# taz.de -- Interview mit Manuela Schwesig zu Hartz-IV: "Frau von der Leyen blo… | |
> Die SPD-Sozialpolitikerin Manuela Schwesig sagt: "Kinder sind von der | |
> Leyen wohl nicht wichtig". Sie wolle nur verwalten. Und | |
> Hartz-IV-Empfänger erhielten kein Geld, weil die Ministerin blockiere. | |
Bild: Ursula von der Leyen. Manuela Schwesig wirft ihr vor, sich nicht für die… | |
taz: Frau Schwesig, die Arbeitsministerin sagt, am Freitag könnte es bei | |
Hartz IV zu einer Einigung kommen. Sie will das Bildungspaket auf Kinder | |
von Wohngeldempfängern ausweiten und über einen Mindestlohn für die | |
Leiharbeit sprechen. Reicht Ihnen das? | |
Manuela Schwesig: Das reicht uns nicht. Wenn Frau von der Leyen weiterhin | |
die Schulsozialarbeit verhindert und keinen ordentlich berechneten | |
Regelsatz vorlegt, wird es diese Woche keine Einigung geben. | |
Wäre denn als erster Schritt eine Teillösung möglich? | |
Wir brauchen ein Gesamtpaket, denn die Themen Bildung, Regelsatz und | |
Mindestlohn gehören zusammen. Wir wollen auch erreichen, dass das | |
Bildungspaket unbürokratisch umgesetzt wird. Und es soll durchschnittlich | |
an jeder Schule, vom Bund unterstützt, einen Schulsozialarbeiter geben. Die | |
jüngste Bertelsmann-Studie zeigt, dass wir für mehr soziale Gerechtigkeit | |
in die Bildungsinfrastruktur investieren müssen. Es ist ein Armutszeugnis | |
für die Arbeit von Frau von der Leyen, dass Deutschland bei der Kinderarmut | |
hinter Tschechien rangiert. | |
Bildungsaufgaben sind aber Ländersache, der Bund darf sich nicht | |
einmischen. | |
Frau von der Leyen macht es sich zu einfach, wenn sie sich nicht zuständig | |
fühlt. Offenbar sind ihr die Kinder nicht so wichtig. Denn es gibt ganz | |
klar den Auftrag des Bundesverfassungsgerichts, die Bildungsteilhabe der | |
Kinder auch durch den Bund sicherzustellen. Die Förderung der Kinder stellt | |
man durch Menschen sicher, die die Kinder vor Ort, in Kitas und Schulen, | |
unterstützen. Frau von der Leyen will die Kinder zur Arbeitsagentur | |
schicken, sie will sie nur verwalten. | |
Wie wollen Sie ein Weniger an Bürokratie bei der Umsetzung des | |
Bildungspakets erreichen? | |
Wir schlagen vor, dass die Kommunen für die Umsetzung des Bildungspakets | |
Geld erhalten und dann alles in eigenständiger Regie gestalten können. So | |
läuft es beispielsweise in Lübeck mit dem Bildungsfonds. | |
Die Opposition hat in der Arbeitsgruppe etliche Rechenaufträge erteilt. | |
Einige Ergebnisse lägen vor, sagt Frau von der Leyen. Für andere brauche es | |
insgesamt 90 Tage. Warum? | |
Das ist reine Hinhaltetaktik. Die Höhe der Sozialleistungen wird seit | |
Jahren anhand der 20 Prozent der unteren Einkommen ermittelt. Es ist nicht | |
nachvollziehbar und glaubwürdig, dass Frau von der Leyen diese | |
20-Prozent-Berechnung noch nicht gemacht hat. Wir gehen davon aus, dass sie | |
die Berechnung schon hat. Die Ministerin taktiert und blockiert, das ist | |
eine Gefahr für die Verhandlungen. | |
Wie lange halten Sie dem Vorwurf stand, dass Ihre Blockade die | |
Hartz-IV-Empfänger um ihre neuen Leistungen bringt? | |
Die Hartz-IV-Empfänger erhalten ihr Geld nicht, weil Frau von der Leyen | |
blockiert. Sie hat sich zehn Monate Zeit gelassen für ein schlechtes | |
Gesetz, dem wir nicht zustimmen können. Und jetzt verweigert sie die | |
Auszahlung des Bildungspakets und des höheren Regelsatzes, obwohl das | |
möglich wäre. Sie will Erpressungspotenzial gegenüber den Sozialdemokraten | |
haben. Aber wir lassen uns nicht erpressen. | |
5 Jan 2011 | |
## AUTOREN | |
Eva Völpel | |
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