# taz.de -- Streit um Online-Werbung: Google und Facebook im Dauerclinch | |
> Wenn Programmierer auf Facebook Werbung einsetzen wollen, dürfen sie | |
> künftig keine Google-Ads verwenden. So setzt sich ein länger schwelender | |
> Streit fort. | |
Bild: Das geht immer (noch): Anti-Werbung für Farmville auf Facebook. | |
Online-Werbung ist nicht nur für Facebook wichtig, sondern auch für | |
zahlreiche Entwickler, die Programme für die Plattform, sogenannte Apps, | |
bereitstellen. Egal ob ein Zombie-Spiel, virtuelle Grußkarten oder | |
Anwendungen zum besseren Freundesmanagement - darin platzierte Werbung soll | |
das investierte Geld wieder hereinholen und kostenlose Dienste finanzieren. | |
Im Bereich der Facebook-Werbung haben Programmierer künftig weniger | |
Auswahl: Die im Web sonst so populären Google-Reklamearten "Adsense" und | |
"Doubleclick" sind seit Ende letzter Woche verboten. Zu diesem Zeitpunkt | |
führte der Netzwerkbetreiber eine offizielle Liste der zugelassenen | |
Werbedienstleister ein. Kurz ist die Übersicht der "Ad Provider" [1][mit 40 | |
Anbietern nicht,] doch der größte Anbieter fehlt nun, was einigen | |
Entwicklern bereits Kopfzerbrechen bereitet. Die Betroffenen müssen sich | |
nun einen neuen Geldgeber suchen, spätestens in einigen Wochen sollen Apps | |
mit Google-Anzeigen abgedreht werden. | |
Offizieller Grund für die Maßnahme: Facebook erlaubt künftig nur noch | |
solchen Werbedienstleister den Zugriff, die sich an "Platrformregeln" | |
halten. In diesen steht zum Beispiel, dass sich Ad Provider verpflichten | |
müssen niemals Facebook-Nutzerdaten zu verwenden. Der Netzwerkriese hatte | |
zuvor allerlei Probleme in diesem Bereich: So landeten etwa die | |
Facebook-Nutzer-IDs bei Dienstleistern und Werbekunden, die damit | |
potenziell Werbeprofile bilden konnten. | |
"Nutzerdaten, Facebook-Nutzer-IDs und alle anderen durch die | |
Facebook-Schnittstelle erhaltenen Daten" dürften nicht mehr "direkt oder | |
indirekt" empfangen werden, heißt es nun. Selbst aggregierte Informationen, | |
also Daten, die von mehreren Nutzern stammen und relativ schwer | |
zurückverfolgt werden können, dürfen Werbedienstleister nicht mehr bekommen | |
- außer Facebook genehmigt dies ausdrücklich. Warum Google die neuen | |
Plattformregeln bislang nicht unterzeichnet hat, ist momentan unklar. | |
Möglicherweise will das Unternehmen nicht, dass Facebook künftig wieder | |
Herr aller seiner Daten ist. | |
Die Werbeblockade ist nur der letzte Vorfall in einem seit Herbst | |
schwelenden Kleinkrieg zwischen Google und Facebook, der bisweilen auf dem | |
Rücken der Nutzer ausgetragen wird. Den Erstschlag führte der | |
Suchmaschinenbetreiber durch: An einem Wochenende im November verbot Google | |
plötzlich Facebook den Zugriff auf die Adressdaten von Google-Mail-Nutzern. | |
Zuvor war es mit wenigen Klicks möglich gewesen, alle in Google Mail | |
enthaltenen Kontakte nach Facebook mitzunehmen. | |
Die Begründung für die Aktion fand sich in einer kleinen, aber gewichtigen | |
Änderung der Bedingungen, die Google allen Nutzern seiner | |
Programmierschnittstelle - und damit eben auch Facebook - abverlangt: Wer | |
diese sogenannte API nutzen wolle, müsse künftig dafür Sorge tragen, dass | |
die eigenen Nutzer ebenfalls "alle Kontaktdaten zu einem anderen Dienst | |
oder einer Anwendung ihrer Wahl exportieren" könnten. Das müsse mindestens | |
"genauso einfach und schnell" gehen wie bei Google, hieß es damals | |
süffisant in den Richtlinien. | |
Da Facebook aber gerne auf seinen Daten sitzt, stellte dies ein großes | |
Problem für den Netzwerkkonzern dar. Zwar existierte seit einiger Zeit die | |
Möglichkeit, selbst eingestellte Fotos, Statusbotschaften und anderen "User | |
Generated Content" in einem praktischen Zip-Paket herunterzuladen. Doch das | |
betrifft auch noch nicht die wichtigsten Daten, die Facebook hat: die | |
detaillierte Liste mit den Freundeskontakten und all ihren Informationen - | |
also das, was man auch zu einem Konkurrenten von Facebook mitnehmen könnte. | |
Freundesdaten sind nur teilweise exportierbar. Und deshalb griffen Googles | |
AGB-Änderungen so gut. | |
Facebook umging das Problem anfangs, indem die Firma ein [2][Werkzeug zum | |
Datenimpor] bereitstellte - das war etwas umständlich, funktionierte aber | |
mit Hilfe einer Anleitung gut. Mittlerweile ist das [3][nicht mehr | |
möglich]. Ob Google sich beschwerte oder Facebook selbst die Entscheidung | |
traf, um Google auf die ein oder andere Art zu "bestrafen", ist bislang | |
unklar. Doch der Reklamebann ist nun der nächste Schlag im Kleinkrieg. Wie | |
es weitergeht, wissen Facebook und Google allein. | |
15 Feb 2011 | |
## LINKS | |
[1] http://developers.facebook.com/adproviders/ | |
[2] /1/netz/netzkultur/artikel/1/facebook-umgeht-googles-blockade/ | |
[3] /1/netz/netzoekonomie/artikel/1/facebook-kickt-google-raus/ | |
## AUTOREN | |
Ben Schwan | |
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Sudhir Venkatesh. |