# taz.de -- Vor erster Parlamentssitzung in Kabul: Verlierer besetzen Präsiden… | |
> Der afghanische Präsident Hamid Karsai hatte die unterlegenen | |
> Parlamentskandidaten zum Gespräch geladen. Und 200 sind gleich geblieben. | |
> Sie besetzen den Palast, um gegen die Wahl zu protestieren. | |
Bild: Steht weiter in der Kritik: Hamid Karsai. | |
KABUL afp | Fast 200 bei den Parlamentswahlen in Afghanistan unterlegene | |
Kandidaten haben über Nacht den Präsidentenpalast in Kabul besetzt und | |
damit gegen die geplante konstituierende Sitzung des Parlaments | |
protestiert. | |
Wie ein Sprecher von Präsident Hamid Karsai am Mittwoch sagte, empfing der | |
Staatschef am Dienstag rund 300 von ihnen zu Gesprächen in dem hochgradig | |
geschützten Gebäude. Seitdem hätten sich "zwischen 180 und 200" unterlegene | |
Kandidaten geweigert, den Präsidentenpalast wieder zu verlassen und die | |
Nacht in einem großen Saal verbracht. | |
Dem Sprecher zufolge protestieren die Wahlverlierer mit ihrer Aktion gegen | |
die Entscheidung des Präsidenten, für Mittwoch die erste Sitzung der neuen | |
Volksvertretung anzusetzen. Es handle sich vor allem um Männer. Erreichbar | |
waren sie jedoch nicht, da in dem Gebäude ein Handyverbot herrscht. Die | |
Parlamentswahl vom September war von Betrugsvorwürfen überschattet gewesen, | |
rund ein Viertel der fünf Millionen abgegeben Stimmen wurde für ungültig | |
erklärt. | |
Im Vorfeld der konstituierenden Sitzung hatte es auch Streit zwischen den | |
gewählten Abgeordneten und dem Staatschef gegeben. Karsai hatte die erste | |
Sitzung zunächst auf den 22. Februar verschoben und war damit der | |
Empfehlung eines Sondergerichts zur Untersuchung der Betrugsvorwürfe bei | |
der Parlamentswahl im September gefolgt. Die Abgeordneten, aber auch die | |
USA und die UNO kritisierten die Verschiebung, so dass der Präsident | |
einlenkte. | |
26 Jan 2011 | |
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