinnen oder Schlangen sei in den letzten Jahren eine steigende | |
Nachfrage zu beobachten. Schröder schätzt, dass der Gesamtumsatz an den | |
Tierbörsen inzwischen eine zweistellige Millionenhöhe erreicht. Die | |
zahlreichen Börsentermine im Dezember ließen zudem darauf schließen, dass | |
Exoten auch häufiger unter dem Weihnachtsbaum landen. | |
Die Tierschützer vermuten, dass es über tausend Tierbörsen in Deutschland | |
gibt. Allerdings sei die genaue Zahl schwer zu eruieren. "In jedem kleinen | |
Ort gibt es im Hinterzimmer des Gasthauses solche Veranstaltungen", erklärt | |
Altherr. | |
Seit 2006 schreibt das Landwirtschaftsministerium den Tierbörsen | |
verbindliche Rahmenbedingungen vor. Die Leitlinien regeln, welche Tierarten | |
verkauft werden dürfen und wie die Tiere untergebracht werden müssen. Die | |
hohe Anzahl an Börsen erschwert es den zuständigen Amtstierärzten jedoch, | |
bei Missständen durchzugreifen. Zudem haben die Leitlinien keinen | |
Gesetzescharakter. | |
"Wir brauchen klare Vorschriften im Tierschutzgesetz", fordert Schröder. | |
Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner und ihre Länderkollegen müssten | |
sich auf neue Vorgaben einigen. "Keiner will die Verantwortung tragen, | |
daher wird sie bis zu den Kommunen durchgereicht. Damit muss Schluss sein." | |
Wenn die Leitlinien keine Wirkung zeigen, müssten Tierbörsen generell | |
verboten werden. | |
Heinrich Stöppler, Präsident des Bundesverbands der beamteten Tierärzte, | |
widerspricht: Der "Gesetzeswald" sei schon zu groß. Stattdessen sollten | |
sich Amtstierärzte mit den zuständigen Behörden abstimmen und die | |
Kontrolldichte erhöhen. "Gerade in der Weihnachtszeit müssen die Kollegen | |
extra Zeit einplanen", sagt Stöppler. | |
Tierquälerei kann mit Geldstrafen bis 25.000 Euro oder drei Jahren Haft | |
geahndet werden. Auf Verstöße gegen den Artenschutz stehen sogar bis zu | |
fünf Jahren Gefängnis. | |
16 Dec 2010 | |
## AUTOREN | |
Anna Wieder | |
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