# taz.de -- Saarlands Ministerpräsidentin in spe: "Ohne Druckmittel wird es ni… | |
> Die Mehrheit für die Frauenquote könne organisiert werden, sagt Saarlands | |
> künftige Ministerpräsidentin Kramp-Karrenbauer. Denn die Wirtschaft hat | |
> trotz freiwilliger Verpflichtungen zu wenig getan. | |
Bild: Will die Frauenquote durchsetzen: Sozialministerin Annegret Kramp-Karrenb… | |
taz: Frau Kramp-Karrenbauer, sind Sie für eine gesetzliche Frauenquote für | |
Führungsgremien in der Privatwirtschaft? | |
Annegret Kramp-Karrenbauer: Für mich ist wichtig, dass wir am Ende der | |
Debatte eine gesetzliche Regelung mit 30 Prozent haben. Wenn man der | |
Wirtschaft noch über eine Selbstverpflichtung die Möglichkeit einräumt, | |
das, was sie in den letzten zehn Jahren versäumt hat, nachzuholen, kann ich | |
damit leben. Wir lassen uns aber nicht ewig hinhalten. | |
In der CDU gibt es einen Quotenstreit. Arbeitsministerin von der Leyen will | |
eine gesetzliche Quote von 30 Prozent, Familienministerin Schröder will | |
keine staatliche Einheitsquote und spricht von der "Pflicht zur | |
Selbstverpflichtung". | |
Das Ziel der beiden ist aber gleich, der Weg nur unterschiedlich. Beide | |
wollen am Ende 30 Prozent, Frau Schröder aber eine flexible Quote mit | |
Selbstverpflichtung, Frau von der Leyen eine Staffelquote. Letztlich muss | |
der Weg verfassungskonform sein und mit dem Koalitionspartner umsetzbar. | |
Weshalb ist eine Quote überhaupt notwendig? | |
Weil die freiwillige Selbstverpflichtung, die seit zehn Jahren gilt, nicht | |
zu den gewünschten Ergebnissen geführt hat. Ohne ein gesetzliches | |
Druckmittel wird man daher nicht auskommen können. Die Wirtschaft hatte | |
lange Jahre Zeit, ihren Verpflichtungen nachzukommen. Das hat sie nicht | |
getan. | |
Nicht nur bei FDP und CSU gibt es Widerstand, auch in der CDU. Ist die | |
gesetzliche Regelung mehrheitsfähig? | |
Es gibt viele Skeptiker bei uns. Aber wir von der Frauenunion haben | |
gemerkt, dass es Bewegung gegeben hat und es immer mehr Befürworterinnen | |
und Befürworter gibt. Ich glaube, eine Mehrheit kann organisiert werden. | |
Würde eine Quote nicht die Wirtschaftsklientel der CDU verschrecken? | |
Die Wirtschaft ist noch sehr skeptisch. Einige Unternehmen sehen in der | |
Quote aber bereits jetzt nicht den Untergang des Abendlandes. Die | |
Unternehmen sind aufgrund des Fachkräftemangels bald in der Situation, dass | |
sie immer mehr auf Frauen angewiesen sind und sie sich überlegen müssen, | |
was sie Frauen anbieten können. | |
Sind die von Ihnen geforderten 30 Prozent das Ende der Debatte oder können | |
Sie sich auch mehr vorstellen? | |
Es ist sicher wünschenswert, wenn man darüber hinausgehen könnte. Aber von | |
der heutigen Situation mit drei Prozent Frauen in Führungsverantwortung bei | |
den börsennotierten Unternehmen ausgehend sind die 30 Prozent ein | |
ambitioniertes Ziel. Wenn das erreicht ist, kann man über weitere | |
Verbesserungen reden. | |
Wie könnte ein Kompromiss aussehen? | |
Ich hätte mit einer flexiblen Quote kein Problem. Wichtig ist aber, dass | |
zum Schluss die gesetzliche Festlegung bei 30 Prozent liegt. Am Ende der | |
Legislaturperiode 2013 werden in vielen Unternehmen die Aufsichtsräte neu | |
gewählt. Das kann also ein Zeitpunkt sein, zu dem es eine gesetzliche | |
Regelung geben muss. Deshalb muss diese auch jetzt auf den Weg gebracht | |
werden. | |
2 Feb 2011 | |
## AUTOREN | |
Paul Wrusch | |
## ARTIKEL ZUM THEMA |