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# taz.de -- Kommentar Die USA und Ägypten: Das Dilemma der falschen Freunde
> Die Freude der US-Politiker über die Ereignisse in Ägypten ist verhalten.
> Zu stark ist man mit Mubarak verbandelt. Eine Neupositionierung ist
> umungänglich.
Die Demokratiebewegungen sind das erste positive Signal, das seit langer
Zeit aus der arabischen Welt kommt: nach autoritären Regimen, nach
religiösem Fanatismus, nach islamistischem Terror und nach brutalen
kriegerischen Auseinandersetzungen.
Wenn aus Washington, wo sowohl die vergangene George-W.-Bush- als auch die
jetzige Barack-Obama-Administration in viel beachteten Fensterreden das
Bemühen um Demokratie und Menschenrechte ermuntert haben, dennoch keine
enthusiastische Unterstützung der friedlichen Proteste gegen autoritäre
Regime kommt, liegt das an einem jahrzehntealten und zugleich
brandaktuellen Dilemma. Es ist made in the USA. Und es besteht in der Wahl
der eigenen Verbündeten in der Region.
Militärisch und finanziell am eklatantesten ist dies in Ägypten. Seit dem
Friedensvertrag von Camp David haben die USA mehr als 30 Milliarden Dollar
Militärhilfe dorthin geschickt. Mit dem Regime sind für Washington
zahlreiche strategische Interessen in der Region verknüpft: vom Status quo
im Nahen Osten über Öl- und andere Transporte durch den Suezkanal bis hin
zur Meinungsführerschaft in der arabischen Welt.
Jetzt steht der langjährige Verbündete Husni Mubarak mit dem Rücken zur
Wand. Und Washington fehlt das, was Mubaraks repressive Politik seit Jahren
bekämpft hat: der direkte Draht zur demokratischen Opposition – zu jenen,
die als Alternative zu dem Diktator aus der Demokratiebewegung hervorgehen
könnten.
In dieser Atmosphäre, die von Ängsten vor einem Déjà-vu der iranischen
Revolution von 1979 und von Sorgen um das künftige nachbarschaftliche
Umfeld von Israel geprägt ist, tobt in Washington eine harte
Auseinandersetzung zwischen den StabilitätsbefürworterInnen und jenen, die
auf Demokratie setzen.
Der Ausgang dieses internen Konflikts in Washington ist offen. Fest steht
hingegen, dass die Tage des Mubarak-Regimes gezählt sind. Und auch, dass
den anderen autoritären Herrschern und Königen in der Region bewegte Zeiten
bevorstehen. Denn der Dominostein, der in Tunesien gefallen ist, hat längst
alle anderen berührt.
Für die USA – und für Israel – bedeutet dies eine Gemengelage, die
komplizierter werden wird. Wenn Washington dort glaubwürdig mitspielen
will, muss es die Diktatoren schnell in die Wüste schicken.
30 Jan 2011
## AUTOREN
Dorothea Hahn
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