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# taz.de -- die wahrheit: Bimbam, bimbam
> Katholische Seligsprechungen: Vatikan beschleunigt Verfahren.
Rekordjagd im Vatikan. Nach der Entscheidung des Vatikans, Papst Johannes
Paul II. im Supereilverfahren seligsprechen zu lassen, soll das Verfahren
der Beatifikation grundlegend reformiert werden. "Das dauert bisher einfach
zu lange. Sie müssten sich mal die Liste des Pontifex anschauen, wer da
noch alles selig- bis heiliggesprochen werden soll - die reicht von Pontius
bis Pilatus!", so ein Sprecher des Vatikans.
Der neue Seligsprechungsprozess soll nur noch zwei Wochen dauern, dafür
aber hanebüchener begründet werden. Die Schwelle für Taten, die der Vatikan
offiziell als Wunder anerkennt, wird massiv gesenkt. Demnächst
wundertauglich sind: spontane Genesung nach fiebriger Grippe (mindestens
zwei Tage Fieber), unerwartete Genesung nach schwerem Alkoholexzess
(mindestens zwei Liter Messwein) und die wundersame Genesung des 1. FC
Köln, der doch nicht in die 2. Bundesliga absteigen muss.
"Was die Theologen- und Kardinalskommission bisher an Leistung verlangt
hat, da können sie sich ja gleich ans Kreuz nageln lassen!", begründet
McKinsey die Reformen. Die Unternehmensberater gelten als geistige Väter
der Optimierung und haben nach eigenen Angaben "den Sauhaufen mal richtig
ausgemistet" und die bisher als zu langwierig verschrienen Prozesse
"verschlankt". Um Kritikern den Wind aus den Segeln zu nehmen, wird
allerdings eine weitere Stufe in den Seiligsprechungsprozess eingefügt, die
für mehr Transparenz sorgen soll.
"Ab sofort wird erst seliggesprochen, dann glückselig, dann scheinheilig
und schließlich, wenn sozusagen alle Lampen an sind, heilig", erläutert der
zuständige Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone. Allerdings droht nun
der italienische Süßwarenhersteller Ferrero mit einer Urheberrechtsklage.
Das Wort "Glückseligkeit" habe man sich für die beliebten Überraschungseier
schützen lassen, das Erlangen der Glückseligkeit sei ausschließlich Kunden
von Ferrero vorbehalten, so ein erzürnter Unternehmenssprecher am
Firmensitz in Alba.
Vatikanischen Kreisen zur Folge arbeitet unterdessen Papst Benedikt schon
an seiner eigenen Heiligsprechung, mit der er alle Rekorde brechen und sich
zu Lebzeiten unsterblich machen will. Kardinal Bertone erklärt die
Vorgehensweise so: "Bisher müssen Sie für die Heiligsprechung diese
lästigen wissenschaftlichen Beweise erbringen. Was sie Tolles erlitten oder
wem sie durchs Handauflegen die Flausen aus dem Kopf getrieben haben."
Stattdessen hat der Vatikan nun gemeinsam mit McKinsey eine umfassende
Marketingstrategie entwickelt, wie Papst Benedikt XVI. zu einer globalen
Werbe- und Modeikone unterm Heiligenschein aufgebaut werden kann. So ließen
sich auch die durch Kirchenaustritte und fehlende Kirchensteuern leeren
Kassen des Vatikans wieder auffüllen. Deshalb werden zum Beispiel demnächst
ganz im Heroinchic der Magermodels Augenringe à la Benedikt angeboten, in
praktisch abnehmbarer Version für 10,99 Euro. Außerdem wird Benedikt wieder
eine Platte aufnehmen, doch diesmal nicht mit religiösen Texten, sondern
mit tanzkompatiblen Hits unter dem Namen "Papa Gaga". Sein erster Dance-Hit
soll dann "Bimbam, bimbam" heißen.
26 Jan 2011
## AUTOREN
Nico Rau
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