# taz.de -- Unis in Bayern droht Überfüllung: CSU versemmelt Uni-Reform | |
> Weil in Bayern zwei Abiturjahrgänge fertig werden und die Wehrpflicht | |
> ausgesetzt wird, droht den Hochschulen die Überfüllung. Nun wehren sich | |
> die Abiturienten. | |
Bild: 76.000 Studienanfänger erwartet Bayern dieses Jahr - so viele wie nie. | |
MÜNCHEN taz | In den Hochschulrankings liegen die Bayern meist vorne auf | |
den Top-Positionen, in Exzellenzinitiativen werden die Unis im Freistaat | |
gerne als vorbildlich ausgezeichnet. Die attraktiven Hochschulen im Süden | |
ziehen von weit über die Landesgrenzen hinaus Studenten an. Doch in diesem | |
Jahr ist der gute Ruf der Hochschulen im Süden bedroht. Ihnen droht die | |
Überfüllung. | |
Die Hochschulpolitikerin Isabell Zacharias von der Landtags-SPD meint gar: | |
"Ich kann gut verstehen, wenn einige Studenten lieber in den Osten gehen." | |
Dieses Jahr erwartet das Land Bayern 76.000 Studienanfänger - so viele wie | |
nie. Der Ansturm ist die Folge überstürzter politischer Reformen. Unter | |
Edmund Stoiber führte die CSU-Regierung das achtstufige Gymnasium G8 ein. | |
Diesen Sommer macht der erste G8-Jahrgang Abitur, zeitgleich mit dem | |
letzten Jahrgang des neunstufigen Gymnasiums. Gleichzeitig hat die CSU im | |
Bund die Aussetzung der Wehrpflicht durchgesetzt. Das macht noch einmal | |
5.500 Abiturienten mehr, die, statt Zivil- oder Wehrdienst abzudienen, an | |
die Hochschulen drängen. | |
Nun rebellieren die Abiturienten. Vor zwei Wochen hat ein Bündnis um die | |
LandesschülerInnenvereinigung eine Massenpetition gestartet. Die Forderung: | |
mehr Geld für die Hochschulen, 10.000 zusätzliche Studienplätze. Am | |
Dienstagmittag hatten bereits 1.140 Bürger die Petition unterschrieben. | |
"Wir wollen Druck auf die Staatsregierung machen", sagt Niels Niedermeier | |
vom Bündnis "Doppeljahrgang 2011". | |
Die Regierung hat ein Ausbauprogramm vorgelegt, das 38.000 neue | |
Studienplätze und 3.000 zusätzliche Stellen für Professoren und Mitarbeiter | |
schaffen soll. Die Opposition hält das für nicht ausreichend. Die 38.000 | |
Studienplätze kompensierten nur eine alte Überlast, nicht den | |
Doppeljahrgang, sagt Isabell Zacharias von der SPD. Von den 3.000 | |
Mitarbeiter-Stellen seien bislang nur 1.500 besetzt. | |
Um den Ansturm auf die Hochschulen abzufedern, hat die Regierung | |
durchgesetzt, dass die Abiturienten des neunjährigen Gymnasiums G9 sich | |
bereits im Winter mit ihren Zwischenzeugnissen an den Hochschulen bewerben | |
konnten, um bereits im Sommersemester das Studium anzufangen. Am 1. Mai | |
gibt es Abiturzeugnisse, am 2. Mai beginnt das Studium, so der Plan. | |
Doch den meisten Abiturienten geht das zu schnell. Das zeigt eine | |
vergangene Woche im Landtag vorgestellte Umfrage der Regierung. Nach der | |
wollen nur 15,4 Prozent der G9-Absolventen schon im Sommer mit dem Studium | |
beginnen. Umso größer wird der Andrang zum Wintersemester. "Es wird im | |
Herbst auf einen GAU zulaufen", so SPD-Expertin Zacharias. | |
Selbst wenn die Hochschulen genug Studienplätze für alle schaffen, müssen | |
die Studenten auch wohnen und essen. Doch der Wohnraum ist in beliebten | |
Universitätsstädten wie München schon jetzt für Studenten kaum zu bezahlen. | |
Bayernweit sind für Zehntausende zusätzliche Studenten gerade einmal 4.326 | |
neue Wohnheimplätze in Planung. | |
15 Feb 2011 | |
## AUTOREN | |
Bernhard Hübner | |
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