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# taz.de -- Die "Sozialromantiker" von St. Pauli: Gegen Busen und Banken
> Am Millerntor herrscht zuviel Kommerz, findet eine Gruppe von
> St.-Pauli-Fans, die sich selbst als "Sozialromantiker" bezeichnen. Sie
> protestieren im Netz und auf den Rängen.
Bild: Der schwarze Totenkopf auf rotem Grund, das Emblem der "Sozialromantiker"…
HAMBURG taz | Ihr Slogan lautet "Bring back St. Pauli", und ihr Label ist
der schwarze Jolly Roger - der Totenkopf karibischer Piraten - auf
feuerrotem Grund. Ihren Namen hat ihnen der frühere Vereinspräsident Corny
Littmann gegeben, der sie - als am Hamburger Millerntor mal wieder über
Kult und Kommerz diskutiert wurde - abfällig als "Sozialromantiker"
bezeichnete. Ein Kompliment, befand der lose Zusammenschluss
konsumkritischer Fans und trug den Schmähbegriff fortan als Ehrentitel.
Die Mitglieder der Sozialromantiker-Initiative bleiben lieber anonym. Ein
Interview mit Foto und Namensnennung - keine Chance! Ihre Forderungen aber
bewegen seit Wochen die St.-Pauli-Fanszene und mittlerweile auch das
Präsidium des Vereins. Eine LED-Leuchtschrift, die während des letzten
Heimspiels ständig SMS-Botschaften verbreitete, ist ihnen genauso ein Dorn
im Auge wie eine Stripshow, die während der Spiele in einem der
Stadionlogen dargebracht wird.
Die werden am Millerntor zwar kieztypisch Séparées genannt, sollen nun aber
bitte nicht auch noch kieztypisch genutzt werden. Die vielen zusätzlichen
Business-Seats auf der nigelnagelneuen Haupttribüne stoßen den
Sozialromantikern ebenfalls auf, und die Werbung für eine Bank im heiligen
Fußballtempel ist für jeden gestandenen antikapitalistischen
Sozialromantiker sowieso pure Provokation.
Weil blitzende Busen und böse Banken die Herrschaft am Millerntor
übernommen hätten, riefen die [1][Sozialromantiker zum Internetprotest] auf
und haben bereits 4.000 Unterstützer für ihre Forderungen gefunden. Am
Millerntor, wo sonst ein eher braun-weißes Fahnenmeer die Kulisse stellt,
gab es gegen den SC Freiburg am Samstag nur - hundertfach geflaggt -
schwarzen Jolly auf rotem Grund. Garniert mit ein paar kommerzkritischen
Spruchbändern, adressiert etwa an Susis Showbar, den Mieter der Loge, wo
die entblößten Bälle tanzten: "Oh Susi, wir spiel'n bei dir doch auch kein
Fußi!" Ein Protest nach Art des Hauses, der den Nerv sehr vieler Fans genau
trifft.
17 Jan 2011
## LINKS
[1] http://www.sozialromantiker-stpauli.de/wordpress/
## AUTOREN
Marco Carini
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