Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Kommentar Gescheiterte Familienhilfe: Vom Amt übers Ohr gehauen
> Sobald ein konkretes Familienproblem beim Jugendamt bekannt wird, droht
> automatisch der Verlust des Sorgerechts. Unter diesen Umständen wird kein
> Elternteil mehr ehrlich Schwierigkeiten bei der Erziehung einräumen
> wollen.
Bild: Leidet unter der Trennung von ihrem siebenjährigen Sohn Antonio: Annette…
Annette S. hat einen großen Fehler begangen. Sie hat bei der Behörde, die
sich auf die Fahnen schreibt, Eltern und Kindern zu helfen, tatsächlich um
Hilfe gebeten. Da sie selbst gehörlos, ihr Sohn aber hörend ist, war sie
vorausschauend genug, die Kommunikation mit ihrem Kind nicht zum Problem
werden zu lassen - und ging freiwillig zum Jugendamt.
Sie tat das, was eine gewissenhafte Mutter ausmacht: Die eigenen Schwächen
erkennen und danach handeln. Die Ironie der Geschichte: Wäre Annette S.
schön zu Hause geblieben und hätte die Kommunikationsprobleme mit ihrem
Sohn einfach unter den Teppich gekehrt, würde dieser wahrscheinlich heute
noch bei ihr leben. Sie hat der Behörde vertraut. Und dieses Vertrauen
wurde ihr zum Verhängnis.
Auch wenn die Akte einer gehörlosen Mutter nicht alle Tage auf dem
Schreibtisch eines Mitarbeiters landet - die Gangart wird beim Jugendamt in
vielen Fällen eine ähnliche sein: Sobald ein konkretes Familienproblem
bekannt wird, droht der Familie automatisch der Verlust des Sorgerechts.
Unter diesen Umständen wird kein Elternteil mehr ehrlich Schwierigkeiten
bei der Erziehung einräumen wollen - verständlicherweise. Das Jugendamt
wird immer öfter auf Informationen von Dritten angewiesen sein. Es zerstört
so das Vertrauen vieler Eltern und gefährdet seine eigene Arbeit.
28 Dec 2010
## AUTOREN
Emilia Smechowski
## ARTIKEL ZUM THEMA
Kindeswohl: Bei Anruf Kind weg
Einer gehörlosen Mutter wird ihr hörendes Kind weggenommen. Sie könnten
nicht ausreichend kommunizieren, so das Jugendamt. Das Oberlandesgericht
soll jetzt entscheiden, ob der Junge zur Tante kommt.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.