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# taz.de -- Solidarität mit Kopten: Weihnachten mit Polizeischutz
> Mit viel Polizei und Prominenz hat die koptische Gemeinde am Donnerstag
> Weihnachten gefeiert. Die Mitglieder begegnen dem Rummel mit gemischten
> Gefühlen.
Bild: Ein muslimischer Gast beim Weihnachtsgottesdienst der koptischen Christen…
Ein Kondolenzbuch und Trauertafeln begrüßten die Gäste in der Vorhalle der
Lichtenberger St.-Antonius-und-St.-Shenouda-Kirche, in der die Berliner
Gemeinde koptischer Christen am Donnerstag ihren Weihnachtsgottesdienst
feierte. Nicht unbemerkt wie sonst immer, sondern mit Polizei- und
Prominenz-Schutz: Grünen-Chef Cem Özdemir, der für Religionsgemeinschaften
zuständige Berliner Kulturstaatssekräter André Schmitz, CDU-Generalsekretär
Hermann Gröhe und Berlins Integrationsbeauftragter Günter Piening sowie
Vertreter muslimischer Gemeinden waren gekommen.
Aus traurigem Anlass: Denn nach dem Anschlag auf koptische Christen im
ägyptischen Alexandria an Silvester, bei dem 23 Menschen ums Leben kamen
und viele schwer verletzt wurden, waren auch Drohungen gegen koptische
Gemeinden in Deutschland bekannt geworden.
In der Bundesrepublik leben mindestens 6.000 Kopten. Die Berliner Gemeinde
umfasst etwa 200 Personen. Die christlich-orthodoxe Minderheit aus Ägypten
feiert das Weihnachtsfest nach orthodoxem Ritus am 6. und 7. Januar.
Die Berliner Kopten feierten ihren Gottesdienst nicht in der großen
Kirchenhalle, sondern in einem kleinem Nebenraum. Roter Teppichboden,
Klappstühle aus Holz, ein Nebel aus Weihrauch, Bildnisse von Jesus mit
arabischen Beschriftungen schmückten den Raum, auch ein Porträt von Papst
Shenouda III., dem Oberhaupt der koptisch-orthodoxen Kirche. Die mehr als
drei Stunden dauernde Weihnachtsmesse wurde abwechselnd in Arabisch,
Deutsch und Koptisch abgehalten - in diesem Jahr unter ganz besonderen
Bedingungen. Doch das Klicken der Fotoapparate, die drängelnden
Kameraleute, die tuschelnden Journalisten und auch die Gäste, unter denen
Verwirrung darüber herrschte, an welchen Stellen der Liturgie aufzustehen,
sich niederzusetzen oder der Kopf in eine bestimmte Richtung zu drehen sei,
hielten die Gemeindemitglieder, von denen weniger als sonst gekommen waren,
nicht davon ab, sich im Chor den liturgischen Gesängen anzuschließen.
Für die meisten muslimischen Gäste war es nicht der erste christliche
Gottesdienst, den sie besuchten, "aber der längste", wie einer sagte. Man
wolle mit der Präsenz "ein Zeichen setzen", sagte Burhan Kesici von der
Islamischen Föderation: "Wir dürfen nicht erlauben, dass der Terror einen
Keil zwischen Muslime und Christen treibt." Grünen-Chef Cem Özdemir kam
eine halbe Stunde vor Ende der Messe in Begleitung seiner Frau vorbei. Er
wünschte der Gemeinde ein frohes Weihnachtsfest und sprach sein
"herzlichstes Beileid" aus.
Die Gemeindemitglieder nahmen den Rummel mit gemischten Gefühlen auf. Man
freue sich, dass die Medien endlich darauf aufmerksam würden, womit die
Kopten in Ägypten zu kämpfen hätten, hieß es von Gottesdienstteilnehmern.
Doch die Auftritte der Promis seien nur für die Kamera: "Wir brauchen keine
Bilder, sondern Taten", sagte ein Gemeindemitglied.
Das gemeinsame Essen, das für gewöhnlich an die Messe anschließt, fiel in
diesem Jahr aus. Es gebe auch keine Geschenke, erklärt Pater El-Moharaky.
Stattdessen findet am kommenden Sonntag ein Trauergottesdienst statt. Nach
Auskunft der Polizei verliefen die koptischen Weihnachtsgottesdienste in
ganz Deutschland ohne Zwischenfälle.
7 Jan 2011
## AUTOREN
Canset Icpinar
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