# taz.de -- Facebook-Anwendung "Places Deals": Belohnte Bewegungsprofile | |
> Die jüngste Werbe-Idee von Facebook erreicht Deutschland. Wer sich | |
> künftig an bestimmten Orten anmeldet, kann Rabatte abstauben, gibt aber | |
> mehr Daten an Facebook. | |
Bild: Merchandising auf chinesisch: Der "Like"-Button als Kopfkissen. | |
Facebook hat seinen Rabatt- und Marketingdienst "[1][Places Deals]" am | |
Montag auch in Deutschland gestartet. Die Idee der neuen Werbeform, die es | |
bislang nur in den USA gab: Nutzer sollen über Rabatte und andere Angebote | |
in die Läden und Einrichtungen von zahlreichen Partnerfirmen gelockt | |
werden. | |
Dass die Mitglieder auch wirklich vor Ort waren, kann Facebook ganz genau | |
über den eigenen Ortsdienst "Places" überprüfen. User melden sich, um | |
mitmachen zu können, über ihr Smartphone bei Facebook über das Tool | |
"Check-in" an. Das wiederum lässt Facebooks Datensammlung anschwellen, die | |
sich auch anderweitig zu Geld machen lassen könnte, etwa zu | |
Marktforschungszwecken. | |
Immerhin sieben mehr oder weniger bekannte Partner konnte Facebook für den | |
Deutschlandstart von "Places Deals" verpflichten. Nicht jeder liefert den | |
Nutzern dabei Rabatte. Einige versuchen, mit Charity-Aktionen | |
Facebook-Mitglieder in ihre Läden zu locken. So erhält man bei der | |
Kleiderkette Benetton "nur" die Möglichkeit, pro Check-in zwei Euro an ein | |
Technikprojekt in Kenia spenden zu lassen, während Konkurrent Esprit pro | |
Anmeldung immerhin fünf Euro an die SOS-Kinderdörfer gibt. | |
Bei der Großkinokette Cinemaxx erhalten die ersten 10.000 Nutzer eine Tüte | |
Popcorn, bei der Parfümerie Douglas gibt's ein Parfüm oder 15 Prozent | |
Rabatt auf den ersten Einkauf. Die Computerkette Gravis verschenkt 10.000 | |
etwas angestaubte Spiele ("Die Sims 3") und beim Fast-Food-Italiener | |
Vapiano gibt es ein "Freundschaftsangebot" mit Zusatzfutter und Prosecco, | |
falls ganze vier Nutzer gleichzeitig mitmachen. | |
Dass das Einchecken für die Nutzer auch Ausgaben bedeuten kann, zeigt indes | |
Partner Nummer sieben, der geschäftstüchtige FC Bayern: Der verschenkt nur | |
an diejenigen Facebook-Nutzer "Tausend Gratis-Fanschals", die sich auch | |
eine Karte für ein Heimspiel gegen Hoffenheim am 12. Februar besorgt haben. | |
Noch ist "Places" samt "Deals"-Rabatten kein Automatismus: Die Nutzer | |
müssen sich mit ihrem Handy und der Facebook-Anwendung oder alternativ | |
einem mobilen Browser von Hand anmelden, um "eingecheckt" zu sein. | |
Vorausgewählt wird die aktuelle Position per eingebautem | |
Satellitennavigationschip, dessen Selektion dann nur noch bestätigt werden | |
muss. Wenn Facebook dies wollte, könnte er den Vorgang aber noch deutlich | |
vereinfachen und die Nutzer bei laufendem Gerät einfach ständig an | |
irgendwelchen Orten anmelden - entsprechende Software gibt es längst für | |
iPhone und Android. | |
Geplant ist das aber bislang (noch) nicht. Die Technik könnte in den | |
kommenden Versionen aber mindestens leichter bedienbar werden - und | |
potenziell gruseliger: Firmen könnten, so deutete es Facebook einmal an, | |
als Partner des Konzerns Nachrichten aufs Handy schicken, sobald ein Nutzer | |
sich an einem Ort eincheckt. Das wäre die ultimative ortsbezogene Werbung, | |
die für Facebook offenbar ein sehr großer Zukunftsmarkt werden soll. | |
Erste Datenschutzprobleme bei "Places" gab es bereits. Nach dem Start in | |
den USA war es möglich, dass ein Nutzer seine Freunde teilweise ohne deren | |
Einverständnis am aktuellen Ort "einchecken" konnte. Dann tauchte im | |
"Newsfeed" die Nachricht auf, dass Person X mit Person Y und Z an einem Ort | |
war - was eventuell nicht bekanntgegeben werden sollte. | |
Das Missbrauchspotenzial des Problems wurde von Facebook allerdings als | |
gering eingeschätzt. Die Nutzer könnten ja selbst detailliert festlegen, | |
wer ihren Aufenthaltsort sehen könne und wer nicht, hieß es damals. Zudem | |
sei nicht jedes Mitglied automatisch bei "Places" vertreten und nur Freunde | |
des Nutzers würden dessen Position auch wirklich sehen. | |
Dass viele Facebook-Nutzer dazu neigen, mehr "Freunde" zu haben, als | |
vernünftig ist, wurde dabei allerdings geflissentlich ignoriert. Immerhin | |
bietet Facebook mittlerweile die Möglichkeit, Freunde einfacher [2][in | |
Gruppen zu unterteilen]. | |
1 Feb 2011 | |
## LINKS | |
[1] http://www.facebook.com/places/ | |
[2] /1/netz/netzoekonomie/artikel/1/grueppchen-und-dicker-download/ | |
## AUTOREN | |
Ben Schwan | |
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