| # taz.de -- Katja Suding, FDP-Hoffnungsträgerin: "Wir sind die Alternative zur… | |
| > Die designierte Spitzenkandidatin der FDP, Katja Suding, im taz-Interview | |
| > über Walter Scheuerl, Koalitionen mit CDU oder SPD und ihre Ambitionen | |
| > auf das Finanzressort. | |
| Bild: Rechnet, schön optimistisch, mit sechs Prozent bei der Bürgerschaftswah… | |
| taz: Frau Suding, die Hamburger FDP gilt seit Jahren als zerstrittener und | |
| intriganter Männerverein. Sind Sie die Retterin? | |
| Katja Suding: Ich will die Spitzenkandidatin der Hamburger FDP sein und in | |
| die Zukunft blicken. Ich möchte die Wählerinnen und Wähler davon | |
| überzeugen, dass die FDP wichtig ist für Hamburg. | |
| Sie sehen sich nicht als Alibifrau? | |
| Ganz und gar nicht. | |
| Oder als Angebot an liberal-konservative Wählerinnen, statt der Männer-CDU | |
| jetzt mal die Suding-FDP zu wählen? | |
| Die FDP und ich selbst sind ein gutes Angebot über diese Klientel hinaus, | |
| auch an enttäuschte SPD- und GAL-Wähler. Ich stehe für eine | |
| familienfreundliche Politik, für eine Wirtschaftspolitik, die sich nicht | |
| nur am Hafen und an der Großindustrie orientiert, sondern vor allem am | |
| Mittelstand, am Handwerk und an der Kreativwirtschaft, und ich stehe für | |
| eine solide Haushaltspolitik. | |
| Solide Haushaltspolitik heißt: Weniger Steuern einnehmen und noch härter | |
| sparen? | |
| Wir brauchen eine grundsätzliche Wende in der Finanzpolitik. Hamburg gibt | |
| seit Jahren zu viel aus. Wir werden im Haushalt kürzen müssen. | |
| Wo denn? | |
| Der Staat muss sich auf seine Kernaufgaben konzentrieren. Wir müssen die | |
| Verwaltung verschlanken und effizienter arbeiten. Jede zweite frei werdende | |
| Stelle sollte unbesetzt bleiben. Die laufenden Betriebsausgaben müssen | |
| deutlich reduziert, die Investitionen aber mindestens auf dem jetzigen | |
| Niveau gehalten werden. | |
| Ist die Schulpolitik für Sie weiter ein Thema? | |
| Ja, natürlich. Wir müssen dafür sorgen, dass das jetzige Modell gut | |
| funktioniert, insbesondere müssen wir die Durchlässigkeit zwischen | |
| Gymnasien und Stadtteilschulen gewährleisten. Die Schulen sollen mehr | |
| Eigenverantwortung erhalten. | |
| Sie wollen aber keine neuen schulpolitischen Kämpfe provozieren? | |
| Nein, keineswegs. Die FDP steht zu der Struktur aus Grundschule, | |
| Stadtteilschule und Gymnasium. Aber wir müssen dieses System besser und | |
| effektiver machen. | |
| Der bekannteste Kritiker der Primarschulreform, Walter Scheuerl, kandidiert | |
| jetzt für die CDU. Bedauern Sie das? | |
| Nein. Ich denke, Herr Scheuerl tut sich damit keinen Gefallen, und die CDU | |
| hat sich ein Glaubwürdigkeitsproblem an den Hals gehängt. | |
| Würde er nicht eher zu Ihnen passen? FDP und Initiative haben ja Seite an | |
| Seite gegen die Schulreform gestritten. | |
| Das ist richtig. Aber Herr Scheuerl muss selbst wissen, was er tut. | |
| Ihr Wahlziel lautet, erstmals seit 2004 die Fünf-Prozent-Hürde zu | |
| überspringen und wieder in die Bürgerschaft einzuziehen? | |
| Ja, sicher. Ich rechne mit mehr als sechs Prozent. | |
| Und dann wollen Sie gewiss regieren? Mit wem am liebsten? | |
| Wir sehen uns als Alternative zu allen Parteien in der Bürgerschaft. Erst | |
| wenn wir im Parlament sind, denken wir über Koalitionen nach. Sicher wären | |
| wir für Gespräche sowohl mit der CDU als auch mit der SPD offen. Da sind | |
| wir also die Alternative zur GAL. Die hat damals bei Rot-Grün und jetzt | |
| wieder bei Schwarz-Grün bewiesen, dass sie ein unangenehmer | |
| Koalitionspartner ist. Da wären wir anders. | |
| Die FDP wäre bequemer? | |
| Wir wären zuverlässig. | |
| Offiziell zur Wahl als Spitzenkandidatin stehen Sie auf dem FDP-Parteitag | |
| am 4. Januar. Wird es eine Gegenkandidatur geben? | |
| Ich denke nicht. Und wenn - so ist Demokratie. Wichtig ist, dass die FDP | |
| nach dem Parteitag geschlossen und optimistisch den Wahlkampf aufnimmt. | |
| Davon bin ich überzeugt. | |
| Und dann wollen Sie Zweite Bürgermeisterin und Finanzsenatorin werden? | |
| Lassen Sie uns erst mal unsere Wahlziele erreichen. Dann sehen wir weiter. | |
| 26 Dec 2010 | |
| ## AUTOREN | |
| Sven-Michael Veit | |
| ## TAGS | |
| FDP | |
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