# taz.de -- Offener Brief an Ahmadinedschad: Solidarität mit inhaftierten Film… | |
> Der Filmemacher Rafi Pitts ruft alle Beschäftigten in der Filmindustrie | |
> zur Unterstützung ihrer KollegInnen im Iran auf. Am Jahrestag der | |
> Revolution soll die Arbeit niedergelegt werden. | |
Bild: Der iranische Filmemacher Dschafar Panahi erhielt 2006 in Berlin den Silb… | |
In Solidarität mit Dschafar Panahi und Mohammed Rasoulof möchten wir alle | |
FilmemacherInnen und alle Mitglieder der Filmindustrie einladen: | |
Unterstützt unabhängig von Eurem Land oder irgendwelchen Grenzen, | |
unabhängig von Religion oder Politik Eure Kollegen und Kolleginnnen im | |
Iran. Legt am 11. Februar 2011 von 15 bis 17 Uhr (Teheraner Zeit) die | |
Arbeit nieder. Es ist der Jahrestag der iranischen Revolution. | |
An Herrn Ahmadinedschad, | |
1979 fand eine Revolution statt. Tatsächlich feiern wir am 11. Februar 2011 | |
das 32. Jubiläum der iranischen Revolution. Der Grund, warum ich Sie daran | |
erinnern möchte, ist folgender: Ich habe den Eindruck, Sie haben vergessen, | |
warum das alles passiert ist. Vielleicht irre ich mich, vielleicht müssten | |
Sie sich einfach erklären. Vielleicht haben Sie Ihre eigene Definition von | |
unserer Revolution. In diesem Falle sollten Sie die Frage beantworten: | |
Warum hatten wir 1979 eine Revolution, was glauben Sie? | |
Es ist auch an der Zeit, dass Sie klarstellen, warum Sie FilmemacherInnen | |
weggesperren lassen. Was sind Ihre Gründe dafür, im Namen der Revolution | |
ein Leben zu beenden, eine Karriere? Vielleicht stelle ich die falschen | |
Fragen: Vielleicht dreht sich alles nur um Ihre Wiederwahl? | |
Ein sehr enger Freund, Dschafar Panahi, einer der wichtigsten Regisseure, | |
den ich als Person absolut respektiere und dessen Filme ich bewundere, | |
wurde von Ihrer Regierung verhaftet, mit Ihrem Gesetz. Er wurde zu sechs | |
Jahren Haft verurteilt, weil er die Absicht hatte, einen Film zu machen. | |
Sechs Jahre, weil man einen Film drehen möchte, sechs Jahre Haft für eine | |
Idee. Und als ob das nicht reicht, habt Ihr ihm auch noch zwanzig Jahre | |
Berufsverbot erteilt und die Reisefreiheit genommen. Während der nächsten | |
zwanzig Jahre darf Panahi seine Heimat nicht mehr verlassen. | |
Ein anderer wichtiger junger Filmemacher, Mohammed Rasoulof, wurde mit | |
derselben Strafe belegt. Sein Verbrechen: Er hat mit Dschafar | |
zusammengearbeitet. | |
Beide wurden bestraft,weil sie für ihren Kollegen eingestanden haben. Weil | |
sie die Ereignisse von Juni 2009 verstehen wollten. Weil sie um die Toten | |
trauerten, die der Konflikt während der Wahlen gefordert hat. Dabei - muss | |
ich Sie daran erinnern? - hatten alle Kandidaten die offizielle Erlaubnis, | |
an der Präsidentschaftswahl teilzunehmen. Die Entscheidung der Wähler war | |
eindeutig und sie war absolut legal. Dschafar Panahi und Mohammed Rasoulof | |
haben gemeinsam mit der Mehrheit der Filmindustrie ihre Entscheidung | |
getroffen. Und daraus wurde die Grüne Bewegung. Wir hatten das Recht dazu. | |
Wir haben legal gehandelt. | |
Glauben Sie, es ist falsch, wissen zu wollen, warum Menschen während | |
unserer letzten Wahl ihr Leben verloren haben? | |
Glauben Sie wirklich, unser Land weiß nichts von der Gewalt, die durch die | |
offiziellen Wahlergebnisse verursacht wurde? | |
Ist es ein Verbrechen, dass Panahi einen weiteren Film drehen möchte? | |
Ist es ein Verbrechen, dass Rasoulof die Realität befragt? | |
Oder dass Filmemacher der Gesellschaft einen Spiegel vorhalten? | |
Fürchten Sie eine Ansicht, die Ihrer widerspricht? In diesem Falle, bitte | |
antworten Sie auf meine Frage: Warum hatten wir eine Revolution? | |
27 Dec 2010 | |
## AUTOREN | |
Rafi Pitts | |
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