# taz.de -- Alternative Reisedokumentation auf Arte: Backpacker-Glück auf der … | |
> Ein "Lonely Planet"-Autor macht sich auf die "Marco Polo-Fährte" (Montag | |
> bis Freitag, 19.30 Uhr, Arte). Seine Reise nach China ist alles andere | |
> als eine Sightseeing-Tour. | |
Bild: Fernweh-Fernsehen: Kamele in der Wüste Gobi. | |
Syrien, der Iran und Afghanistan gehören nicht zu den üblichen | |
Backpacker-Zielen, aber für Bradley Meyhew liegen sie auf dem Weg. Der | |
Profireisende und "Lonely Planet"-Autor hat für Arte die große Seidenstraße | |
bereist. In den fünf Teilen von "Die Marco Polo-Fährte" verfolgt Meyhew die | |
Spur seines Jugendhelden Marco Polo - von Venedig bis Peking. | |
Meyhews Reiseführer ist Marco Polos Bericht "Die Wunder der Welt", der | |
diesen nach seiner Rückkehr im 13. Jahrhundert unsterblich machte. Die | |
Reise beginnt in Venedig, wo die Familie Polo damals lebte. Es ist Karneval | |
und die Einheimischen tragen klassische Gewänder aus Seide und Brokat, | |
bestickt mit Edelsteinen - Materialien aus dem mittleren und fernen Osten. | |
Marco Polo sollte dem Kaiser von China Öl aus der Grabeskirche in Jerusalem | |
mitbringen. So führt auch Meyhews Weg zuerst dorthin. Wegen geschlossener | |
Grenzen kann er nicht, wie Polo im Schiff, direkt in die Türkei reisen. | |
Stattdessen fährt Meyhew über Land ins syrische Aleppo und zieht durch die | |
Gassen des Basars. Dort wird auch heute noch Seife gepresst und Seide | |
gefärbt – teure Importseide konkurriert mit billiger Synthetik, die | |
ebenfalls aus China kommt. | |
Spätestens in der Türkei packt einen die Reiselust. Man möchte den Rucksack | |
packen und selbst durch Anatolien gondeln. Es geht jetzt weniger | |
zielstrebig voran. Besonders eindrucksvoll ist die Zugfahrt, die Meyhew am | |
Oberarm des Euphrat entlang durch schneebedecktes Gebirge hoch nach | |
Erzincan führt. Meyhew trinkt mit dem Zugführer Tee und begleitet einen | |
Mitfahrer zum Cirit, einem Reiterspiel, das wohl auch schon zu Polos Zeiten | |
gespielt wurde. | |
"Je schlimmer die Regierung, desto freundlicher das Volk", stellt Meyhew im | |
Iran fest. Auf der Fahrt durch die iranischen Wüsten teilt er sich die | |
Rückbank eines Trucks mit anderen Anhaltern. Mit Arbeitern wagt er sich in | |
einen Kanat, einen der Kanäle, die Oasen seit rund 4.000 Jahren mit | |
Trinkwasser versorgen. | |
Der Fünfteiler macht Spaß, weil es sich so anfühlt, als würde man selber | |
durch diese exotischen und teilweise gefährlichen Länder reisen. Der | |
indische Kameramann Alok Upadhyay hat daran großen Anteil. Er sitzt mit im | |
engen Minibus und lässt den Blick über die Szenen schweifen, wie man es | |
selbst tun würde. | |
Es ist keine Sightseeing-Tour auf Einladung der Tourismusbehörden, sondern | |
eine echte Reise mit Höhen und Tiefen. Meyhew muss auch mal auf Busse | |
warten oder am Straßenrand zelten. Er lernt Einheimische kennen und folgt | |
ihren Einladungen. So nimmt ihn ein Taxifahrer in Teheran mit zum Konzert | |
seiner illegalen Rockband. Auf der Reise lernt man dazu, wie Marco Polo, | |
Seide und ganze Religionen über die Seidenstraße in die Welt gelangten, und | |
ganz nebenbei, wie Reiseführer aktualisiert werden. | |
3 Jan 2011 | |
## AUTOREN | |
Thomas Strothjohann | |
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