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# taz.de -- Prozess gegen Israels Ex-Präsident: Katsav wegen Vergewaltigung ve…
> Israels ehemaliger Präsident Mosche Katsav ist wegen mehrfacher
> Vergewaltigung während seiner Amtszeit schuldig gesprochen worden. Er
> habe sich in Lügen verstrickt, so der Richter.
Bild: Beteuert seine Unschuld: Mosche Katsav (Mitte) vor der Urteilsverkündung…
Mosche Katzaw drückt das Rückgrat gerade und quält sich ein Lächeln ab, als
er den Gerichtssaal betritt, um die Entscheidung zu hören in zwei
Vergewaltigungsfällen sowie einem von sexuellem Missbrauch von
Untergebenen. Ausgerechnet dem Paradelinken Gideon Levy von Haaretz ruft er
ein kräftiges Guten Morgen zu, was Levy peinlich berührt. Die anderen
Pressevertreter ignoriert Israels früherer Präsident demonstrativ. Als die
zwei Richterinnen und der Vorsitzende Richter George Karra ihre Plätze
einnehmen, bleibt der Angeklagte für einen Moment noch unterwürfig stehen.
Katzaw wartet vergeblich. Schuldig in allen Punkten, entscheiden die
Richter einstimmig. Nur bei dem Vorwurf, er habe Zeugen vorsätzlich
bedrohen wollen, ließen sie Abstriche zu.
Der Angeklagte, dezent im schwarzen Anzug und mit grauer Krawatte, lässt
sich seine Nervosität kaum anmerken. Mit steinerner Miene hört er mehr als
eine Stunde der 29 Seiten langen Urteilsbegründung zu. Katzaw bleibt selbst
dann noch äußerlich ruhig, als Richter Karra das Vergewaltigungsopfer A.
zitiert. "Ich habe die ganze Zeit gekämpft und gesagt, dass ich nicht
will", heißt es in der Urteilsbegründung, die festhält, wie der Angeklagte
"ohne Hosen" seine Mitarbeiterin in einem Hotelzimmer empfangen habe, um
sich anschließend mit Gewalt an ihr zu vergehen. Erst als der Richter den
Schuldspruch in zwei Vergewaltigungsfällen festhält, wird Katzaw nervös. Er
hebt die Augenbrauen, sucht den Blick seiner Anwälte und seines Sohnes,
lächelt müde und deutet ein Kopfschütteln an. Zweimal greift er zu der
Wasserflasche vor ihm und nimmt einen tiefen Schluck.
Die Richter schenkten den Opfern größeres Vertrauen als dem Angeklagten,
der sich selbst in Widersprüche verstrickt habe und der, so Richter Karra,
seinen größten Fehler beging, als er die außergerichtlich getroffene
Einigung und damit die Möglichkeit einer Bewährungsstrafe ablehnte. Katzaw
hätte dann indes auch seine Schuld eingestehen müssen. Stets aber beteuerte
der Expräsident, er habe nichts Böses getan, sondern sei Opfer einer
Schmutzkampagne geworden, speziell des früheren Generalstaatsanwalts
Menachem Mazuz. Der hatte Katzaw unverblümt als "sexuellen
Serienverbrecher" bezeichnet, als er das Verfahren gegen ihn empfahl.
Die Mindeststrafe für Vergewaltigung beträgt vier Jahre Haft, die
Höchststrafe liegt bei 16 Jahren. Die einzige Bitte, die einer von Katzaws
Anwälten nach der Urteilsverlesung vorbringt, ist, dass sich sein Mandant
bis zur Verkündung des Strafmaßes frei bewegen dürfen soll. Die Richter
wollen nur den Pass des Verurteilten einbehalten. Wahrscheinlich ist, dass
Katzaw Berufung vor dem Obersten Gericht in Jerusalem anstreben wird. Jael
Balla Avni, Leiterin des Zentrums für Opfer sexueller Gewalt in Jerusalem,
zeigt sich erleichtert. Mit dem "einstimmigen Schuldspruch", der Katzaw
"als Lügner entlarvt", sei ein Freispruch in der Berufung "sehr schwer".
30 Dec 2010
## AUTOREN
Susanne Knaul
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