# taz.de -- Dresden-Demo: Linke wollen Rechte linken | |
> Tausende Neonazis planen Großdemos am Jahrestag der Bombardierung von | |
> Dresden. Ein breites Bündnis ruft zum Protest dagegen auf. | |
Bild: Im vergangenen Jahr konnte in Dresden der Aufmarsch der Neonazis verhinde… | |
BERLIN taz | Die einen wollen marschieren, die anderen wollen sie | |
blockieren. Weil Neonazis für Mitte Februar gleich mehrere Versammlungen in | |
Dresden angekündigt haben, rufen bundesweit antifaschistische Initiativen, | |
linke Gruppen, Parteien, Gewerkschaften und Prominente zu | |
Großdemonstrationen und Massenblockaden in die sächsischen Landeshauptstadt | |
auf. | |
Dort haben rechte Gruppen vom 5. bis 20 Februar zahlreiche Veranstaltungen | |
angemeldet, darunter zwei Großdemonstrationen mit mehreren tausend | |
TeilnehmerInnen. Im Jahr 1945 zerstörten alliierte Bomber die Stadt | |
großflächig vom 13. bis 15. Februar - kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs. | |
Traditionell versuchen Neonazis den Termin in ihrem Sinne umzudeuten. So | |
kündigt etwa die rechte Jugendorganisation "Junge Landsmannschaft | |
Ostdeutschland" auf einer Szene-Homepage an, mit Neonazis aus ganz Europa | |
"das ,Recht auf Gedenken und Versammlungsfreiheit' durch eine neue | |
Veranstaltungsstrategie auch politisch geltend" zu machen. | |
Damit spielen die Neonazis auf ihren Misserfolg im vergangenen Jahr an: | |
Damals hatten 12.000 Menschen mit Sitzblockaden und Demonstrationen den | |
Neonazi-Aufmarsch verhindert. Weil die Polizei dessen Sicherheit nicht | |
garantieren konnte, stoppte sie die rechte Demonstration. | |
Aktuell rechnen Antifa-Gruppen für den 13. Februar mit bis zu 2.500 | |
Neonazis und für den 19. mit bis zu 5.000. Für den 13. Februar ruft | |
Dresdens Oberbürgermeisterin Helma Orosz (CDU) zu einer Menschenkette auf. | |
Massiver Protest ist für den 19. Februar zu erwarten, wenn das Bündnis | |
"Dresden Nazifrei" auch mit Aktionen zivilen Ungehorsams an die | |
erfolgreichen Blockaden von 2010 anknüpfen will. | |
"Viele Menschen haben die Erfahrung gemacht, dass man mit massenhaftem | |
zivilen Ungehorsam Einfluss auf politische Prozesse nehmen kann", sagte | |
Bündnissprecher Stefan Thiele. Bereits jetzt gebe es daher weitaus mehr | |
Zulauf als 2010. | |
Nach Angaben des Bündnisses haben sich für den 19. Februar 140 Busse aus | |
Deutschland, Tschechien, Österreich, Schweiz, Dänemark, Schweden und | |
England für die Proteste angemeldet. Die Neonazis ändern ihre Strategie und | |
wollen an mehreren Terminen marschieren. Auch hatten sie kürzlich | |
Rückendeckung vom Dresdner Verwaltungsgerichts erhalten. Das hatte den | |
polizeilichen Abbruch der Neonazidemo 2010 im Nachhinein für rechtswidrig | |
erklärt. | |
18 Bundestagsabgeordnete von SPD, Grünen und Linken rufen trotzdem mit | |
einem Internetvideo zu Demonstrationen und Blockaden auf - unter ihnen | |
Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse (SPD). Thierse sagte der taz: "Es | |
entspricht höchstrichterlicher Rechtsprechung, dass die Ausübung des | |
Demonstrationsrechtes in bestimmten Formen des passiven Widerstandes keine | |
Straftat darstellt, solange dies konsequent friedfertig und gewaltfrei | |
geschieht. Genau das wünsche ich mir auch für die diesjährigen Proteste | |
gegen die Rechtsextremen in Dresden." | |
Thierse war im Mai 2010 dafür kritisiert worden, dass er sich in Berlin an | |
einer Straßenblockade beteiligt und dazu beigetragen hatte, einen | |
Neonazi-Aufmarsch zu stoppen. Die Staatsanwaltschaft hatte Ermittlungen | |
gegen ihn aufgenommen, diese aber fallen gelassen. | |
4 Feb 2011 | |
## AUTOREN | |
Martin Kaul | |
## ARTIKEL ZUM THEMA |