Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Streit der Woche: Kommt's auf den Parteichef an?
> Westerwelle kämpft ums politische Überleben, die Linke hat's nach
> Lafontaines Rückzug schwer. Andere warnen davor, nur aufs Personal statt
> auf die Politik zu schauen.
Bild: Schon halb geschasst? FDP-Chef Westerwelle auf dem jüngsten Parteitag.
Gudio Westerwelle versucht, sich beim Dreikönigstreffen der FDP am
Donnerstag zu Tritt zu fassen. Dem Parteichef und Außenminister werden die
aus seiner Sicht grauenhaften Umfragewerte angelastet: Bis auf drei Prozent
ist die Regierungspartei zuletzt abgesackt. Kritik kam im Dezember vor
allem aus Landesverbänden, denen 2011 Wahlkämpfe bevorstehen.
"Klotz am Bein" hatte der Spitzenkandidat der FDP in Rheinland-Pfalz,
Herbert Mertin, seinen Bundesvorsitzenden genannt. Westerwelles
Unterstützer wie Gesundheitsstaatsekretär Daniel Bahr sprechen von
"kurzsichtigen Personaldebatten."
Was gibt den Ausschlag? Der Chef, die Strukturen oder das Programm?
SPD und CSU hat es jedenfalls nicht viel gebracht, ihre Chefs abzusägen:
Als die CSU Edmund Stoiber gegen das Duo Erwin Huber (Vorsitzender) und
Günther Beckstein (Ministerpräsident) auswechselte, wurde die Lage
keinesfalls besser. Die CSU verlor bei der Bayern-Wahl die absolute
Mehrheit. Auch der SPD brachte es nichts, dass sie ein Jahr vor der
Bundestagswahl Kurt Beck nach Mainz zurück ekelte.
Der neue Chef Frank-Walter Steinmeier erreichte mickrige 23 Prozent und
musste nun an Sigmar Gabriel übergeben. Danach fragte sich die Partei, ob
sie nicht auch an ihrer Debattenkultur etwas ändern müsste - und an den
Inhalten. Die Grünen können zurzeit als Gegenbeweis durchgehen. Obwohl sie
sich eine doppelte Doppelspitze mit zwei Partei- und zwei
Fraktionsvorsitzenden leisten, sind sie in den Umfragen erfolgreich. Dabei
mahnten Kritiker der Doppelspitzen-Regel stets, die Mediengesellschaft
verlange nach nur einem bekannten Gesicht, das die Aufmerksamkeit auf sich
ziehen und in Talkshows glänzen könne. Die Linke hat wiederum nach dem
Rückzug von Oskar Lafontaine ziemlich große Probleme mit sich selbst
bekommen. Aber auch dort wird die ständige Chef-Frage von
Programmentscheidungen, regionalen Interessen und Befindlichkeiten
überlagert.
Aber sind Parteivorsitzenden überhaupt so wichtig? Hat nicht 2010 gezeigt,
dass die Bürger die eigentlich unterschätzte Kraft sind? Oder aber dass es
viel entscheidender ist, was der Wirtschaft passt - unabhängig davon, wer
in den Parteien ganz oben ist? Wäre alles anders, wenn es noch Politiker
vom Format Willy Brandts gäbe?
Was meinen Sie: Kommt's auf den Parteichef an?
4 Jan 2011
## ARTIKEL ZUM THEMA
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.