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# taz.de -- Super Bowl: Paul heißt jetzt Jenny
> Mit den Green Bay Packers und Pittsburgh Steelers treten zwei der
> traditionsreichsten und beliebtesten Mannschaften im NFL-Endspiel
> gegeneinander an.
Bild: Die Pittsburgh Steelers konnten in den vergangen fünf Jahren zwei Super-…
DALLAS taz | Am vergangenen Mittwoch war es in Dallas, Texas mit minus 10
Grad Celsius 2 Grad kälter als in Green Bay, Wisconsin, das 1.800 Kilometer
weiter nördlich liegt. Das öffentliche Leben war lahmgelegt, Autos fuhren
nur im Schritttempo, die Schulen waren geschlossen. Doch die Fans der Green
Bay Packers dürften das Wetter als gutes Omen nehmen, auch wenn einige von
ihnen wegen des massiven Wintereinbruchs in weiten Teilen der USA noch gar
nicht in Dallas angekommen sind. Immerhin gewann ihre Mannschaft im Jahr
1967 bei 25 Grad minus den sogenannten "Ice Bowl": Im damaligen Halbfinale
triumphierte man ausgerechnet gegen die Dallas Cowboys. Diesmal treffen sie
in der Super Bowl Nummer 45 im neuen Cowboys Stadium in Arlington auf die
Pittsburgh Steelers (Kick-off Sonntag, 0.30 Uhr MEZ, ARD).
Die allerdings sind ebenfalls eine schneefeste Mannschaft. "Es ist ein
Segen. Das ist das Wetter, das wir kennen", sagt Steelers-Chefcoach Mike
Tomlin. Zum Spiel wird das außergewöhnliche Klima sowieso nebensächlich:
Das neue Stadion in Dallas hat ein Dach, das Endspiel wird auf Kunstrasen
unter Hallenbedingungen ausgetragen.
Den Zuschauern vor den Fernsehern dürfte das Wetter sowieso egal sein, es
wird mit einem Einschaltquotenrekord gerechnet. Denn die beiden
Mannschaften garantieren für eine Traumpaarung aus Sicht der National
Football League (NFL): Die Liga hätte kaum zwei Teams finden können, die
mit einer längeren und ruhmreicheren Tradition und der damit einhergehenden
Anhängerschaft anreisen.
Die Packers sind einzigartig. Green Bay hat nur 102.000 Einwohner, ist die
mit Abstand kleinste Stadt mit einem NFL-Team. Zudem sind die Packers die
einzige NFL-Franchise, die wie eine Genossenschaft organisiert ist: Die 4,7
Millionen Anteile dürfen Einwohner des Bundesstaats Wisconsin erwerben,
niemand darf mehr als 200.000 Stück besitzen.
Es gibt keinen Teambesitzer, der die Mannschaft an einen anderen Ort
verpflanzen könnte, wie andernorts oft geschehen. Die Packers sind ein
Relikt aus einer Zeit, in der Spitzensport noch nicht Kommerz bedeutete.
Das macht sie im ganzen Land zum Sympathieträger mit Asterix-Effekt. Der
ländliche Charme ist Programm: Wisconsin produziert vornehmlich
Milchprodukte, die Packers werden deshalb "Käseköpfe" genannt, und ihre
Fans setzen sich zu den Spielen Käsedreiecke aus Kunststoff auf den Kopf.
Auch die Pittsburgh Steelers haben eine große Fangemeinde in den USA, die
in Krisenzeiten zusammengeschweißt wurde. Als die Stadt in den 1980er
Jahren hart von der Stahlkrise getroffen wurde, zogen viele Menschen weg,
blieben jedoch Steelers-Fans. Die "Steeler-Nation", die in den vergangenen
fünf Jahren zwei Super-Bowl-Erfolge feiern konnte, hat so viele Freunde und
so viele Feinde wie der FC Bayern München - ein Zuschauermagnet sind sie
allemal.
So wird trotz des unerwarteten Winterchaos in Dallas, das auch
wirtschaftliche Einbußen für die Region und die Liga nach sich ziehen
dürfte, ein spannendes und spektakuläres Spiel erwartet. Beide Mannschaften
haben zwar sehr effektive Verteidigungsreihen, aber auch sehr gute
Angriffsformationen mit sprintschnellen Passempfängern und Quarterbacks,
die improvisieren können und nervenstark sind.
Aaron Rodgers von den Packers hat in den Play-offs bislang überragend
gespielt, Ben Roethlisberger von den Steelers verfügt über mehr Erfahrung
und hat schon zwei Super Bowls gewonnen. Es ist die perfekte Ausgangslage
für einen völlig offenen Spielausgang.
Deshalb muss nun Jenny herhalten, die amerikanische Antwort auf den
prophetischen Kraken Paul. Elefant Jenny lebt im Zoo von Dallas und bekam
kürzlich zwei Wassermelonen vor den Rüssel gelegt, in den Farben der
Steelers und der Packers. Jenny ging auf die Steelers-Melone zu und
stampfte sie mit einem entschlossenen Tritt zu Brei.
4 Feb 2011
## AUTOREN
Christoph Leischwitz
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